Kommentar
07:02 Uhr, 19.10.2017

Fatal: Anleger unterschätzen Schocks an den Märkten!

Schock oder Crash – beides suggeriert, dass es sich um etwas handelt, das man nicht so häufig erlebt. Weit gefehlt.

Erwähnte Instrumente

Bei Schock und Crash denken alle gleich an 2008. Das ist nicht ganz falsch, aber die Gedanken sollten dort nicht aufhören. Der Schock von damals sitzt einigen Anlegern immer noch in den Knochen. Viele Anleger haben diesen Schock aber gar nicht erlebt. Dafür ist ihnen vielleicht etwas Anderes untergekommen.

Schocks gibt es nämlich wie Sand am Meer. Sie werden nur nicht so wahrgenommen. Währungsschocks sind fast an der Tagesordnung. Die ersten vier Grafiken zeigen Schockabwertungen ausgewählter Länder. Einige dieser Schocks waren mitunter absehbar.

Rohstoffländer wie Nigeria und Kasachstan hielten ihre Währungen gegenüber dem Dollar lange Zeit stabil. Das ging nur, weil sie viel Öl verkauften und dadurch Dollar ins Land flossen. Der Kapitalzustrom übte Aufwertungsdruck aus. Als dieser mit niedrigeren Ölpreisen ausblieb, nutzten die Zentralbanken ihre Währungsreserven, um die Währung stabil zu halten.

Irgendwann reichten die Reserven nicht mehr. Die Zentralbanken entschieden einfach, die Währungen abwerten zu lassen. Das führte innerhalb von Stunden zu Verlusten im zweistelligen Bereich.

Wer jetzt denkt, dass diese Beispiele irrelevant sind (wer investiert schon in nigerianische Naira?), täuscht sich. Die plötzliche Aufhebung des Franken-Mindestkurses haben viele wohl noch in guter Erinnerung. Sie kam ebenso plötzlich und betraf eines der wichtigsten Währungspaare der Welt.

Gründe für diese Schockabwertungen (oder beim Franken eine Aufwertung), gibt es viele. So konnte etwa die katarische Notenbank nach Bekanntwerden der Sanktionen der Nachbarländer die Währung nicht mehr stabil halten. Die Notenbank wurde überrascht und reagierte zu langsam.

Das ist durchaus relevant, auch für Anleger, die keine Währungen handeln. An den Aktienmärkten verhält es sich nicht anders. Die letzte Grafik zeigt dazu die Kursverluste einiger Aktien, die durch Skandale bewegt wurden. Die Aktie von VW – wirklich kein Nebenwert, der irrelevant erscheint – verlor innerhalb von Tagen fast 50 %.

Anderen Unternehmen, die ihre Buchhaltung frisierten, ging es nicht besser. Zuletzt wurde bekannt, dass Kobe Steel Zahlen fälschte. Die Aktie sackte um 40 % ab. Bei Chipotle Mexican Grill war es der gesundheitsgefährdende Norovirus, der im Essen war und Zweifel an den Standards des Unternehmens aufkommen ließ. Die Aktie verlor über 40 %.

Schocks gibt es fast wöchentlich, ob bei Währungen oder Aktien. Die Aufmerksamkeit ist hier eine andere als bei einer marktbreiten oder gar globalen Krise. Viele dieser Schocks bekommen Anleger gar nicht mit. Dennoch gibt es sie und man kann sie nicht vermeiden. Wer hätte schon gedacht, dass VW in eine so erschütternde Krise gerät?

Kaum ein Anleger hat Chancen, diese Skandale zu wittern. Entsprechend kann es auch jeden jederzeit erwischen, wenn er auf Einzelwerte setzt. Das Risiko lässt sich nur abmildern, indem man auf Sektoren, anstatt auf Einzelwerte setzt. Das begrenzt die Upside, mindert aber auch die Downside. Insbesondere Anleger, die ihr Depot nicht stündlich im Blick behalten können, sind mit einer Sektorallokation vermutlich besser beraten als mit großen Einzelpositionen.

Clemens Schmale

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3 Kommentare

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  • Cristian Struy
    Cristian Struy

    Ja, Clemens, dem kann ich nur zustimmen.

    15:43 Uhr, 19.10.2017
  • Merl
    Merl

    Crasht eine Aktie hat man meist gute Einstiegskurse!

    10:13 Uhr, 19.10.2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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