Warren Buffett: "Märkte machen verrückte Dinge!"
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2017 war ein sehr erfolgreiches Jahr für Starinvestor Warren Buffett und die von ihm geführte Investmentholding Berkshire Hathaway. Unter dem Strich verbuchte Berkshire Hathaway einen Nettogewinn von 44,940 Milliarden Dollar, nach 24,074 Milliarden Dollar im Jahr zuvor.
Verantwortlich für den Gewinnsprung war aber nicht Warren Buffett selbst, wie er im diesjährigen Schreiben an die Aktionäre von Berkshire Hathaway freimütig zugibt. Verantwortlich für den Gewinnsprung war vielmehr die US-Steuerreform, die zu einem positiven Sondereffekt von rund 21 Milliarden Dollar führte und im vierten Quartal zu einer beinahen Verfünffachung des Gewinns auf 32,6 Milliarden Dollar beitrug.
Während es 2017 im Industrie- und Eisenbahngeschäft gut lief für Berkshire Hathaway, schwächelte ausgerechnet das Versicherungsgeschäft, in dem der erste Verlust seit 14 Jahren verbucht werden musste. Verantwortlich dafür waren auch die hohen Kosten durch Naturkatastrophen, insbesondere die drei Hurricanes, die in Florida, Texas und Puerto Rico wüteten.
Wer lernen will, klug zu investieren, für den gibt es keine besser Lektüre als die jährlichen Briefe von Warren Buffett an seine Aktionäre. Auch im diesjährigen Schreiben an die Anleger, das allerdings spürbar kürzer ausfällt als in den Vorjahren, hat Warren Buffett wieder etliche kluge Ratschläge für Anleger parat, die im Folgenden wiedergegeben werden.
"Es gibt kaum noch etwas zu einem vernünftigen Preis"
Berkshire Hathaway hat inzwischen liquide Mittel in Höhe von 116 Milliarden Dollar angehäuft. Buffett würde dieses Geld gerne für weitere Zukäufe einsetzen, wird aber angesichts des sehr teuren Preisniveaus nicht fündig. Die hohen Bewertungen "waren ein Hindernis bei praktisch allen Deals, die wir 2017 angeschaut haben", schreibt Buffett. "Preise für Unternehmen, die zwar attraktiv, aber keineswegs spektakulär sind, waren auf Allzeithoch", so Buffett.
Doch für die "optimistische Armee von Käufern da draußen" seien die Preise fast irrelevant. CEOs, nach Einschätzung von Buffett meist "Macher-Typen", hätten eine große Motivation, ihre Zuständigkeit und meist auch ihr Einkommen durch Zukäufe zu vergrößern. "Wenn Wall-Street-Analysten oder Mitglieder des Verwaltungsrats diese Art von CEO dazu drängen, mögliche Übernahmen zu prüfen, ist es fast so, als ob Sie ihrem heranwachsenden Teenager dazu raten, ein gesundes Sex-Leben zu führen", schreibt Buffett. Wenn ein CEO erst einmal nach einem Deal lechze, werde es ihm nie an optimistischen Prognosen mangeln, die einen Zukauf auch rechtfertigen. "Die reichliche Verfügbarkeit von außergewöhnlich günstigen Krediten in 2017 hat die Kaufaktivitäten weiter angeheizt."
Profis und Berater können den Markt nicht schlagen - aber verschlingen "atemberaubende Summen"
Bereits im vergangenen Jahr hatte Buffett von der Wette mit dem Vermögensverwalter Protégé Partners berichtet, die Buffett nun endgültig für sich entscheiden konnte. Buffett hatte im Dezember 2007 gewettet, dass es in den kommenden zehn Jahren einer beliebigen Auswahl von Hedgefonds nicht gelingen werde, besser abzuschneiden als der breite US-Aktienindex S&P 500 . Protégé Partners wählte fünf Dachfonds aus, die jeweils in eine Reihe unterschiedlicher Hedgefonds investierten. Hedgefonds und ihre Manager waren lange Zeit die Superstars an der Wall Street - werben sie doch vielfach mit einer Überrendite.
"Die Auswahl war eine elitäre Gruppe, ausgestattet mit Verstand, Adrenalin und Selbstvertrauen", schreibt Buffett. Doch keinem der fünf von Protégé Partners ausgewählten Dachfonds gelang es, ein simples Indexinvestment in den S&P 500 zu schlagen. Trotzdem verursachten sie für ihre Anleger erhebliche Kosten. Während sich die Hedgefonds-Manager eine goldene Nase verdienten, erlebten viele Anleger eine "verlorene Dekade". Dabei war an der Marktentwicklung in den vergangenen zehn Jahren nichts ungewöhnlich, schreibt Buffett. "Performance kommt, Performance geht. Aber Gebühren geraten nie ins Schwanken", kritisiert Buffett. "Amerikanische Anleger zahlen jedes Jahr atemberaubende Summen an ihre Berater. Bekommen diese Investoren in der Summe den Wert ihres Geldes? Bekommen diese Anleger überhaupt irgendetwas für den Gegenwert ihrer Ausgaben?", fragt sich der Starinvestor.
Buffett selbst übrigens hat den Markt in den vergangenen Jahrzehnten auf geradezu phänomenale Art und Weise geschlagen. Seit Buffett im Jahr 1965 bei Berkshire Hathaway die Kontrolle übernahm, konnten die Aktien der Beteiligungsgesellschaft insgesamt um mehr als 2,4 Millionen Prozent (oder 20,9 Prozent pro Jahr) an Wert zulegen. Der S&P 500 schaffte es in der gleichen Zeit nur auf einen Wertzuwachs inklusive Dividenden von 15.508 Prozent bzw. 9,9 Prozent pro Jahr.
Aktien können sicherer als Anleihen sein
Die Wette hält laut Buffett eine weitere interessante Lektions für Investoren bereit: Für ihre Wette legten Buffett und Protégé Partners jeweils 318.250 Dollar zurück, damit das Geld nach dem Ende der Wette an eine gemeinnützige Organisation fließen sollte. Anfangs investierten Buffett und Protégé Partners das Geld in Anleihen, die, wenn sie bis zur Fälligkeit gehalten worden wären, eine jährliche Rendite von 4,56 Prozent abgeworfen hätten. "Obwohl Märkte insgesamt rational sind, machen sie manchmal verrückte Dinge", schreibt Buffett. Denn die Anleihekurse legten in den folgenden Jahren so stark zu, dass sich ihre weitere Rendite nur noch auf magere 0,88 Prozent pro Jahr belaufen hätte, wenn sie weiter bis zur Fälligkeit gehalten worden wären.
"Angesichts dieser erbärmlichen Rendite waren unsere Anleihen zu einem dummen - wirklich dummen - Investment im Vergleich zu amerikanischen Aktien geworden", schreibt Buffett. So habe der breite Aktienindex S&P 500 auf lange Sicht seinen Investoren eine Rendite von mehr als 10 Prozent pro Jahr eingebracht. Zum fraglichen Zeitpunkt warf der S&P 500 außerdem jährlich eine Dividendenrendite von 2,5 Prozent ab, wobei es sehr wahrscheinlich war, dass die Unternehmen in den kommenden Jahren ihre Ausschüttungen noch erhöhen würden. Nach dem starken Kursanstieg verkauften Buffett und sein Wettpartner ihre Anleihen und investierten das Geld stattdessen in Aktien von Berkshire Hathaway. Aus dem ursprünglichen Investment von zwei Mal 318.250 wurden bis Ende 2017 mehr als 2,2 Millionen Dollar, die Buffett nach gewonnener Wette an die gemeinnützige Organisation "Girls Inc. of Omaha" gespendet hat.
Während es nach Einschätzung von Buffett stimmt, dass Aktien bei kurzfristigen Investments viel riskanter als Anleihen sind, gilt bei langfristigen Investments genau das Gegenteil. "Je mehr sich der Zeithorizont eines Investors verlängert, um so weniger und weniger riskant wird ein diversifiziertes Portfolio aus US-Aktien im Vergleich zu Anleihen", schreibt Buffett. Voraussetzung sei allerdings, dass die Aktien zu einem "vernünftigen" Preis in Bezug auf die Unternehmensgewinne und in Bezug auf das vorherrschende Zinsniveau gekauft würden.
Aktien sind nicht zum Zocken da, sondern sind Anteile an Unternehmen
"Charlie und ich betrachten die börsengehandelten Aktien, die Berkshire besitzt, als Anteile an Unternehmen und nicht als Ticker-Symbole, die man auf Basis von Chartmustern, Kurszielen von Analysten oder Meinungen der Experten in den Medien kaufen oder verkaufen sollte", schreibt Buffett. "Wir glauben einfach, dass wenn die Geschäfte [in die wir investieren] erfolgreich sind (...), es unsere Investments auch sein werden", so Buffett.
Niemand kann Crashs vorhersagen - und Anleger sollten sich nicht verschulden
Während Aktien bei langfristiger Betrachtung einen Wertzuwachs beinahe versprechen, kann es kurzfristig durchaus zu empfindlichen Kursverlusten kommen. Der größte Verlust mit Berkshire-Hathaway-Aktien belief sich auf 59,1 Prozent, wie Buffett schreibt. Aufgrund des Risikos von kurzfristigen Kursverlusten sollten sich Anleger nie verschulden, um Aktien zu kaufen, rät Buffett. Aber kann man die Kursrücksetzer vorhersagen? "Niemand kann Ihnen sagen, wann sie passieren werden. Das Licht kann jederzeit von grün auf rot wechseln, ohne vorher auf gelb umzuschalten."
Wenn es zu größeren Kursrücksetzern kommt, versprechen diese "außergewöhnliche Chancen" für die Anleger, die keine Schuldenlast plagt. "Um die Chancen wahrzunehmen braucht man keine große Intelligenz, einen Abschluss in Ökonomie oder Vertrautheit mit dem Wall-Street-Sprachgebrauch wie Alpha und Beta", ist sich Buffett sicher.
"Was Investoren stattdessen brauchen ist die Fähigkeit, die Ängste und Hoffnungen der Masse zu missachten und sich auf ein paar wenige Fundamentals zu konzentrieren. Die Bereitschaft, für längere Zeit einfallslos - oder gar dumm - zu wirken, ist auch essentiell. Was Anleger im Crash machen sollten, hat Buffett im vergangenen Jahr in seiner Goldregen-Strategie beschrieben.
Hier geht es zum heute erschienenen Jahresbericht 2017 von Berkshire Hathaway!
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Hallo,
und wie schneidet Buffet gegen Simons "Renaissance Technologies" ab?
Lieber Oliver, ein dickes Lob für diesen Bericht. W. Buffet ist ein sehr weiser Investor, wie kein Anderer. Er ist in der Tat eine Legende und auch nach seinem Ableben irgendwann, wird er für ewig in den Börsen-Geschichtsbücher bleiben. Ich selbst muss mir eingestehen, dass ich oft gegensätzlich zu seiner Philosophie handle, was leider für mich auch nachteilig ist. Deshalb sollte ich zukünftig öfter seine Ratschlage folgen und nicht so oft "zocken"...