Kommentar
15:42 Uhr, 24.09.2015

Volkswagen und andere Akzente...

Flüchtlingsflut, Staatsschuldenkrise - und jetzt auch noch Probleme bei Deutschlands Autokonzernen. Man hat fast den Eindruck, das Fass läuft allmählich über. Und das könnte sogar stimmen...

In dieser Woche kommt man nicht umhin, den Ereignissen bei Volkswagen gewisse Priorität einzuräumen. Doch anders als man vielleicht erwarten würde, zeigt sich hier nur ein weiterer Baustein, der uns deutlich macht, dass wir vor einer Zäsur stehen. Doch dazu später.

Vor einiger Zeit hatten wir uns im Antizyklischen Börsenbrief einmal sehr ausführlich dem Thema Geplante Obsoleszenz“ gewidmet. Der Begriff bezeichnet eine vom Hersteller geplante, und somit gewissermaßen „absichtlich eingebaute“ Verringerung der Lebensdauer von Produkten.

Angefangen hatte alles mit der Erfindung der harmlosen Glühbirne. Weil die Leuchtmittel anfangs viel zu lange brannten, wurden sie kurzerhand durch Modelle ersetzt, die schneller den Geist aufgaben. Denn schließlich muss ja was verdient werden. Nur darum geht es, und um nichts anderes.

Heute ist dieses Phänomen allgegenwärtig. Viel zitiertes Beispiel sind Drucker, die viel schneller auf der Müllhalde landen, als das eigentlich notwendig wäre. Gleiches gilt selbstredend für TV-Geräte, DVD-, CD-, Video- und sonstige Recorder, Handys, Computer und all die anderen „Zeichen unseres Wohlstandes“. Welche Folgen das in anderen Teilen der Welt hat, das lässt sich hier und hier bestaunen.

Mit dem jüngsten Skandal bei Volkswagen hat das alles mehr zu tun als man auf den ersten Blick vermuten würde. Hier wie dort wird sichtbar, dass unsere Form des Wirtschaftens mit Nachhaltigkeit nicht das Geringste zu tun hat. Nicht die Erhaltung des Planeten für nachfolgende Generation ist unser Ziel, sondern der kurzfristige monetäre Gewinn.

Denn auch die Ingenieure bei Volkswagen haben die Abgaswerte ihrer Autos nur deshalb manipuliert, um sich damit einen „Wettbewerbsvorteil“ zu sichern. Am Ende sollte daraus „Profit“ werden.

Im Ergebnis führt dies nun dazu, dass eine ganze Branche zusehen muss, wie sie das angeschlagene Image des Dieselmotors wieder kitten kann. Ob das noch möglich ist, darf nach dieser Woche bezweifelt werden. Deshalb sind jüngst nicht nur die Aktien von Volkswagen unter die Räder gekommen, sondern die Papiere von BMW und Daimler gleich mit dazu. Und weil in Deutschland jeder dritte Arbeitsplatz direkt oder indirekt an der Automobilindustrie hängt, wird uns das Thema noch eine ganze Weile beschäftigen...

Auch auf anderen Ebenen wird das Problem unser gewinnzentrierten Wirtschaftsordnung überdeutlich. Und damit sind wir leider doch wieder beim Thema dieser Tage angekommen:

Weil wir glauben, uns mit der Rüstungsindustrie einen Wirtschaftszweig leisten zu müssen, dessen oberstes Ziel „Zerstörung“ lautet, und weil dieser Industriezweig in unseren Gesellschaften, insbesondere in den USA, eine immense Gewichtung erfährt, führt dies in einem auf Zwangswachstum basierenden Wirtschaftssystem notwendigerweise dazu, dass überall auf der Welt Kriege geführt werden „müssen“. Denn nur so wird Wachstum erzeugt – und damit Gewinn.

Ist das pervers? Ja, das ist es. Denn mit den fast 1.800 Milliarden US-Dollar, die in jedem Jahr für Bomben und anderes Kriegspielzeug ausgegeben werden, ließe sich eine Menge Sinnvolles anstellen.

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Statt dessen werden neben Chaos und menschlichem Leid weitere Kosten verursacht, was wiederum, nun ja, "Wirtschaftswachstum" erzeugt. Nicht zu übersehen ist dabei, dass die „Kollateralschäden“ dieser Vorgehensweise in Form von Millionen Flüchtlingen jetzt an den europäischen Grenzen anklopfen.

Und die Ereignisse an dieser „Flüchtlingsfront“ treiben allmählich Blüten hervor, die sich die meisten von uns noch vor ein paar Monaten wohl nicht einmal in ihren schlimmsten Alpträumen ausgemalt hätten.

Wenn etwa Soldaten der Bundeswehr jetzt voll funktionsfähige Kasernen für Tausende Flüchtlinge räumen und in Zelte umziehen müssen, dann wird sich mancher nicht nur ungläubig die Augen reiben, sondern sich auch die berechtigte Frage stellen, ob dies der inneren Sicherheit in diesem Land dienlich sein kann.

Doch es kommt noch besser:

Falls Sie im Oktober noch nichts vorhaben sollten. Wie wäre es denn einmal mit dem Besuch einer wegweisenden Info-Veranstaltung über das "Handwerk" der Schlepper und Schleuser? Nein, das ist kein Scherz:

Vom 16. bis 18. Oktober 2015 findet in der Kongresshalle der Münchner Kammerspiele die 2. Internationale Schlepper- und Schleusertagung (ISS) statt.

Nach eigenen Angaben handelt es sich dabei um „DIE relevante Fachtagung der weltweit agierenden Fluchthilfe-Unternehmen. Wichtigstes Tagungsziel 2015 ist die Image-Aufwertung sowie die damit einhergehende Neubewertung der Dienstleistungen Schleppen und Schleusen“.

Gesponsert wird die Veranstaltung, wen wundert´s, unter anderem von der Europäischen Union.

Träumen wir das eigentlich bloß oder geschieht das alles wirklich? Und warum steht davon nichts in der Zeitung?

„Black Oktober": Bargeld vom Konto holen...

Nicht aus der Zeitung werden Sie auch von einer Initiative erfahren, die jüngst in den USA gestartet wurde: Unter dem Motto „Black Oktober“ rufen die Initiatoren der Occupy Wall Street-Bewegung die Menschen jetzt auf, ihr Geld von den Bankkonten zu holen und ihre Kreditkarten nicht mehr zu verwenden. Die Kampagne soll den ganzen Oktober andauern. Ziel ist es, den Banken die Stirn zu bieten.

Der Appell klingt harmloser als er ist. Denn wer sich in unserem Geldsystem ein wenig auskennt, der wird wissen, dass schon ein geringer Prozentsatz an Bargeldabhebern genügt, um unser Finanzsystem in ernste Schwierigkeiten zu bringen. Schätzungen gehen davon aus, dass selbst große Bankhäuser in die Pleite rutschen, wenn nur fünf bis zehn Prozent der Menschen ihr Geld vom Konto holen.

Ganz hervorragend passt hierzu die Beobachtung, dass die Bank von England neuerdings auffallend vehement für die Abschaffung von Bargeld trommelt. Man hat es offenkundig eilig, spricht gar davon, die Bargeldabschaffung sei „zwingend erforderlich“. Das klingt nach alternativlos.

Die Überlegung dahinter ist naheliegend: Können die Menschen ihr Geld nicht mehr von der Bank holen, weil es kein Bargeld mehr gibt, dann könnte man die Sparer mit Negativ-Zinsen zum Geldausgeben „zwingen“. Dies soll dann womöglich die Konjunktur „retten“, die auch in Großbritannien trotz eines Zinsniveaus nahe null Prozent seit sechs Jahren nicht mehr auf die Beine kommt.

Ob das klappen kann, ist allerdings fraglich. Es wäre nämlich auch das genaue Gegenteil möglich:

Um den Reigen an Unerfreulichkeiten voll zumachen, sei an dieser Stelle an eine Prognose von Martin Armstrong erinnert. Bekanntlich erwartet der Zyklenforscher im Oktober dieses Jahres den Beginn einer weltweiten Vertrauenskrise in das internationale Papiergeldsystem. Armstrong zufolge werden wir dann den Beginn des Zusammenbruchs der historischen Staatsanleihenblase erleben.

Bargeldabhebungen im großen Stil verbunden mit Bankenpleiten könnten eine solche tiefgreifende Vertrauenskrise auslösen...

Man sieht also auch in dieser Woche: Wir stehen erst ganz am Anfang sehr turbulenter Entwicklungen. Der Volkswagen-Skandal ist da nur ein weiterer winziger Baustein...

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG. Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de