Kommentar
15:55 Uhr, 25.07.2019

US-Industrie: Ein Lebenszeichen!

Der US-Industrie geht es nicht viel besser als z.B. der deutschen Industrie, also schlecht. Nun kommt gerade von dort ein Lebenszeichen.

Die Schwäche der US-Industrie wird von vielen als irrelevant abgetan. Persönlich sehe ich das anders, weil auch viele Dienstleistungsbranchen (etwa Transport) an der Industrie hängen. Der Einfluss der Industrie auf die Gesamtwirtschaft ist größer als viele glauben. Nun gibt es aber Hoffnung, dass man sich nicht weiter sorgen muss, denn die Industrie sendet ein Lebenszeichen.

Es hat aber nicht im produzierenden Gewerbe begonnen. Begonnen hat der Rebound beim Konsumenten. Der Konsum, exklusive Treibstoff (die Volatilität der Treibstoffpreise verzerrt die Daten), war um den Jahreswechsel schwach. Seit der Finanzkrise war er nicht mehr so stark eingebrochen (Grafik 1).


Es blieb in den Folgemonaten volatil. Nun zeigt sich so langsam ein solideres Bild. Zwei Monate in Folge ging es relativ stark nach oben. Wird mehr nachgefragt, wird natürlich auch mehr produziert, sofern die Produzenten zuversichtlich in die Zukunft blicken. Sind sie pessimistisch, räumen sie lieber die Lager, anstatt neue Güter herzustellen.

An Optimismus hat es etwas gemangelt. Der Einkaufsmanagerindex für die USA ist seit Monaten auf Talfahrt (Grafik 2). Der regionale Index für New York, der Empire State Index, ist volatiler. Er bildet ja auch nur eine Region ab. Dafür ging es hier nach einem starken Einbruch zuletzt wieder deutlich nach oben. Der Index ist wieder im positiven Bereich.


Es gibt zumindest Ansätze von einem etwas besseren Ausblick. Einkaufsmanagerindizes laufen der realwirtschaftlichen Entwicklung ungefähr sechs Monate voraus. Die Talsohle könnte durchschritten sein. Das scheinen sich auch die Betriebe zu denken. In den vergangenen zwei Monaten stieg die Produktion wieder, nachdem sie davor vier Monate lang schrumpfte (Grafik 3).

Die Industrie wächst also wieder. Im ersten Quartal schrumpfte sie. Das Wachstum scheint gut untermauert zu sein, da auch die Verbraucher wieder mehr kaufen. Es findet sich leider dennoch ein Haar in der Suppe. Zu erkennen ist dieses anhand des Lager-Umsatz-Verhältnisses.

Steigt das Verhältnis, sind die Lager voller. Sinkt es, kommt die Produktion nicht mehr nach. Die Lager leeren sich. Üblicherweise steigt das Verhältnis, wenn sich die Wirtschaft abkühlt. Es wird zu viel produziert, weil die Betriebe zu langsam auf den Abschwung reagieren. Die Lager füllen sich.

Die Industrie wächst nun wieder, dafür aber füllen sich die Lager. Das ist kein gutes Zeichen, da im Prinzip auf Halde produziert wird. Die Nachfrage ist nicht groß genug, um die Produktion abzuschöpfen. Daran ändert auch der Rebound des privaten Konsums nichts.

Ich bleibe daher vorsichtig. So wie die Aktienkurse auch einmal während eines Bärenmarktes steigen können, kann sich auch die Wirtschaft im Abschwung einmal erholen. Genau das scheint gerade zu geschehen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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