Kommentar
20:53 Uhr, 10.08.2018

Warum ich jetzt Türkische Lira kaufe

Man soll ja kaufen, wenn in den Straßen das Blut fließt. Bei der türkischen Lira hätten wir heute so einen Fall. Aber Achtung: Sehr hohes Risiko!

Erwähnte Instrumente

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In der Spitze gibt die türkische Lira gegenüber dem Dollar 20 % an Wert ab. So etwas sieht man selten, insbesondere bei einer frei konvertierbaren Währung. Ist eine Währung an den Dollar gekoppelt und wird diese Kopplung plötzlich beendet, kann es zu großen Anpassungen kommen. Man muss dabei nicht einmal in weite Ferne schweifen. Man erinnere sich nur an die Aufhebung des Mindestkurses Euro/Franken. Der Euro verlor gegenüber dem Franken wie eine Ramschwährung in der Spitze 30 % an Wert.

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Das Minus war am Ende der Panik deutlich kleiner. So ähnlich könnte es auch bei der Lira sein.

Die Lira wird langfristig nicht aufwerten. Da darf man sich keine Illusionen machen. Die Türkei hat eine tiefrote Handels- und Leistungsbilanz. Das übt ständigen Druck auf den Kurs aus.

TRY/USD
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Je nach Zinsniveau, Inflation und Handelsbilanz kann man pro Jahr schon mit 10 % Abwertung rechnen. In diesem Jahr waren es schon 45 %. Das erscheint mir trotz der wahrlich nicht rosigen Lage übertrieben. Trump hat angekündigt, dass die Zölle auf Stahl und Aluminium für die Türkei verdoppelt werden.

Die USA sind großer Abnehmer von Stahl aus der Türkei. Fast 2 Mio. Tonnen importierten die USA im vergangenen Jahr. Das klingt nach viel und ist für die Stahlindustrie wichtig, doch für die Türkei kaum der Rede wert. Der Gegenwert entspricht ca. 1,2 Mrd. Dollar.

Die Türkei exportiert insgesamt Waren im Wert von ungefähr 80 Mrd. Dollar. 1 Mrd. mehr oder weniger bringt den Handel nicht aus dem Gleichgewicht. Der fundamentale Effekt der Zölle wird überschätzt. Meiner persönlichen Meinung sehen wir hier gerade einfach nur eine Panikreaktion.

In den kommenden Tagen wird sich zeigen, ob es noch schlimmer kommt. Eine unabhängige Zentralbank würde jetzt die Zinsen kräftig anheben. Derzeit liegt der Zinssatz bei knapp 18 %. Eine Anhebung auf 25 % oder 30 % würde die Lage schnell beruhigen.

Derzeit wird die Lira massiv leerverkauft. Das ist aber nicht gratis. Es kostet Zinsen bzw. genauer die Zinsdifferenz der Währungen. Anleger müssen für ihre Shorts mehr als 15 % pro Jahr zahlen. Verdoppelt sich dieser Betrag, weil die Notenbank die Zinsen anhebt, werden die Shorts irgendwann einfach zu teuer. Damit sich der Aufwand lohnt, muss die Währung dann in einem Jahr zumindest 30 % abgeben. Zumindest mittelfristig ist eine solche Abwertungsgeschwindigkeit nicht gerechtfertigt.

Am Montag oder Dienstag wissen wir mehr. Ich persönlich könnte mir vorstellen, dass wir hier gerade den Höhepunkt der Panik sehen. Ich kaufe daher Lira zum Kurs (zum Dollar) von 6.48. 15-20 % Rendite sind möglich. Dreht der Kurs allerdings nicht schnell, wird verkauft. Es handelt sich um einen Trade. Geht er nicht auf (wissen wir wohl Anfang kommender Woche), wird geschlossen. Greift die Notenbank doch ein, können Gewinne innerhalb weniger Wochen realisiert werden.

Das Ganze ist hochriskant. Die Position muss entsprechend klein sein. Im Zweifelsfall sollte man auch lieber die Finger davon lassen, wenn man sich mit der Gesamtthematik nicht wohl fühlt.

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17 Kommentare

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  • RArmbruster
    RArmbruster

    Ich hoffe, das macht dem Schmale jetzt keiner nach, denn der Absturz von TRY ist so heftig, weil der Markt einen NATO-Austritt einzupreisen versucht. Erdo trifft sich heute und morgen mit Lawrow um den Syriengipfel am 7.9. vorzubereiten.

    Würde Erdo ernst machen und einen Warschauer Pakt mit Russland und dem Iran schmieden, würden die USA überhaupt keinen Stahl oder sicherheitsrelevante Güter aus der Türkei mehr importieren und alle heimischen Bankverbindungen kappen. Türkische Banken wären damit vom Devisenmarkt abgeschnitten. Klingt zwar unmöglich, aber die Macht dazu hat er jetzt.

    TRY dürfte sich daher kaum nennenswert erholen und kann durch jede weitere Erdo- Durchhalteparole noch weiter abschmieren - auch wenn die Notmaßnahmen jetzt vielleicht erstmal stabilisieren.

    08:55 Uhr, 13.08.2018
  • nazan
    nazan

    produkte zur TRY werden leider nicht angezeigt (Zertifikate und co.)

    11:01 Uhr, 12.08.2018
  • shark
    shark

    Zum Thema Türkei,lesenswert

    Von Holger Zschäpitz Leitender Wirtschaftsredakteur der Welt

    Jetzt wird die Krise der Türkei zum Problem für Europa

    Stand: 10.08.2018

    12:41 Uhr, 11.08.2018
    2 Antworten anzeigen
  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Nachdem die türkische Notenbank am Freitag untätig geblieben ist, wäre mir das zu riskant. Solche Krisen verschwinden auch nicht über Nacht, man denke etwa an die Asien- und die Russland-Krise ab 1997.

    22:23 Uhr, 10.08.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Highroller
    Highroller

    Gibts Döner jetzt billiger? Das ist doch die Frage!

    22:10 Uhr, 10.08.2018
  • While E. Coyote
    While E. Coyote

    Ich hätte ja knallhart auf einen Türkeiurlaub ihrerseits gewettet. Coyote 0 Punkte

    21:57 Uhr, 10.08.2018
  • maierbcn
    maierbcn

    😱

    21:44 Uhr, 10.08.2018
  • shark
    shark

    Sie kaufen auch ,zumindestens verbal,seit 01.08. 2018 türkische Aktien etc

    Seit ca 8 Wochensage ich Türkei short ,godmode sieht seitt Edogan Wahlsieg gute Chancenfür Aktiensprich long!

    DieTürkei steht vor dem Staatsbankrott !!!!

    21:29 Uhr, 10.08.2018
    2 Antworten anzeigen
  • Contrarian
    Contrarian

    Das klingt logisch...die Frage ist, wann sich die Logik durchsetzt. Laut Kostolany kann das dauern. Ich habe auch die türkische Lira gegen Euro gekauft...eventuell braucht man etwas Geduld.

    21:11 Uhr, 10.08.2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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