Kommentar
20:33 Uhr, 05.01.2022

Fed deutet schnellere Normalisierung an

Die US-Notenbank könnte bei der Straffung ihrer Geldpolitik schneller vorgehen als erwartet, wie aus dem Protokoll des letzten Zinsentscheids hervorgeht. Die Aktienmärkte reagieren mit Kursverlusten.

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Die US-Notenbank hat ihr Sitzungsprotokoll zur letzten Zinssitzung am 14. und 15. Dezember veröffenlicht. Die Fed deutet darin eine schnellere geldpolitische Wende an als bisher erwartet.

"Die Teilnehmer stellten im Allgemeinen fest, dass es (...) gerechtfertigt sein könnte, den Leitzins früher oder schneller zu erhöhen, als die Teilnehmer zuvor erwartet hatten", heißt es im Protokoll. "Sie stellten fest, dass die aktuellen Bedingungen einen stärkeren Wirtschaftsausblick, eine höhere Inflation und eine größere Bilanz umfassen und daher eine möglicherweise schnellere Normalisierung des Leitzinses rechtfertigen könnten." Die meisten Teilnehmer seien der Meinung, dass die Bedingungen für eine Zinserhöhung "relativ bald erreicht werden könnten, wenn das jüngste Tempo der Arbeitsmarktverbesserungen anhält".

Bei ihrem Zinsentscheid am 15. Dezember hatte die US-Notenbank bereits eine Beschleunigung des Ausstiegs aus ihren Anleihenkäufen angekündigt. Die Käufe von Staatsanleihen und Hypothekenpapieren sollen ab Januar um 30 Milliarden Dollar pro Monat reduziert werden. Damit verdoppelt die Fed das Tempo ihres "Taperings" und könnte ihre Anleihenkäufe bereits im März auf null reduzieren. Beim vorherigen Tempo wären die Käufe erst Mitte 2022 beendet worden.

Im Anschluss an das Ende des Taperings im März 2022 könnten dann auch wieder Zinserhöhungen anstehen. Im sogenannten Dot-Plot, das die individuellen Erwartungen der (stimmberechtigen und nicht stimmberechtigten) FOMC-Mitglieder abbildet, hatten die Mitglieder des Offenmarktausschusses im Mittel drei Zinserhöhungen um jeweils 0,25 Prozentpunkte für 2022 in Aussicht gestellt, so dass der Leitzins Ende des Jahres in einer Spanne von 0,75 bis 1,00 Prozent liegen dürfte.

Im nun veröffentlichten Protokoll deutet die Fed auch an, dass sie ihre Bilanzsumme schneller reduzieren könnte als im letzten Normalisierungszyklus. "Viele Teilnehmer waren der Meinung, dass das angemessene Tempo der Bilanzreduktion wahrscheinlich schneller sein würde als während der vorherigen Normalisierungsepisode", heißt es im Protokoll. Die Bilanzreduktion dürfte dabei zwar erst nach der ersten Leitzinserhöhung beginnen, der Zeitpunkt des Beginns dürfte aber nicht wie beim letzten Mal erst zwei Jahre nach der ersten Zinserhöhung liegen. Zugleich soll allerdings der Leitzins das primäre Instrument zur Steuerung der Geldpolitik bleiben, heißt es im Protokoll.

Marktreaktionen: Die Aktienmärkte reagierten mit Kursverluste auf die Möglichkeit einer schnelleren geldpolitischen Normalisierung. Besonders Wachstums- und Technologietitel gerieten erneut unter Verkaufsdruck, während sich Value-Titel wie zuvor einigermaßen stabil hielten. Die kurzfristigen Anleiherenditen und der Dollar legten zu, während der Goldpreis ebenfalls in einer ersten Reaktion fiel.

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Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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