Kommentar
10:46 Uhr, 15.04.2015

US-Dollar: Hausse vor dem Ende?

Die USD-Rally scheint gar nicht mehr aufhören zu wollen. Das bringt die Großbank HSBC dazu, bereits von einer Dollar Blase zu sprechen

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Früher oder später fallen alle Blasen in sich zusammen. Lauert hier bereits eine Chance auf einen Dollar Short?

Die Dollar Rallye läuft schon länger als die meisten vermuten. Die Aufwertung wird erst seit kurzem medienwirksam verarbeitet. Tatsächlich aber ist die Dollar Rallye schon 4 Jahre alt und nähert sich damit so langsam ihrem Ende. Diese Meinung wird von den wenigsten geteilt. Gefühlt befindet sich der Dollar ja auch erst seit einigen Monaten im Rallyemodus. Ein Blick auf den Chart zeigt aber, dass dieser Eindruck täuscht.

Je nachdem welches Währungspaar man betrachtet dauert die Rallye erst seit knapp einem Jahr oder bereits seit 5 Jahren an. Gegenüber dem Euro gewinnt der Dollar erst seit Juli 2014 so richtig an Stärke. Gegenüber dem Yen bildete sich Ende 2011 ein Tief aus. Im Verhältnis zum kanadischen Dollar erreichte der US Dollar bereits Mitte 2011 ein Tief. Der Einfachheit halber kann man einfach den US Dollar Index betrachten, der den Dollarkurs gegenüber einem Währungskorb abbildet.

Der Dollar Index zeigt wie der Dollar zwischen 2008 und 2011 einen Doppelboden gebildet hat. Seitdem geht es tendenziell nur noch in eine Richtung: nach oben. In der gesamten Historie des Index war der Anstieg des Dollars noch nie so ausgeprägt wie jetzt. Innerhalb eines Jahres hat der Dollar 20% gewonnen. Ein Großteil davon geht auf das Verhältnis von Dollar zu Euro zurück. Trotzdem ist die Rallye absolut beispiellos.

Die Rallye lässt sich fundamental durchaus erklären. In vielen Ländern der Welt haben die Notenbanken in den letzten Jahren begonnen ihre Geldpolitik zu lockern. In den USA sehen wir einen gegenläufigen Trend. Das macht den Dollar gegenüber anderen Währungen attraktiver. An dieser Rechnung ist nichts auszusetzen. Sie ist korrekt. Gleichzeitig muss man aber auch sagen, dass in vielen Währungsräumen die Zinsen noch immer höher sind als im Dollarraum. Für die Eurozone mag das nicht gelten. Es gilt aber für eine ganze Reihe von Ländern wie Australien, Kanada und Neuseeland. Obwohl die Zinsen dort eigentlich höher sind verlieren die Währungen gegenüber dem Dollar substantiell. Auf Basis harter Fakten lässt sich das nicht rechtfertigen.

Die Dollar Rallye hat eine fundamentale Begründung. Das Ausmaß der Rallye lässt sich jedoch nicht mehr begründen. Die Zinsen sind noch immer niedrig. Es wird frühestens im Sommer zu einer ersten symbolischen Zinserhöhung in den USA kommen. Im Gegensatz zu früheren Zinserhöhungszyklen wie Ende der 70er und Ende der 90er Jahre werden die Zinsen in den USA nicht innerhalb kurzer Zeit um 2 Punkte steigen. Vergleicht man jedoch den Verlauf der aktuellen Rallye mit den zwei früheren Aufwertungsphasen, dann gewinnt man den Eindruck, dass die Zinsen in den USA bald wieder bei 3 oder 4% stehen müssten. Grafik 2 setzt die drei Aufwertungsphasen ins Verhältnis zueinander. Alle 3 Phasen wurden so normiert, dass der Dollar Index zu Beginn der Rallye bei 100 steht. Die derzeitige Aufwertung ist schneller als die letzte und ungefähr gleich schnell wie die erste Aufwertungsphase Ende der 70er Jahre. Damals stiegen die Zinsen innerhalb weniger Jahre von 4 auf über 15%. Dazu steht die jetzt zu erwartende Zinserhöhungsphase mit vielleicht 1 bis 2% in keinem Verhältnis.

Die Dollar Rallye wird nicht mehr durch fundamentale Gründe getrieben. Die Rallye trägt sich selbst und hat nicht mehr viel mit dem fairen Wert der Währung zu tun. Die erste große Dollaraufwertung dauerte 5 Jahre, die zweite knapp 7 Jahre und die aktuelle beginnt gerade ihr fünftes Jahr. Man kann sich ausrechnen, dass es nicht ewig so weitergehen wird wie bisher. Der US Dollar könnte mit der ersten Zinserhöhung in den USA sein zyklisches Hoch erreichen. Demnach würden uns nur noch einige Monate von diesem Hoch trennen.

Die Großbank HSBC geht davon aus. Für sie ist auch die sehr starke Aufwertung in den letzten 12 Monaten Grund zur Besorgnis. So starke Aufwertungen sieht man für gewöhnlich am Ende einer Bewegung. Der Dollar muss deshalb nicht gleich in sich zusammenfallen. Mittelfristig spricht viel gegen eine weitere Aufwertung. Kurzfristig auf Sicht einiger Monate könnte EUR/USD noch unter 1 fallen. Dann sollte jedoch relativ schnell Schluss sein. Den Dollar jetzt schon zu shorten ist zu früh. Demnächst kann man jedoch eine langlaufende Kaufoption auf EUR/USD erwerben. Im derzeitigen Rallyefieber mag eine solche Idee abwegig erscheinen. Wenn sich aber nicht plötzlich die Marktgesetze vollkommen geändert haben – und danach sehen die Charts nicht aus – dann kann das ein sehr lukrativer Trade werden.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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