US-Notenbank erhöht Leitzins um 25 Basispunkte
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Erwähnte Instrumente
- S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072
- EUR/USD - WKN: 965275 - ISIN: EU0009652759
- Dow Jones - WKN: 969420 - ISIN: US2605661048 - Kurs: 32.304,71 $ (NYSE)
Der Leitzins wird wie erwartet um 0,25 Prozentpunkte (25 Basispunkte) angehoben, wie die Fed am Mittwochabend nach ihren zweitägigen Beratungen mitteilte. Der Leitzins liegt damit künftig in einer Spanne von 4,75 % bis 5,00 %.
Mit Blick auf die kommenden Monate wird eine weitere Zinserhöhung um 25 Basispunkte angedeutet. "Der Ausschuss geht davon aus, dass eine gewisse zusätzliche Straffung der Geldpolitik angemessen sein könnte", heißt es im Statement zum Zinsentscheid. Die bisherige Formulierung, wonach "weitere fortgesetzte Zinserhöhungen" angemessen sein dürften, findet sich hingegen nicht mehr im Statement zum Zinsentscheid.
"Das US-Bankensystem ist solide und widerstandsfähig", heißt es mit Blick auf die Bankenkrise. "Aktuelle Entwicklungen werden voraussichtlich zu engeren Kreditbedingungen für Haushalte und Unternehmen führen und die wirtschaftliche Aktivität, Einstellungen und Inflation belasten. Das Ausmaß dieser Auswirkungen ist unsicher. Der Ausschuss bleibt äußerst aufmerksam gegenüber Inflationsrisiken."
Laut dem sogenannten Dot Plot sehen die Mitglieder des Offenmarktausschusses Ende 2023 den Leitzins im Median wie bisher bei 5,1 %. Dies würde auf eine weitere Zinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte hindeuten. Im nächsten Jahr dürfte der Leitzins dann gesenkt werden, so wird Ende 2024 der Leitzins im Median bei 4,3 % gesehen.
Wegen der Bankenkrise hatten prominente Stimmen die US-Notenbank dazu aufgerufen, ihren Zinserhöhungskurs zu pausieren. Dies hatte etwa der bekannte Investor Bill Ackman gefordert. Tesla-Chef Elon Musk hatte sich sogar für eine Zinssenkung um mindestens 0,5 Prozentpunkte ausgesprochen.
Im Kampf gegen die Bankenkrise hatte die US-Notenbank Fed in der vergangenen Woche rund 300 Milliarden Dollar an Liquidität über verschiedene Instrumente bereitgestellt. So wurden Guthaben bei den zahlungsunfähigen Geldhäusern Silicon Valley Bank und Signature Bank mit Hilfe der US-Notenbank garantiert, während sich andere Banken über das sogenannte Discount Window und das neue Bank Term Funding Program (BTFP) insgesamt dreistellige Milliardenbeträge liehen.
Updates von der Pressekonferenz: Auf der Pressekonferenz betonte Fed-Chef Jerome Powell, dass die Einlagen der Sparer bei den Banken sicher seien. Das Bankensystem sei stabil und resilient und verfüge über ausreichend Kapital und Liquidität. Ernsthafte Probleme habe es bei einer kleinen Anzahl von Banken gegeben. Die Abflüsse bei den Banken hätten sich zuletzt stabilisiert. Man werde aus den jüngsten Problemen lernen und sie in Zukunft verhindern. Dabei werde es auch eine unabhängige Untersuchung geben. Man habe die Instrumente, um für die Sicherheit der Bankeinlagen zu sorgen. Im Gewerbeimmobilienmarkt gebe es keine vergleichbaren Probleme zum Bankensektor, so Powell.
Die Inflation bleibe zu hoch und der Arbeitsmarkt bleibe eng. Die Entwicklungen im Bankensystem dürften wahrscheinlich in einer strengeren Kreditvergabe münden und so zu einer weiteren Straffung führen, sagte Powell. Weitere Straffungen müssten also nicht durch Zinserhöhungen erfolgen, sondern könnten auch eine Folge der jüngsten Entwicklungen sein. Es sei aber noch zu früh, um sagen, wie sich dies genau auf den weiteren Leitzinspfad auswirken werde. Entscheidungen zum Leitzins würden von Meeting zu Meeting getroffen.
Man habe in den Tagen vor dem Zinsentscheid auch darüber nachgedacht, die Zinserhöhungen zu pausieren, es habe aber einen breiten Konsens für die Anhebung um 25 Basispunkte gegeben. Wie das Statement zeigt, stimmten alle Mitglieder des Offenmarktausschusses für die Anhebung. Die weiterhin hohe Inflation habe für eine Fortsetzung der Zinserhöhungen gesprochen, so Powell. Der Notenbankchef betonte, dass die Formulierung mit Blick auf die künftige Zinsentwicklung im Statement deutlich abgeschwächt worden sei. Nun heiße es, dass eine gewisse weitere Straffung angemessen sein könnte, während es bisher hieß, dass weitere fortgesetzte Anhebungen angemessen sein dürften. Mit Zinssenkungen rechne man im laufenden Jahr im Basisszenario nicht, so Powell. Über eine Veränderung des Programms zum Abbau der Bilanzsumme habe man noch nicht gesprochen. Man sei aber bereit, dies zu tun, falls es nötig sein sollte.
Powell betonte auch, dass niemand die Entschlossenheit der Fed anzweifeln sollte, die Inflation wieder auf 2 % senken. Falls die Zinsen mehr angehoben werden müssten als erwartet, werde man dies tun.
Mit Blick auf die Bankenkrise betonte Powell, dass es sich um einen Bank Run gehandelt habe, bei der sehr schnell von einer Gruppe vernetzter Akteure große Summen von den Banken abgezogen worden seien. Die Bankenüberwachung und -regulierung müsse gestärkt werden. Die Führung der Silicon Valley Bank sei mit dem Management der Risiken "kläglich gescheitert".
Fazit und Marktreaktionen: Die US-Notenbank hebt den Leitzins zwar trotz Bankenkrise weiter an, deutet aber zugleich an, dass es vermutlich nur noch eine weitere Anhebung um 25 Basispunkte geben dürfte, während zuvor "fortgesetzte Anhebungen" in Aussicht gestellt wurden. In einer ersten Reaktion konnten die Aktienmärkte zulegen, während die Anleiherenditen sanken. Gold und EUR/USD zeigten sich fester. Während der Pressekonferenz kam es zu volatilen Bewegungen. Positiv wirkte sich aus, dass Powell ausführte, dass sich die Abflüsse aus dem Bankensystem zuletzt stabilisiert hätten. Negativ wurde aufgenommen, dass Powell im aktuellen Jahr keine Zinssenkungen erwartet und auch bereit sei, die Zinsen stärker zu erhöhen als erwartet, falls dies nötig sein sollte.
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