Analyse
10:05 Uhr, 17.11.2016

Unerwarteter Zusammenbruch bietet Chancen

Die letzten Wochen waren voll von Überraschungen. Keiner hätte erwartet, dass die Märkte nach der Wahl Trumps in den Rallyemodus wechseln. Ebenso wenig wurde ein Zusammenbruch von Unternehmensanleihen erwartet.

Erwähnte Instrumente

  • US 10Y Bond Yield
    Kursstand: 2,193 % (Bonds) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • US 10Y Bond Yield - Kurs: 2,193 % (Bonds)

Seit nicht einmal einem Monat brodelt es ganz gehörig auf dem Markt für Unternehmensanleihen. Das gilt weltweit und reiht sich in den globalen Abverkauf von festverzinslichen Wertpapieren ein. Der Trend macht vor keinem Sektor halt. Die Renditen für Staatsanleihen steigen ebenso wie die Renditen für Unternehmensanleihen mit gutem Bonitätsrating. Ganz besonders hart trifft es derzeit Ramschanleihen.

In Europa konnten Unternehmensanleihen nach Bekanntgabe des EZB Kaufprogramms für Unternehmensanleihen innerhalb kurzer Zeit 5 % zulegen. Die Renditen sanken im Gegenzug auf Rekordtiefs. Einige Unternehmen konnten sich ebenso wie Staaten zu negativen Zinsen verschulden. Das ist vorbei. Seit einigen Wochen sinken die Preise und die Renditen steigen.

Der Trend lässt sich relativ einfach begründen: Zinswende. Inzwischen gehen Anleger fest davon aus, dass es zur globalen Zinswende kommt. Darüber hatte ich mehrfach berichtet. Kurz gesagt lässt sich die Story so zusammenfassen: die nächste Zinserhöhung in den USA kommt im Dezember. Die EZB wiederum wird ihr QE Programm im kommenden Jahr zurückfahren und spätestens 2018 beenden. In Japan hat die Notenbank angekündigt, dass sie keine tieferen Zinsen sehen will.

Steigen die Zinsen, dann steigen auch die Renditen für Anleihen. Entsprechend fallen die Kurse. Das ist ganz normal. Was nicht normal ist, ist der parallele Zusammenbruch des Ramschanleihenmarktes. Ramschanleihen haben für gewöhnlich kurze Laufzeiten und sind schon allein deswegen weniger sensitiv für Zinsänderungen.

Der Preis bzw. die Rendite von Ramschanleihen haben wenig mit dem Zinsumfeld zu tun. Für Unternehmen mit schlechtem Rating sind andere Faktoren viel wichtiger. Das Zinsniveau ist nebensächlich. Vielmehr geht es darum, ob das Unternehmen in der Lage ist, die Zinszahlungen zu leisten und ob es genug liquide Mittel hat, um fällig werdende Anleihen zurückzuzahlen.

Die Bonität dieser Unternehmen ist ganz grob gesagt von der Konjunktur abhängig. Wächst die Wirtschaft, dann ist es wahrscheinlicher, dass die Unternehmen überleben und ihre Schulden bedienen können. Derzeit ist das globale Wachstum nicht sensationell, aber stabil auf moderatem Niveau. Es gibt keinen fundamentalen Grund, weshalb Ramschanleihen in den Abverkauf einbezogen werden.

Anleger reagieren auf die Gemengelage dennoch undifferenziert und verkaufen alles, was „Anleihe“ draufstehen hat. Die Grafik zeigt dazu den Kapitalfluss für Ramschanleihen und repräsentativ den Kurs eines Ramschanleihen-ETFs (iShares High Yield Bond ETF). Nach hohen Zuflüssen nach dem Sell-off zu Jahresbeginn drehte sich das Blatt zuletzt wieder. Anleger zogen Gelder ab.

Die meisten ETFs haben inzwischen rund 5 % verloren. Für Anleihe-ETFs ist das viel. Es ist der größte Kursrutsch innerhalb so kurzer Zeit seit 2011. Für Anleger ist das eine Chance, denn der Abverkauf scheint durch die Idee der Zinswende bedingt zu sein, die für Ramschanleihen absolut irrelevant ist.

Fundamental verbessert sich die Lage für viele Unternehmen sogar. Seitdem Trump die Wahl gewonnen hat, befinden sich Industrierohstoffe im Rallyemodus. Der Markt erwartet ein großes Investitionsprogramm der neuen Administration. Trump will die Infrastruktur der USA erneuern. Das geht nur durch die Investition vieler hunderte Milliarden Dollar. Die Nachfrage nach Industrierohstoffen wie Kupfer würde stark steigen.

Unter den Ramschanleihen-ETFs macht der Rohstoffsektor (exklusive Energie) knapp 10 % aus. Energie hat einen Anteil von gut 10 %. Hier sorgt die OPEC für fallende Ölpreise und somit Druck auf die Unternehmen. Unterm Strich ist das Versprechen Trumps für Unternehmen mit geringer Bonität positiv. Ein Boom der alten Industrien ist zu erwarten, was die Bonität generell verbessern sollte.

Kurz gesagt: Ramschanleihen werden ohne fundamentalen Grund abgestraft. Sie sind im globalen Sell-off von Anleihen mitgefangen. Das ermöglicht Anlegern in den kommenden Wochen oder sogar schon Tagen Einstiegschancen.

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3 Kommentare

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  • Introspective
    Introspective

    Also,wo gab es einen Rallymodus seit Dienstag Abend Schlusskurs 08.11.16?

    Aktienindizes?Nein.

    Rentenfutures?Nein,eher das Gegenteil

    Renditen?JA

    Gold?Nein

    Öl?Nein

    Devisen?eine Seite immer ;)

    Rallymodus...???

    11:37 Uhr, 17.11. 2016
  • Introspective
    Introspective

    Im DOW stehn wir ca.5% höher als Dienstag Abend vor der Wahl.Rallymodus-schon eher sehr freundliche Kurse.

    Und Japan.Dort steht der Nikkei gerademal 3% höher als Dienstag Abend vor der Wahl.Rallymodus...???

    11:26 Uhr, 17.11. 2016
  • Introspective
    Introspective

    Ich muss doch ein wenig schmuzeln.Rallymodus (im DAX)?Dienstag vor der Wahl schloss der DAX um 22:00Uhr bei 10533.Aktuell stehen wir bei 10610.Das sind +0,75%

    noch Fragen?

    Es ist auch falsch immer wieder zu sagen,dass der DAX Mittwoch früh bei ca.10000 stand,und dadurch der DAX +8% machte.Als Stichtag sollte immer der Schlußstand (vor der Wahl) gelten.

    11:20 Uhr, 17.11. 2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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