Fundamentale Nachricht
16:57 Uhr, 25.11.2022

Unmut über Chinas Null-Covid-Strategie

In China schnellen nach zwei Wochen, nachdem Peking die bedeutendsten Lockerungsmaßnahmen seit Beginn der Pandemie angekündigt hatte, die Corona-Zahlen in die Höhe und die Daumenschrauben werden wieder angezogen. Nomura geht davon aus, dass ein Fünftel der Wirtschaftsleistung von den neuen Lockdowns betroffen ist.

In China hat die Zahl der Neuinfektionen den höchsten Stand seit dem Ausbruch der Pandemie vor knapp drei Jahren erreicht. Wie die Gesundheitskommission am Freitag in Peking mitteilte, wurden rund 32.700 neue Fälle gemeldet. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen hat sich damit in zwei Wochen mehr als verdreifacht.

Während der Rest der Welt längst mit dem Virus lebt, hält China weiter unbeirrt an seiner strengen Null-Covid-Strategie fest. In Millionenstädten gelten wieder weitgehende Bewegungsbeschränkungen. In Peking waren Restaurants, Geschäfte und Schulen geschlossen. Lebensmittellieferdienste stoßen an ihre Kapazitätsgrenzen. Die 21 Millionen Bewohner der Hauptstadt Peking wurden aufgefordert, ihre Wohnungen möglichst nicht zu verlassen.

In der Technologiestadt Shenzhen müssen die Einwohner einen negativen Labortest vorlegen, um öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen oder Veranstaltungsorte zu betreten, während bestimmte Gebiete in der Metropole Guangzhou weiterhin abgeriegelt bleiben. Selbst in Shanghai, wo täglich weniger als hundert neue Fälle auftreten, gehen die Behörden kein Risiko ein und verbieten Neuankömmlingen fünf Tage lang den Zutritt zu öffentlichen Einrichtungen, einschließlich Bars und Restaurants.

Die Experten der japanischen Bank Nomura gehen davon aus, dass mittlerweile mehr als ein Fünftel der chinesischen Wirtschaftsleistung von den neuen Lockdown-Maßnahmen betroffen ist und damit doppelt so viel wie noch im Oktober, wie Bloomberg berichtete.

Die weiterhin strenge Null-Covid-Strategie der Pekinger Führung sorgt für Unmut auch in der deutschen Wirtschaft. „Chinas Festhalten an der Null-Covid Politik in der Kombination mit den exzessiven Lockdowns schon bei vereinzelten Krankheitsfällen erschweren die für den deutschen Handel so wichtigen Geschäftsbeziehungen mit dem Reich der Mitte“,sagte der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Dirk Jandura, der Nachrichtenagentur Reuters. Für die bilateralen Handelsbeziehungen und auch den Welthandel bringe dies erneut Unsicherheit in die Lieferketten und belaste die wirtschaftliche Entwicklung auf breiter Fläche. Die Staus vor den chinesischen Häfen zu Beginn des Jahres seien allen noch in unguter Erinnerung, so Jandura. „Die Folgen waren bis weit ins Jahr hinein für viele unserer Groß- und Außenhändler spürbar", sagte der Präsident.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

Mehr Experten