USA: Durchschnittlicher Zuwachs der Einzelhandelsumsätze – Aufwärtsrevisionen hellen Konsumbild auf
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
- Die Einzelhandelsumsätze sind im März um 0,4 % gegenüber dem Vormonat angestiegen. Rechnet man die Aufwärtsrevisionen hinzu, dann betrug das Umsatzplus 0,6 %. Die Umsätze nach der BEA-Abgrenzung stiegen ebenfalls um 0,4 %, was auf eine grundsätzlich überdurchschnittliche Konsumaktivität hindeutet.
- Nach zuletzt enttäuschenden realwirtschaftlichen Datenveröffentlichungen, deuten die Einzelhandelsumsätze auf eine etwas kräftigere Aktivität im abgelaufenen ersten Quartal hin.
1. Die Konsumdynamik der privaten Haushalte hat zuletzt eher enttäuscht. Abwärtsrevisionen und eine schwache Aktivität im Bereich von Dienstleistungen deuteten an, dass das Konsumplus im ersten Quartal schwächer ausfallen würde, als es zu Jahresbeginn von uns prognostiziert wurde (siehe Volkswirtschaft Aktuell vom 28.03.: „USA: Konsumdynamik nur nominal stark – niedrige Zinsbelastung federt aber Energiebelastung ab“). Die sehr stark gestiegenen Benzinpreise änderten zwar wenig an der grundsätzlichen Konsumdynamik, eine Belastung stellen sie dennoch dar. Wir haben heute zu diesem Thema eine Analyse veröffentlicht (siehe Volkswirtschaft Spezial vom 13.04.: „Trotzen die privaten US-Haushalte der Belastungsprobe durch die Benzinpreise?“). Die Einzelhandelsumsätze im März bestätigen unsere Einschätzung. Zwar nahmen diese um 0,4 % gegenüber dem Vormonat zu und damit etwas geringer als allgemein erwartet worden war (Bloomberg-Umfrage: 0,5 %; DekaBank: 0,4 %). Allerdings wurden die Vormonate kräftig nach oben revidiert. Ausgehend vom alten Februarstand, sind die Umsätze im März um 0,6 % angestiegen. Von einer Kaufzurückhaltung kann also weiterhin keine Rede sein.
2. Stärker als von uns erwartet sanken die Umsätze der Autohändler. Rechnet man diese heraus, dann sind die Umsätze um 0,8 % gegenüber dem Vormonat angestiegen (Bloomberg-Umfrage: 0,7 %, Deka- Bank: 0,6 %). Zum wiederholten Mal sind die Umsätze der Tankstellenbetreiber bedingt durch höhere Benzin2 preise kräftig angestiegen. Rechnet man auch diese heraus, dann sind die Umsätze um 0,6 % gegenüber dem Vormonat angestiegen (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 0,5 %). Dies entspricht einem leicht überdurchschnittlichen Zuwachs. Rechnet man zudem die Umsätze der Baumärkte heraus, sodass man die so genannte BEA-Abgrenzung erhält, dann stiegen die Umsätze hiernach um 0,4 % gegenüber dem Vormonat an.1 Dies entspricht einer durchschnittlichen Entwicklung. Allerdings war die Entwicklung in den beiden Monaten zuvor sehr kräftig und die Aufwärtsrevisionen lagen in erster Linie hier vor. Unterstellt man auch hier das bisherige Februarniveau, dann nahmen die Umsätze nach dieser statistischen Abgrenzung im März sogar um 1,2 % zu. Da die Teilbereiche der BEA-Abgrenzung direkt in die Berechnung der monatlichen Konsumausgaben einfließen, lässt sich hierdurch auf einen relativ großen Revisionsbedarf nach oben schließen – die Konsumdynamik der privaten Haushalte war im ersten Quartal somit kräftiger als zuletzt befürchtet. Für mehrere Bereiche wurden für März kräftige Umsatzanstiege ermittelt. Insbesondere die hohen Zuwächse der Möbelhändler, der Elektronikhändler und der Baumärkte lassen Nachholeffekte vermuten, weil hier zuletzt auch witterungsbedingt schwache Entwicklungen vorgelegen haben. Der Versandhandel, der von den ungünstigen Witterungsbedingungen eher profitiert haben sollte, weist folgerichtig im März einen Umsatzrückgang auf.
3. Sieht man von Stimmungsindikatoren und dem letzten Arbeitsmarktbericht ab, dann haben realwirtschaftliche Indikatoren zuletzt oftmals auf der unteren Seite überrascht. Unsere Einschätzung bezüglich der wirtschaftlichen Aktivität trübte sich daher nach und nach ein. Schlossen wir zu Beginn des Jahres noch einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts im ersten Quartal von knapp 4 % (qoq, ann.) nicht aus, beinhalten unsere offiziellen Prognosen nun einen Zuwachs von rund 3 %. Unter Berücksichtigung der bisherigen Daten wäre auch ein Zuwachs von unter 2,5 % vorstellbar. Fügt man die Informationen aus den Einzelhandelsumsätzen hinzu, dann ist ein Anstieg des Bruttoinlandsprodukts im ersten Quartal zwischen 2,5 % und 3 % nun wieder wahrscheinlicher geworden. Diese nicht besonders kraftvolle Entwicklung hat allerdings mit zwischenzeitlichen Belastungen wie den ungünstigen Witterungsbedingungen oder einer überdurchschnittlichen Importdynamik zu tun. Eine grundsätzlich schwächere Aktivität über das erste Quartal 2011 hinaus erwarten wir nicht.
Rudolf Besch
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.