Kommentar
05:30 Uhr, 25.06.2014

Unterschätzt die US-Notenbank Fed die Inflationsgefahr?

Die Fed scheint ihrer nicht vorhandenen Linie treu zu bleiben. Erinnern wir uns: Als das Ziel für die Arbeitslosenrate erreicht war, wurde es kurzerhand aufgegeben.

Jetzt, da der Zielwert für die Inflation in greifbare Nähe rückt, bringt Yellen ihre erste Hintertür in Stellung, und deklariert den ungewöhnlich starken Sprung der CPI-Inflation auf 2,1 % (siehe Chart 1) kurzerhand als „Noise“.

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„I think recent readings on, for example, the CPI index have been a bit on the high side, but I think it’s — the data that we’re seeing is noisy.“

Die Preisfrage, welche die Wall Street nun derzeit hoch- und runtergeistert ist, ob die Inflation wirklich dauerhaft anspringt oder nicht.

Anhand der Breakeven-Rate in Chart 2 erkennt man, dass es scheint als ob sich der Markt entschieden hat, und in den nächsten 5 Jahren mit einem dynamischeren Anziehen der Inflation rechnet.

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Dass Yellen die CPI-Messung nur als ein Ausreißer beschimpft hat, bestärkt die Investoren möglicherweise nur, dass die Fed eventuell die Situation unterschätzt.

SocGen: "Inflation has been running very low, and there is a presumption that it will take years to normalize. Our bottom-up forecasts suggest that the process will be quicker, with core CPI likely to end this year at 2.3 %."

Spannende Situation, wer hat nun Recht? Yellen oder die Märkte?

Ein Blick auf die Stundenlöhne liefert Indizien. Hier sieht man, dass diese trotz einer positiven Entwicklung sich noch nicht deutlich von der Inflationsrate absetzen können.

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Da ohne steigende Löhne und Gehälter aber kein nachhaltiger Preisdruck entstehen kann, gehe ich eher davon aus, dass Yellen tendenziell richtig liegt. Man muss die Entwicklung bei den Kompensationen jedoch beobachten.

Ergänzend sei angemerkt, dass die von der Fed besonders beobachtete PCE-Inflation weiter unter 2 % verharrt.

2 Kommentare

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  • Simon Hauser
    Simon Hauser Redakteur

    Hallo Investor,

    ja es ist wohl tatsächlich so, dass in der Krise überproportional mehr gutbezahlte Jobs verloren gingen, und durch schlechtbezahlte ersetzt wurden.

    http://www.nytimes.com/2014/04/28/business/economy...

    Richtig ist auch, dass die Fed in ein Dilemma kommen würde, wenn die Inflation für längere Zeit anziehen würde, ohne dass die Löhne steigen, obwohl hier wie gesagt die Frage ist, ob dies überhaupt möglich ist.

    15:02 Uhr, 25.06. 2014
  • Investor
    Investor

    Herr Hauser,

    sehr guter Artikel.

    Ich glaube nicht, daß die FED die Inflationsgefahr unterschätzt. Sie ist aber noch dabei ihre Anleihekäufe zurück zu fahren. Bevor dies passiert (Oktober?) darf sie die Inflation nicht sehen, nach meiner Meinung. Sie ist momentan noch im tappering gefangen.

    Die Einkommenszahlen interpretiere ich etwas anders. Ich denke, daß es dieser Effekt dadurch zustande kommt, daß es einen Abbau von gut bezahlten Jobs gab und dafür mehr Jobs im Niedriglohnsektor. Gibt es Zahlen die die unterstützen?

    Insgesamt steht die FED jetzt wieder unkonventiellen Maßnahmen, da steigende Energie- und Importpreise die Inflation treiben aber die Wirtschaft noch nicht angesprungen ist. Deshalb würde ich vermuten, daß es im 1Q Bondverkäufe gibt und die Zinsen zu erhöhen die Leitzinsen aber nur leicht erhöht werden. Dies könnte bewirken, daß die Inflation schwächer ansteigt und der Konsum und die Beschäftigten angekurbelt werden.

    Bei den Auswirkungen auf den USD bin ich mir nicht sicher. Exportdefit sprechen für schwächeren USD während die Zinsen eher für steigenden USD sprechen. Ein steigender USD würde die Aktienmärkte in den Keller treiben, da die S&P 500 Unternehmen ca 60% ihrer Gewinne im Ausland erzeugen und dies in USD gerechnet rückläufige Zahlen bedeuten und Anleihen attraktiver machen.

    08:16 Uhr, 25.06. 2014

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Über den Experten

Simon Hauser
Simon Hauser
Redakteur

Simon Hauser hält für Guidants News die Stellung in North Carolina und sendet aus sicherer Entfernung zur Wall Street Echtzeitnachrichten in die Welt. Leider spielen die Kennzahlen der Wirtschaftsteilnehmer oft nur eine untergeordnete Rolle und werden dominiert von einem hysterischen Medienzirkus, punktundkommalosem Zentralbank-Blubber, und mysteriösen Algo-Kreaturen. Simon Hauser hat über die Jahre als aktiver Börsenteilnehmer ein krudes Interesse für diese Dinge, welche in einer perfekten Welt eigentlich keine Rolle spielen sollten entwickelt, und versucht (mit wechselndem Erfolg) zu ergründen was die Kurse wirklich treibt.

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