Kommentar
19:03 Uhr, 16.03.2022

US-Notenbank leitet Zinswende ein

Zum ersten Mal seit 2018 erhöht die US-Notenbank wieder ihren Leitzins. Der Leitzins steigt wie erwartet um 25 Basispunkte und liegt künftig in einer Spanne zwischen 0,25 und 0,50 Prozent. Die Fed sei entschlossen, Preisstabilität herzustellen, sagte Notenbankchef Powell auf der Pressekonferenz.

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Hinweis: Updates von der Pressekonferenz finden Sie am Ende des Artikels.

Die US-Notenbank reagiert auf die hohe Inflation mit einer ersten Zinserhöhung. Der Leitzins steigt um 25 Basispunkte und liegt künftig in einer Spanne zwischen 0,25 und 0,50 Prozent, wie der Offenmarktausschuss (FOMC) der Fed am Abend im Rahmen seines Zinsentscheids mitteilte. Dies war allgemein erwartet worden. Im Vorfeld des Ukraine-Krieges hatten die Finanzmärkte sogar darauf spekuliert, dass die Notenbank den Leitzins gleich um 50 Basispunkte erhöhen könnte.

Der mit dem Zinsentscheid veröffentlichte "Dot Plot" zeigt, dass die Mitglieder des Fed-Offenmarktausschusses bis Jahresende im Median einen Leitzins von 1,88 Prozent erwarten. Dies würde sechs weiteren Zinsschritten um jeweils 25 Basispunkte entsprechen. Sowohl für Ende 2023 als auch für Ende 2024 wird ein Leitzins von 2,8 Prozent in Aussicht gestellt, was etwas über den bisherigen Markterwartungen liegt. Dies würde vier weiteren Zinsschritten im kommenden Jahr um ebenfalls jeweils 0,25 Prozentpunkte entsprechen. Längerfristig soll der Leitzins dann bei 2,4 Prozent liegen. Bei den genannten Werten handelt es sich allerdings um die individuellen Einschätzungen der Mitglieder des Offenmarktausschusses und nicht um eine Prognose der Notenbank.

Vielen Kritikern zufolge reagiert die Notenbank mit ihrer jetzigen Zinserhöhung viel zu spät auf die deutlich gestiegene Inflation. Zuletzt hatte die Inflationsrate in den USA bereits 7,9 Prozent betragen, was dem höchsten Stand seit rund 40 Jahren entspricht. Eigentlich strebt die Notenbank eine Inflationsrate von mittelfristig zwei Prozent an.

Im Statement zum Zinsentscheid heißt es, dass die Arbeitslosigkeit bedeutend gesunken sei und weitere Zinserhöhungen angemessen sein dürften. Die Auswirkungen des Ukraine-Krieges seien sehr unsicher und der Krieg könne ein langsameres Wachstum und eine höhere Inflation verursachen. Die Inflation dürfte nach Einschätzung erhöht bleiben, für Ende 2022 wird nun eine PCE-Inflationsrate von 4,3 Prozent von den Mitgliedern des Offenmarktauschusses erwartet.

Ihre milliardenschweren Anleihenkäufe zur Stützung der Wirtschaft hatte die Notenbank Fed bereits Anfang März eingestellt. Mit der Verringerung der Bilanzsumme, also dem Verkauf der gehaltenen Anleihen, will die Fed bei einem der kommenden Meetings beginnen, heißt es im Zinsentscheid.

Insgesamt acht Mitglieder des Offenmarktausschusses stimmten für die Zinserhöhung. Das FOMC-Mitglied Bullard stimmte für eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte.

Durch die höheren Zinsen wird es für die Banken und indirekt auch andere Wirtschaftsteilnehmer teurer, sich Geld zu leihen, was die wirtschaftliche Aktivität abbremst und damit eine Überhitzung der Wirtschaft verhindert. Während das kurzfristige Zinsniveau direkt von der Notenbank gesteuert wird, hängt das längerfristige Zinsniveau vor allem von den Wachstums- und Inflationserwartungen des Anleihenmarktes ab.

Updates von der Pressekonferenz (20.28 Uhr): Auf der Pressekonferenz sagte Fed-Chef Jerome Powell, dass der Ukraine-Krieg ein Abwärtsrisiko für das Wirtschaftswachstum darstelle, aber trotzdem solides Wachstum erwartet werde und weitere Zinserhöhungen angemessen sein dürften. Auf dem Arbeitsmarkt sei die Nachfrage nach Arbeitskräften inzwischen sehr hoch, während das Angebot verringert bleibe. Die Inflation dürfte vorerst merklich über dem Inflationsziel von zwei Prozent bleiben.

Die Reduzierung der Bilanzsumme werde man nach einem der kommenden Meetings beginnen. Man habe gute Fortschritte bei der Ausarbeitung eines Plans gemacht und der Abbau der Bilanzsumme werde einen wichtigen Beitrag im Rahmen der Geldpolitik leisten.

Die Fed sei entschlossen, Preisstabilität herzustellen und die US-Wirtschaft könne höhere Zinsen gut vertragen, so Powell. Eine Rezession sei nicht sehr wahrscheinlich. Falls es angemessen sei, werde man bei der Straffung der Geldpolitik rascher vorgehen. Die Inflation dürfte im laufenden Jahr hoch bleiben, aber gleichzeitig niedriger als im Vorjahr liegen. Ab Mitte des Jahres dürfte die Inflation sinken und ab dem kommenden Jahr dann noch deutlicher. Der Offenmarktausschuss sei sich "sehr bewusst", dass man zur Preisstabilität zurückkehren müsse. Man werde Maßnahmen ergreifen, damit sich die Inflation nicht verfestige.

Eine Ankündigung zur Reduzierung der Bilanzsumme könnte bereits beim nächsten Meeting im Mai kommen, sagte Powell. Die Reduzierung der Bilanzsumme werde ähnlich verlaufen wie beim letzten Mal, solle aber früher beginnen und schneller umgesetzt werden.

Marktreaktionen: Die US-Aktienmärkte, der Goldpreis und EUR/USD fielen nach dem Zinsentscheid zunächst auf ihre Tagestiefs, während die kurzfristigen Anleiherenditen anzogen. Im Verlauf der Pressekonferenz kehrten sich die Bewegungen allerdings teilweise um und die Aktienmärkte, der Euro und Gold stiegen deutlich, während die Anleiherenditen ihren Anstieg wieder etwas korrigierten.

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Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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