Kommentar
07:25 Uhr, 27.02.2018

Wenn man zu viel Cash hat

Warren Buffetts legendärer Aktionärsbrief wurde am Wochenende veröffentlicht. Ein großes Thema darin: Was soll Berkshire Hathaway nur mit dem ganzen Cash anfangen?

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Buffett will Unternehmen zu vernünftigen Preisen kaufen. Das gelingt aktuell immer seltener. Inzwischen türmt sich der Cashbestand auf 116 Mrd. Dollar. Diese lassen sich nicht so einfach anlegen. Der Bargeldbestand der Holding wäre für sich allein genommen schon unter den Top 50 größten börsennotierten US-Unternehmen. Mit 116 Mrd. könnte Berkshire fast General Electric schlucken oder Honeywell, Nike, Gilead, United Technologies, Broadcom, Adobe oder Goldman Sachs.

Das wird nicht geschehen. Die Unternehmen sind einfach zu hoch bewertet. Es gibt freilich noch Schnäppchen auf dem Markt, doch diese sind für gewöhnlich unter den Nebenwerten zu finden. Berkshire hilft es nicht, wenn es irgendwo 100 Mio. anlegen kann. Das ist einfach zu wenig.

Lesen Sie dazu auch: Warren Buffett: "Märkte machen verrückte Dinge!" (Zusammenfassung des aktuellen Briefs an die Aktionäre von Berkshire Hathaway)

Buffett will trotz mangelnder Schnäppchen das Geld nicht an die Aktionäre verteilen. Der nächste Abschwung kommt bestimmt. Man muss nur lange genug warten und dann freut man sich, wenn man viel Geld hat, um ein Schnäppchen nach dem nächsten aufsammeln zu können. Wer weiß, vielleicht kann Berkshire im nächsten Bärenmarkt mit den Reserven DowDuPont, Mastercard, Boeing oder Intel schlucken.

Lesen Sie dazu auch: Warren Buffett verrät seine Lieblingsaktien

Was Buffett macht, ist das einzig Richtige. Man muss Ruhe bewahren und nicht kopflos versuchen, das Geld bloß nur irgendwie anzulegen. Gilt das aber auch für Privatanleger? Der eine oder andere hat inzwischen selbst eine hohe Cashquote. Ich zähle mich dazu.

Ein paar tausend Euro kann man immer anlegen. Der Markt ist zwar hoch bewertet, doch für einen kurzen Zeithorizont ist das eigentlich unerheblich. Zudem zeigt sich der Markt nach der Korrektur wieder extrem robust. Persönlich hätte ich einen Doppelboden favorisiert. Stattdessen fehlen dem S&P 500 nur noch 3,5 % bis zum nächsten Allzeithoch. Lohnt es sich da, jetzt noch hinterher zulaufen? Ist es das Risiko wirklich wert?

Wenn ich mir meine Watchlist so ansehe, dann gefallen mir nur wenige Chartbilder. Recht vielversprechend sehen Affiliated Managers Group Inc. Registered Shares o.N. (155,340 € 2,35 %) und Zebra Technologies Corp. Registered Shares Cl.A DL -,01 (115,230 € 0,44 %) aus. Zebra hat gute Geschäftsergebnisse geliefert. Hier geht es um mehr als nur das Chartbild.

Affiliated Managers Group Inc.
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Zebra Technologies Corp.
Statischer Chart
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    Nasdaq
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Richtig tolle Schnäppchen sind es trotzdem nicht und nach dem raschen Rebound fühlt sich jeder Kauf wie ein Hinterherrennen an. Das ist keine gute Ausgangslage und hat wenig mit Vernunft zu tun. Die Probleme des Kleinanlegers sind sicherlich andere als die von Buffett. Probleme hat man trotzdem, vor allem wenn der Cashbestand hoch ist.

Kurzfristig traue ich dem Markt noch ein bisschen Performance zu. Gleichzeitig teile ich aber die Überzeugung von Buffett. Im Zweifelsfall ist es besser, das Pulver trocken zu halten.

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  • CKT7985
    CKT7985

    "Ein paar Tausend Euro" ... Damit gewinnt man keinen Blumentopf. Cash ist im aktuellen Zinsumfeld und in der starken Börsenphase geprägt von synchronem, globalen Wachstum der größte Fehler, den man begehen kann. Klar sind die Märkte leicht überhöht bewertet aber in starke Werte zu investieren und Dividenden zu kassieren ist allemal besser als das Kapital mit real -2% verzinsen zu lassen. Cash ist auch aktuell defintiv nicht king auch wenn etwas trockenes Pulver immer gut ist.

    08:02 Uhr, 27.02.2018
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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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