Kommentar
17:10 Uhr, 04.04.2014

Von Goldverbot und Guillotine...

Manche April-Scherze in dieser Woche waren derart wirklichkeitsnah, dass man sie glatt für Realität halten konnte. Was sagt uns das?

Erwähnte Instrumente

  • Gold
    ISIN: XC0009655157Kopiert
    Kursstand: 1.302,00 $/Unze (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Einige Redaktionsstuben bewiesen in dieser Woche erheblichen Erfindungsreichtum bei der selbst gestellten Aufgabe, ihre Leser zum 01. April einmal ordentlich hinters Licht zu führen. Bei www.godmode-trader.de etwa wurde ein Trading-Programm angekündigt, das vollautomatisch Börsengewinne generiert und bei dem Börsengeschäfte, die sich als Fehltritt erwiesen haben, innerhalb kürzester Zeit, „rückabgewickelt“ werden.

Chapeau, liebe Kollegen!

Andere Redaktionen scherzten durchaus realitätsnah: So berichtete etwa MMnews von einem Brüssler „Geheimpapier“, wonach die Europäische Union plane, noch in diesem Sommer alle Bankschließfächer gewaltsam öffnen zu lassen. Wer jetzt noch an sein Geld wolle, der könne sein Schließfach ab Anfang April nur noch in Begleitung eines EU-Kontrolleurs öffnen.

Neben Bargeld würden die EU-Fahnder verstärkt nach Edelmetallen suchen. Grund sei der Kampf gegen Steuerhinterziehung. Nach Angaben der EU-Kommission, habe niemand etwas zu befürchten, der nichts zu verbergen habe. Auch die Grünen wurden in dem Artikel zitiert: Die Maßnahme sei ein wichtiger Schritt in Richtung Steuerehrlichkeit und soziale Gerechtigkeit.

http://www.mmnews.de/index.php/wirtschaft/17680-eu-schliess

Bravo! Endlich sorgt die EU für soziale Gerechtigkeit und knöpft sich die obskuren Besitzer von Bankschließfächern vor! So wird da mancher im ersten Moment gedacht haben...

Bravo?

Tatsächlich war der April-Scherz deshalb so erhellend, weil er sich so nah an der Realität bewegte. Denn man sollte sich besser nicht darauf verlassen, dass die EU nicht irgendwann tatsächlich auf die Idee kommen könnte, in den Schließfächern der Bürger zu schnüffeln.

Das Dumme ist nämlich: Anders als ein Computerprogramm für automatische Börsengewinne, hat es so etwas schon gegeben.

Zur Durchsetzung von Goldverboten etwa, die in der 5.000jährgen Geldgeschichte immer dann durchgesetzt wurden, wenn dem staatlichen Geld das Vertrauen flöten gegangen war, wurden in der Neuzeit eben auch Bankschließfächer konfisziert.

Noch im 20. Jahrhundert wurden in einigen „demokratischen“ Ländern Goldverbote verhängt. Beispiele hierfür sind die Weimarer Republik im Jahr 1923, die USA 1933 und Frankreich 1936. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Indien der private Goldbesitz im Jahr 1963 verboten, Großbritannien folgte 1966. Noch 1973 war in über 120 Staaten der Erde der private Goldbesitz von Restriktionen betroffen.

Da ist es nur ein relativ schwacher Trost, dass in Frankreich noch im Jahr 1793 auf der Guillotine landete, wer sich standhaft weigerte, staatliches Papiergeld anzunehmen.

Von-Goldverbot-und-Guillotine-Kommentar-Andreas-Hoose-GodmodeTrader.de-1

Rübe runter! Wer die Annahme von Papiergeld verweigerte, der landete in Frankreich im Jahr 1793 auf der Guillotine - Foto: Wikipedia

Und heute?

Heute kauft das kleine Belgien plötzlich US-amerikanische Staatsanleihen in einem Umfang, der die Bestände an US-Schuldpapieren der Bundesrepublik Deutschland etwa um das Fünffache übersteigt.

Der Präsident des EU-Parlaments fordert die Abschaffung der Maastricht-Kriterien.

Der Münchner Merkur findet die Nachricht großartig, dass in Deutschland mittlerweile drei Millionen Menschen von einem Zweitjob „profitieren“.

Griechenland braucht wieder mal mehr Geld.

Die Ukraine ist zwar pleite, soll aber endlich auch der EU beitreten.

Und der Internationale Währungsfonds diskutiert “lediglich” über eine zehnprozentige Vermögensabgabe für die Bürger Europas.

Also kein Goldverbot in Sicht und auch keine Guillotine - nicht einmal konfiszierte Bankschließfächer.

Was haben wir es gut in diesem April 2014...

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de

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  • Sonnenschein
    Sonnenschein

    Na da zeigen Sie ja zwei schöne Instrumente - einfach strukturiert und trotzdem (oder genau deshalb?) sehr funktionell. So einfach kann die Welt manchmal sein ... - Die Politiker der EU (einschl. DE) sollten das Bild mal auf sich wirken lassen. Vielleicht könnte dieser Anblick sie ja zu einer einfachen und brauchbaren Politik umschwenken lassen ...

    07:30 Uhr, 07.04. 2014
  • student
    student

    Lieber Herr Hoose,

    vielen Dank, dass sie allen Unkenrufen zum Trotz den aktuellen Trend zu mehr Umverteilung von unten nach oben aufzeigen. Im Gegensatz zur Börse gibt es da nicht mal eine Korrektur, sondern nur eine forcierte Bewegung.

    Für mich ist ein Land nicht pleite, wenn es genügend Ressourcen von gut ausgebildeten Fachkräften hat, die nicht nur die Grundversorgung der Bevölkerung sicherstellen, sondern darüber hinaus noch Überschüsse für den Export produzieren. Deren erbrachte Arbeit ist der einzig wahre Wert, nicht irgendein Betrag auf einem Kontoauszug.

    Wenn reale Produktion und monetäres Geldwachstum rasant auseinanderfallen ist die Versorgung der Wirtschaft sicherzustellen und die marode Geldwirtschaft neu zu reformieren. Nicht umgekehrt, wie es der von Bankenlobby beeinflusste IWF fordert. Was der Wirtschaft schadet, scheint niemand zu interessieren.

    Wenn Goldbesitzer in Zukunft Wahres in wertloses Bares oder in Anleihen eintauschen müssen, werden solide Aktien von Dax und Co die letzte Alternative bleiben. Denn an die Finanzanlagen der reichen Familien traut sich am Ende doch keiner ran.

    12:29 Uhr, 05.04. 2014
  • HansM
    HansM

    "Die Ukraine ist zwar pleite, soll aber endlich auch der EU beitreten."

    Ich dachte das wäre eine Bedingung für den EU-Beitritt ;-)

    11:45 Uhr, 05.04. 2014
  • Speculant
    Speculant

    Ich bin für den elektrischen Stuhl, vielleicht sammelt sich ja an den Elektroden das eine oder andere Körnchen Edelmetall, man müsste allerdings Gleichstrom verwenden.

    19:38 Uhr, 04.04. 2014
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Tja was haben wir es nicht gut. So gut dass die EZB jetzt über Anleihekäufe von jährlich 1 Billion Euro nachdenkt. Wohlstand wird heute nicht mehr ge-s c h a f f e n sondern ge-d r u c k t. Diese Überzeugung tragen die Protagonisten des Gelddruckens wie ein Glaubensbekenntnis vor sich her. Solange dem tragischen Mario, dem Heli-Ben und seiner würdigen Nachfolgerin Janett-Babe der Laden nicht urknallmässig um die Ohren fliegt, werden sie munter weiterdrucken. Leider wird die Zeche am Ende nicht durch diese Herrschaften beglichen, das darf dann wie immer der Steuerzahler übernehmen.

    19:04 Uhr, 04.04. 2014