USA: Industrieproduktion mit kräftigem Plus – Investitionsdynamik weiterhin stark
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- Die Industrieproduktion ist im Juli um 1,0 % mom stärker als erwartet angestiegen. Die Kapazitätsauslastung nahm auf 74,8 % zu. Der Produktionsanstieg ging teilweise auf einen Sondereffekt in der Automobilindustrie zurück. Allerdings konnten nahezu alle gewichtigen Industriezweige Produktionszuwächse vermelden. Eine Ausnahme bildete die Nahrungsmittelindustrie.
- Die Produktion von Gütern im Bereich „Business Equipment“ nahm um 1,8 % mom sehr deutlich zu. Dies zeigt, dass die Investitionsdynamik der Unternehmen weiterhin überdurchschnittlich ist. Trotz dieser guten Makrodaten ist der Aufschwung weiterhin fragil, weil der Arbeitsmarkt bislang diese gute Entwicklung nicht nachzeichnet.
1. Die Industrie hat ihren kräftigen Wachstumskurs wieder aufgenommen. Nach einer eher schwachen Entwicklung im Juni stieg die Industrieproduktion im Juli um 1,0 % gegenüber dem Vormonat (Bloomberg-Median: 0,5 % DekaBank: 0,7 %). Zwar war hierfür ein Sonderfaktor aus der Automobilindustrie verantwortlich, aber auch ohne diesen Effekt ist die Produktion vergleichsweise kräftig um 0,6 % gegenüber dem Vormonat angestiegen. Die Kapazitätsauslastung in der Industrie konnte mit einem Anstieg auf 74,8 % ebenfalls positiv überraschen (Bloomberg-Umfrage: 74,5 %, DekaBank: 74,7 %).
2. Die Produktion der Versorger nahm im Vergleich zum Vormonat nur geringfügig zu. Aufgrund unüblich hoher Temperaturen, die die Klimaanlagen forderten, stieg hier die Produktion bereits im Vormonat kräftig an (+2,3 % mom). Der negative Rückprall blieb hier aus, weil auch der Juli leicht überdurchschnittliche Temperaturen aufwies. Im Bereich Bergbau hätten sich eventuelle Belastungen durch die Ölkatastrophe im Golf von
Mexiko zeigen können, da hier auch die Ölförderung enthalten ist. Bei einem Produktionszuwachs von 0,9 % mom lässt sich dieser Belastungsfaktor aber nicht feststellen. Die interessanten Produktionsentwicklungen fanden in diesem Monat im verarbeitenden Gewerbe statt. Hier schlug sich der Sonderfaktor aus der Automobilindustrie nieder. Normalerweise finden im Juli in der Automobilindustrie die Modellwechsel statt, die für kurzfristige Produktionsstilllegungen sorgen. Die nicht-saisonbereinigten Produktionsdaten zeigen, dass dieser Effekt üblicherweise zu einer Verringerung der Produktion von durchschnittlich ca. 30 % sorgt.
Aufgrund der hohen Nachfrage nach Automobilen fanden in diesem Jahr deutlich weniger Stilllegungen statt als sonst üblich. Hierdurch resultierte der Produktionsanstieg in den saisonbereinigten Zahlen von rund 10 % mom. Im August dürfte sich dieser Effekt umkehren und zu einer Belastung führen. Erfreulich ist, dass nahezu alle gewichtigen Industriezweige Produktionszuwächse im Juli vermelden konnten. Dies gilt insbesondere für die Chemieindustrie, die nach fünf Monaten erstmals wieder einen Anstieg erzielen konnte. Einzig in der Nahrungsmittelindustrie wurde im Juli die Produktion nochmals verringert. Dieser Rückgang verblasst allerdings vor dem Hintergrund der Produktionsentwicklung in der Produktgruppe „Business Equipment“. Für diese wurde ein sehr starker monatlicher Anstieg von 1,8 % gemeldet.
3. Nach einem schwächeren Vormonat hat das verarbeitende Gewerbe im Juli wieder auf den kräftigen Wachstumskurs der Vormonate eingeschwenkt. Die Hinweise zur Investitionstätigkeit sind erstaunlich gut und signalisieren eher eine zunehmende Dynamik als eine Abschwächung. Normalerweise wären vor diesem Hintergrund Überlegungen hinsichtlich einer Wachstumsdelle oder einer erneuten Rezession vollkommen abwegig. In den vergangenen Quartalen haben sich die guten Vorgaben von Seiten der Investitionsdynamik aber nicht am Arbeitsmarkt niedergeschlagen. Solange sich am Arbeitsmarkt keine Verbesserung einstellt, ist der Konjunkturaufschwung daher weiter als fragil zu bezeichnen.
Rudolf Besch - Analyst bei der Deka Bank
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