Analysteneinschätzung
16:34 Uhr, 08.11.2021

VARTA: Der Akku schwächelt

Viele Analystenhäuser reagierten mit Bewertungs- und Kurszielsenkungen auf die neuen Varta-Zielsetzungen.

Erwähnte Instrumente

  • VARTA AG
    ISIN: DE000A0TGJ55Kopiert
    Kursstand: 113,200 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen

Frankfurt (Godmode-Trader.de) - Der Batteriehersteller Varta schockte am Freitag mit einer Umsatzwarnung. Der Kurs brach im Tief um fast ein Viertel ein und rutschte dabei sogar kurzzeitig unter die Marke von 100 Euro. Am Ende brachen die Aktien am Freitag um 15 Prozent auf 110,45 Euro ein. Am Montag kam es bisher nur zu einer kleinen Erholung auf 113,45 Euro.

Das Unternehmen hatte angekündigt, dass die Q3-Zahlen unter den aktuellen Konsensschätzungen liegen werden. Der Umsatz dürfte 7,5 Prozent unter dem Konsens und das adj. EBITDA um 6,8 Prozent darunter liegen. Varta bekommt Produktionsausfälle bei einigen Kunden zu spüren, die unter Corona-Lockdowns und Materialengpässen leiden.

Viel schwerer wiege aber der im Vergleich zu den Markterwartungen trübe Umsatzausblick für 2022 und 2023, sagte ein Händler. Schließlich habe die Umsatzentwicklung nichts mit den angekündigten hohen Investitionen in das Geschäft mit Batterien für E-Autos zu tun, die zunächst auf dem Gewinnwachstum lasten werden.

Für 2021 rechnet Varta nun nur noch mit einem Umsatzanstieg um 3,5 Prozent auf 900 Mio. Euro. Bisher standen hier 940 Mio. Euro auf dem Zettel. Für 2022 und 2023 erwartet Varta einen jährlichen Umsatzanstieg von ca. 100 Mio. Euro. Die durchschnittlichen Analystenschätzungen für die nächsten zwei Jahre sind allerdings höher.

Mit Blick auf das Geschäft rund um die E-Mobilität will der Konzern nun erst einmal investieren. „In den Geschäftsjahren 2022 und 2023 bereitet sich das Unternehmen auf eine große Wachstumsoffensive mit der neu entwickelten ultra-hochleistungsfähigen V4Drive-Zelle und dem Einstieg in das E-Mobility-Geschäft vor", hieß es. Hierfür werde viel in die Mitarbeiterqualifikation, die Einstellung neuer Angestellter sowie in neue Produktionsanlagen investiert. Erste Umsatz- und Ergebnisbeiträge aus diesem Geschäftsfeld würden ab 2024 erwartet.

Viele Analysten reagierten mit Bewertungs- und Kurszielsenkungen auf die neuen Varta-Zielsetzungen. Analyst Michael Punzet von der DZ Bank sieht in den Neuigkeiten eine schwere Hypothek für die Aktien. Die DZ Bank hat die Aktie um gleich zwei Schritte von "Kaufen" auf "Verkaufen" abgestuft. Der faire Wert wurde von 145 auf 90 Euro gesenkt. In Reaktion auf die schwachen Kennziffern habe er seine Prognosen für den Batteriehersteller deutlich zusammengestrichen, so Punzet am Freitag. Zudem sehe er angesichts der gesenkten Jahresziele und der vorsichtigen Aussagen zum erwarteten Umsatzwachstum der Jahre 2022 und 2023 das Anlegervertrauen nachhaltig gestört.

Stifel hat Varta auf „Sell" mit einem Kursziel von 97 Euro bestätigt. Ein gesenkter Ausblick und nur gedämpftes künftiges Wachstum seien schlecht für die Anlegerstimmung, schrieb Analyst Florian Pfeilschifter. Die Nachrichten des Batterieherstellers entsprächen seiner Verkaufsempfehlung, die auf nachlassendem Wachstum im Geschäft mit Hochleistungs-Knopfzellen basiere.

Hauck & Aufhäuser hat Varta von „Hold“ auf „Sell“ abgestuft und das Kursziel von 119 auf 84 Euro gesenkt. Der Batteriehersteller habe einen enttäuschenden Wachstumsausblick gegeben, hieß es in einer Studie von Montag. Die Privatbank reduzierte ihre Umsatz- und Ergebnisprognosen für die Jahre 2021 bis 2023.

Etwas zuversichtlicher äußerte sich Warburg Research. Trotz der temporären, indirekten Beeinträchtigungen durch die aktuellen Knappheiten und der kurzfristig langsameren Umsatz- und Margenentwicklung seien die mittel- bis langfristigen Aussichten, insbesondere im Bereich der E-Mobilität, sehr attraktiv, schrieb Analyst Robert-Jan van der Horst. Die Investmentbank hat Varta von „Sell“ auf „Hold“ hochgestuft und das Kursziel von 83 auf 115 Euro angehoben. „Nach Überarbeitung unserer Prognosen erhöhen wir unser Kursziel deutlich. Auf der Grundlage unseres Modells spiegelt die aktuelle Marktbewertung die langfristigen Aussichten angemessen wider“, so van der Horst.

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