Kommentar
21:01 Uhr, 19.12.2018

US-Notenbank erhöht Leitzins wie erwartet

Die US-Notenbank erhöht wie erwartet den Leitzins. Gleichzeitig deutet die Fed an, dass die Zinsen im kommenden Jahr nicht mehr so stark steigen wie bisher erwartet.

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Ungeachtet der Kritik von US-Präsident Donald Trump erhöht die US-Notenbank zum vierten Mal in diesem Jahr den Leitzins. Die sogenannte Fed Funds Target Rate wird um 0,25 Prozentpunkte angehoben und befindet sich damit künftig in einer Spanne von 2,25 bis 2,50 Prozent, wie die Fed nach der zweitägigen Sitzung des Offenmarktausschusses am Mittwochabend mitteilte. Die Entscheidung fiel einstimmig mit zehn zu null Stimmen.

Gleichzeitig deutet die Fed für das kommende Jahr an, dass die Zinsen langsamer als bisher erwartet steigen. So rechnen die Mitglieder des Offenmarktausschusses in ihren individuellen Zinsprognosen im Mittel (Median) für das kommende Jahr nur noch mit zwei Zinserhöhungen um jeweils 0,25 Prozentpunkte, nachdem bisher drei Zinsschritte in Aussicht gestellt wurden. Im Jahr 2020 dürfte es dann nach der Medianprognose eine weitere Zinserhöhung geben. Die Prognose für das langfristige Niveau des Leitzins liegt nun im Mittel nur noch bei 2,8 Prozent, nachdem sie zuvor bei 3,1 Prozent gelegen hatte.

Auch langfristig dürften die Zinsen nicht mehr so stark steigen, wie die Fed andeutet. Angemessen seien voraussichtlich "einige" (some) weitere graduelle Zinserhöhungen, heißt es im Statement zum Zinsentscheid. Bisher hatte die abmildernde Vokabel "some" im Statment gefehlt.

Gleichzeitig nahm die Fed eine Formulieung wieder ins Statement auf, wonach die Risiken zwar weitgehend ausgeglichen seien, man aber die Entwicklungen und mögliche Risiken in der Weltwirtschaft und an den Finanzmärkten genau beobachte.

Ihre Wachstumsprognosen senkte die Fed nur leicht. So dürfte die US-Wirtschaft im laufenden Jahr nach Einschätzung der Fed um 3,0 Prozent wachsen, nachdem bisher 3,1 Prozent erwartet wurden. Die Prognose für 2019 wurde von 2,5 auf 2,3 Prozent gesenkt. Ihre Einschätzungen zur Wirtschaft veränderte die Fed nur marginal. Weiterhin charakterisiert die Fed die wirtschaftliche Aktivität und den Arbeitsplatzaufbau als "stark". Die Inflationserwartungen hätten sich zuletzt nur leicht verändert.

Beobachter an den Finanzmärkten hatten zuletzt erwartet, dass die Notenbank zwar wie erwartet den Leitzins erneut anhebt, gleichzeitig aber für das kommende Jahr ein deutlich langsameres Tempo für die Zinserhöhungen in Aussicht stellt.

US-Präsident Donald Trump hatte seine Kritik an den Zinserhöhungen der Fed in den vergangenen Tagen erneuert. Trump wirft der Fed vor, durch die Erhöhung der Leitzinsen die wirtschaftliche Erholung zu gefährden.

Den Zinssatz für die sogenannten Überschussreserven der Banken hob die Fed auf 2,40 Prozent an. Die sogenannte Primary Credit Rate für kurzfristige Übernachtkredite an die Banken im Rahmen des sogenannten Discount Windows steigt um 0,25 Prozentpunkte auf 3,00 Prozent.

Updates von der Pressekonferenz / Aussagen von Fed-Präsident Jerome Powell:

  • Die Wirtschaft ist im vergangenen Jahr stark gewachsen.
  • Zuletzt zeigen sich aber neue "Gegenströmungen" und eine leichte Abschwächung der Wirtschaft.
  • Die Finanzmarktvolatilität hat zugenommen.
  • Die Entwicklungen haben den Ausblick aber nicht grundsätzlich verändert.
  • Der Leitzins hat nun das untere Ende der geschätzten Bandbreite des neutralen Zinsniveaus von 2,5 bis 3,5 Prozent erreicht.
  • Die meisten Mitglieder des Offenmarktausschusses rechnen für das kommende Jahr weiter mit einem robusten Wachstum.
  • Die globale Abschwächung ist ein Grund für die neuen, etwas geringeren Wachstumsprognosen.
  • Die Geldpolitik der Fed ist datenabhängig und ist nicht vorherbestimmt.
  • Die Fed wird die Entwicklungen genau beobachten.
  • Es gibt eine ziemlich große Unsicherheit in Bezug auf den künftigen Zinspfad.
  • Politische Erwägungen spielen bei der Geldpolitik der Fed keine Rolle.
  • Niemand wird die Fed davon abhalten, den richtigen Weg zu gehen.
  • Bei den grundsätzlichen Diskussionen im kommenden Jahr zur künftigen Geldpolitik soll es nicht um eine Änderung des Inflationsziels oder des Fed-Gesetzes gehen.
  • Die Wachstumsprognose für das kommende Jahr ist ziemlich positiv.
  • Es könnte Umstände geben, bei denen es angemessen wäre, den Leitzins über das neutrale Niveau anzuheben. Ebenso könnte es Gründe geben, dies nicht zu tun.
  • Die Kernerwartung ist, dass wir auch im kommenden Jahr ein robustes Wachstum, eine niedrige Arbeitslosigkeit und eine gesunde Wirtschaft haben.
  • Die Fed beobachtet internationale Risiken wie Brexit und Italien genau. Der Brexit sollte keine großen Auswirkungen auf die US-Wirtschaft haben.

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8 Kommentare

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  • German2
    German2

    die Fed macht momentan genau das was sie auch tun muss

    10:54 Uhr, 20.12.2018
  • Silberpapst
    Silberpapst

    So war es doch bisher auch. So lange Zinserhöhungen durchziehen, bis man aufgrund der extrem fallenden Aktienmärkte wieder die Legitimation hat, die Druckerpresse anzuschmeißen.....

    Eigentlich immer das gleiche Spiel....

    08:52 Uhr, 20.12.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Man könnte die Politik der FED auch als eine konzertierte Aktion der Trump-Abschaffer interpretieren, ein Schelm.....

    Wie auch immer, an den Aktienmärkten sehen wir einstürzende Neubauten, es stellt sich immer mehr heraus, dass sie auf Sand gebaut waren.

    08:41 Uhr, 20.12.2018
  • tschak
    tschak

    Die FED meint wohl, die Luft müsse aus den Finanzmärkten raus. Bzw. schert sich Null um die Märkte - bzw. Es geht Ihnen um den DATA POINT: Employment rate und auch um d. GDP-Growth. Somit wäre Alles geklärt...

    07:19 Uhr, 20.12.2018
  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Die Fed scheint sich tatsächlich zu weigern, die Märkte erneut zu "retten". Das dürfte für viele überraschend kommen.

    21:12 Uhr, 19.12.2018

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Über den Experten

Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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