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12:23 Uhr, 12.08.2019

Vorsicht bei Investments in der Türkei

In der Türkei ist angesichts des langsamen Wirtschaftswachstums und der Gefahr einer schwächeren türkischen Lira nach Einschätzung von Nordea-Makrostratege Sébastien Galy insbesondere auf der Kreditseite Vorsicht geboten.

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    Kursstand: 5,48468 TL (FOREX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Helsinki (GodemodeTrader.de) - Die türkische Wirtschaft ist gerade erst der Rezession entkommen, wird jedoch durch eine sinkende Inflationsrate unterstützt, wie Sébastien Galy, Senior-Makrostratege bei Nordea Asset Management, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt. Dies sei auf einen Basiseffekt zurückzuführen. Denn: Die Preise seien dank einer großen Nachfrage nach der türkischen Lira zuletzt so stark gestiegen, dass sie jetzt im Vergleich deutlich langsamer stiegen.

„Zwei Szenarien sind denkbar. Da die Inflation sinkt, könnte die türkische Zentralbank ihre Geldpolitk lockern, um die realen Finanzierungskosten stabil zu halten. Andererseits könnte mit dem nachlassenden Preisdruck auch die Notwendigkeit bestehen, gerade dagegen vorzugehen“, so Galy.

In diesem Umfeld habe die Regierung beschlossen, den Chef der Zentralbank zu entlassen und ihn durch seinen Stellvertreter zu ersetzen. Galy sieht zwei mögliche Gründe dafür: 1) Die Regierung möchte Anerkennung für den Lockerungszyklus bekommen. 2) Die Regierung wolle einen aggressiveren Lockerungszyklus einleiten, als er vom Markt eingepreist worden sei.

„Die türkische Lira reagierte mit einem Rückgang von 2,8 Prozent, was darauf hindeutet, dass der Markt den zweiten Grund annimmt. Dies ist nicht unbedingt selbstverständlich. Nun dürfte der Markt darauf achten, welche Signale die Regierung für ihre Absichten sendet“, so der Experte. Die Zentralbank werde vermutlich ein stetiges Tempo der Lockerung verfolgen, was zu einer weiteren Schwächung der Lira und damit zu einer gewissen importierten Inflation führen werde, heißt es weiter.

Das Problem in der Türkei bestehe darin, dass der Privatsektor US-Dollarschulden angesammelt habe, in der Hoffnung, dass die türkische Lira bei gleichzeitiger Kreditaufnahme zu sehr niedrigen Kosten an Wert gewinnen werde. Es sei wahrscheinlich, dass er auch Schulden in Euro angesammelt habe. Die Devisenreserven der Zentralbank seien jedoch relativ gering und würden 20 Prozent der privaten Einlagen bei Geschäftsbanken umfassen, heißt es. Das bedeutet aus Sicht Galys, dass sich die Zentralbank nicht viel Intervention am Devisenmarkt leisten kann.

„Der Weg nach vorne dürfte für die Wirtschaft schwierig sein, da Haushalte und Unternehmen durch die Verschuldung in Hartwährungen und die steigende Nachfrage nach Hartwährungen verunsichert sind“, meint Galy. Dennoch dürfte die Wirtschaft weiterhin ihre Talsohle überwinden und ein stetiges, aber langsames Wachstum beibehalten. Ihr Hauptrisiko seien Ölimporte. Sollte der Ölpreis steigen, wären die Auswirkungen auf die Wirtschaft schwer zu bewältigen und die Zentralbank müsste die Zinsen, angesichts der nachlassenden Konjunktur, straffen.

„In der Türkei ist angesichts des langsamen Wirtschaftswachstums und der Gefahr einer schwächeren türkischen Lira insbesondere auf der Kreditseite Vorsicht geboten. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich dies auf die entwickelten Volkswirtschaften auswirkt, ist jedoch begrenzt. Für Deutschland ist es allerdings von Bedeutung“, schließt Galy.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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