Kommentar
09:44 Uhr, 16.07.2024

Überraschung vor dem Juli-Verfallstag

Die jüngsten Kursbewegungen dürften die Stillhalter des Juli-Verfallstag einmal mehr auf dem falschen Fuß erwischt haben. Insofern ist der Anstieg des DAX in der Vorwoche wohl zum Gutteil auch ein Verfallstags-Effekt.

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

Der erste Verfallstagseffekt im DAX

Das aktuelle Verfallstagsdiagramm macht dies sehr klar:

ueberraschung-vor-dem-juli-verfallstag-Kommentar-Torsten-Ewert-stock3.com-1

Quelle: https://www.stockstreet.de/boersen-tools/verfallstag-diagramm#/

Noch am Dienstag fiel er auf unter 18.250 Punkte zurück und damit in den bärischen Bereich, in dem die Put-Positionen (rote Balken) dominieren. Die Call-Positionen (blaue Balken) bei 18.600/700, aber vor allem die große Position bei 19.000 schienen völlig ungefährdet


Hinweis: Dieser Beitrag ist erstmals am 15.07.2024 im Newsletter "Börse Intern" von Stockstreet erschienen. Möchtest auch Du diese Infos bereits am Vorabend, direkt nach Börsenschluss und bequem in Dein Postfach? Dann geht es hier zur Anmeldung.


Das hat sich spätestens mit dem starken Anstieg am Freitagnachmittag geändert, bei dem der DAX das Niveau des Hochs von Anfang April sowie die vorherigen Zwischenhochs von Juni und Juli (blaue Linien) überwand (siehe folgender Chart). Diese schnelle Wende der charttechnischen Lage dürfte für die Stillhalter eine Überraschung gewesen sein.

So funktioniert die "Verfallstags-Mechanik"

Denn aus Sicht des Verfallstagsdiagramms sind damit die größeren Call-Positionen bei 18.600/700 Punkten schon im Geld. Aus charttechnischer Sicht ist der DAX nun auf dem Sprung, das Allzeithoch vom Mai bzw. die runde 19.000-Punkte-Marke zu attackieren. Und damit auch die große Call-Position auf diesem Niveau.

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Die "Verfallstags-Mechanik", die dadurch ausgelöst wurde, ist klar: Da die entsprechenden Call-Positionen am Freitag in kürzester Zeit ins Geld gelaufen sind, mussten sie von den Stillhaltern abgesicherten werden. Die Absicherungen wiederum verstärken die Kursbewegung, die sie ausgelöst haben – in diesem Fall also den Kursanstieg.

Es ist daher wohl kein Zufall, dass der DAX am Freitag zu den stärksten der großen Indizes zählte – schließlich ist der DAX mit seiner Free-Float-Marktkapitalisierung von nur 1,3 Billionen EUR ein vergleichsweise enger Markt. (Zum Vergleich: Allein Meta bringt es schon auf eine Marktkapitalisierung von 1,16 Billionen EUR; die noch größeren Alphabet, Amazon, Apple, Microsoft und Nvidia sind zusammen zehnmal größer als der gesamte DAX!)

Richtungslos bis zum Juli-Verfallstag?

Und auch der gestrige Kursverlauf bestätigt, dass der Impuls vom Freitag hauptsächlich eine Verfallstagseffekt war: Der DAX stagnierte am Vormittag – weil die Absicherungen aufgebaut waren und der Kursdruck fehlte, der dadurch ausgelöst wurde.

Am Nachmittag, bis zum Beginn des US-Handels, gab der Kurs dann nach – nachdem durch den Rückfall unter 18.700 Punkte die Absicherungen nach und nach wieder aufgelöst werden konnten/mussten. Das verstärkte den Rückfall, der dadurch ähnlich dynamisch verlief wie der Anstieg am Freitag.

Aber Verfallstagseffekt hin oder her – offensichtlich fehlen dem DAX aktuell andere Impulse, sonst hätte der eine wie die andere Kursschub weitergehen sollen. Es könnte also sein, dass der DAX bis zum Verfallstag richtungslos im Bereich der blauen Zone verharrt. Falls sich die Bullen noch aufraffen können, ist bis zum Verfallstag ein Vorstoß bis 19.000 Punkte, also ein neues Hoch, drin. Wenn dagegen die Bären ans Ruder kommen, könnte nochmal die grüne Unterstützung bei gut 18.200 Punkten angesteuert werden.

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Torsten Ewert
Torsten Ewert

Torsten Ewert hat nach dem legendären Crash von 1987 die Welt der Börse für sich entdeckt – und nach und nach alle Möglichkeiten ausprobiert, die sich engagierten Privatanlegern im Lauf der Jahre anboten: Zunächst neben Aktien also vor allem Hebelprodukte, wie Optionsscheine und Zertifikate, später dann auch Futures, Optionen und CFDs. Seit inzwischen mehr als 15 Jahren arbeitet er erfolgreich als hauptberuflicher Trader, hauptsächlich mit Aktien und Aktienoptionen.

Torsten Ewert macht seinen reichen Erfahrungsschatz auch anderen Anlegern zugänglich. So betreut er seit mehr als 10 Jahren erfolgreich zwei Börsenbriefe für langfristige, strategische Geldanlagen, die sich nach wie vor hoher Wertschätzung durch seine Leserinnen und Leser erfreuen. Darüber hinaus gibt Torsten Ewert auch Seminare und hält Vorträge zu verschiedenen Börsenthemen.

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