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13:31 Uhr, 30.12.2010

Verlauf der Weltwirtschaft 2011 ähnlich wie das vergangene Jahr?

Frankfurt (BoerseGo.de) - Nach Einschätzung von Richard Urwin, Head of Investment des für Treuhandmandate zuständigen Teams bei BlackRock, könnte sich der Verlauf der Weltwirtschaft 2011 wie eine Wiederholung des vergangenen Jahres anfühlen und das Jahr 2011 trotz anhaltender Probleme für globale Aktien und andere risikoreichere Anlagen wieder ein positives Jahr sein. Das globale Wachstum wird jedoch seiner Auffassung nach ausgeglichener ausfallen.

So könnten die entwickelten Märkte nächstes Jahr einen stärkeren Wachstumsbeitrag leisten, da die Dynamik anhalten dürfte, die in der zweiten Jahreshälfte 2010 an Fahrt gewonnen hat. Das Wachstum in Deutschland, Japan und in Großbritannien lag in den vergangenen Quartalen im Durchschnitt zwischen 3 und 4 Prozent.

Auch von der Inflationsrate geht laut dem Black Rock-Experten in 2011 keine Gefahr für das Wirtschaftswachstum aus. "Für die entwickelten Volkswirtschaften dürfte 2011 ein Jahr sein, in dem die Zentralbanken die Inflation eher für zu niedrig halten anstatt mit einem Anstieg zu rechnen", sagt Urwin. "Obschon das Inflationsrisiko in den Schwellenmärkten nicht unerheblich ist, dürfte die Teuerungsrate in den Industriestaaten nicht deutlich zulegen".

Ein Scheitern des Euro hält der Black Rock-Manager für äußerst unwahrscheinlich: "Das bedeutendste Ereignis für die Finanzmärkte 2010 war ohne Zweifel die Schuldenkrise der europäischen Staaten. Diese dürfte auch bis weit in das Jahr 2011 und darüber hinaus einen starken Einfluss auf die Märkte haben, zumal die Länder im Süden Europas über einen längeren Zeitraum mit Haushaltskürzungen konfrontiert sein dürften". Dennoch sei von einem Scheitern des Euro realistischerweise nicht auszugehen.

Hinsichtlich der Aktienrenditen für 2011 zeigt sich der Experte hingegen leicht skeptisch. "Die Bewertungen sind nicht so günstig, dass die Aktienmärkte auch bei einem sehr enttäuschenden Wirtschaftswachstum zulegen könnten - selbst dann nicht, wenn es nicht zu einer Rezession kommt", so Urwin. Darüber hinaus könnte das Gewinnwachstum der Unternehmen gegenüber den im letzten Jahr verzeichneten steilen Wachstumsraten nachlassen.

Damit die Anleiherenditen 2011 deutlich steigen, müsste laut Urwin eine der zwei Bedingungen erfüllt sein: Entweder müssten das globale Wachstum oder die Inflation derart zulegen, dass die Zentralbanken ihre Lockerungspolitik beenden und die Zinsen deutlich erhöhen, oder die Bedenken über die umfassenden und fortschreitenden Haushaltsdefizite müssten zunehmen. "Wir bezweifeln, dass es 2011 zu einer immensen Wiederbelebung kommen wird, selbst wenn weltweit die Ersparnisse deutlich in Anspruch genommen werden

Resümierend meint der Fondsmanager: "In gewisser Hinsicht könnte sich 2011 wie eine Wiederholung des letzten Jahres anfühlen. Aktien dürften Zugewinne verzeichnen, wobei die Aktienmärkte der Schwellenländer eher eine moderate anstatt einer spektakulären Outperformance erzielen dürften. Die deutlichsten Unterschiede gegenüber 2010 in Bezug auf die Renditen könnten sich angesichts des Gegenwinds in Form von sehr niedrigen Renditen an den Märkten für Staatsanleihen ergeben. Kurz gesagt, könnte 2011 ein weiteres Jahr sein, in dem Anleger ungern Risiken eingehen. Allerdings könnte es sich dennoch durchaus bezahlt machen."

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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