Kommentar
07:15 Uhr, 23.10.2025

DAX: Warum ein Befreiungsschlag noch auf sich warten lässt

Der DAX hat sich seit der Vorwoche kaum bewegt. Und wenn keine externen Treiber dieses Patt auflösen, dürfte es auch noch eine Weile dabei bleiben.

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 24.151,13 Pkt (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • DAX - WKN: 846900 - ISIN: DE0008469008 - Kurs: 24.151,13 Pkt (XETRA)

Beim Blick auf den DAX-Chart könnte man meinen, dass es einen Verfallstagseffekt gegeben hätte. Fiel doch der Kurs am vergangenen Freitag, dem kleinen Oktober-Verfallstag (siehe Pfeil im folgenden Chart), deutlich zurück, während er sich zuvor und danach in einer recht konstanten Spanne über 24.000 Punkten bewegte:

(K)ein Verfallstagseffekt

DAX (BI 2025-10-22)
Statischer Chart
Live-Chart
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    L&S

Ein Verfallstagseffekt war dies aber nur insofern, weil mit dem plötzlichen Rückfall unter 24.000 Punkte Absicherungsmaßnahmen der Stillhalter nötig waren oder überflüssig wurden, was die Kursbewegung verstärkte. Ausgelöst wurde sie hingegen von den Irritationen um die US-Regionalbanken (siehe Börse-Intern vom 17.10.2025). Aber da es bei einem kurzen Rücksetzer blieb, ist dies charttechnisch nahezu bedeutungslos.

Allerdings ergeben sich nun einige bullische Interpretationsmöglichkeiten: So kann man den Rücksetzer als Bestätigung des grünen Aufwärtskanals ansehen. Außerdem war er de facto eine Bärenfalle an der steilen schwarzen Aufwärtslinie seit April.

Doch da der DAX nach der deutlichen Gegenreaktion vom Montag nicht weiter zulegte, darf man diese jüngsten Kursreaktionen nicht überbewerten: Der DAX bewegt sich weiterhin in einer übergeordneten Seitwärtsbewegung, bleibt aber kurzfristig sehr verhalten.

Was bringen die Zahlen von SAP?

In den Kommentaren wird auf die Zahlen von SAP am Donnerstag verwiesen, welche die Anleger bisher zurückhaltend bleiben ließen. Mag sein, SAP ist schließlich mit mehr als 13 % Gewicht im DAX der dominierende (und kursbewegende) Wert.

Doch angeblich hätte der erfolgreiche Börsengang der ehemaligen ThyssenKrupp-Marine-Sparte TKMS die Kauflaune am Montag wieder aufleben lassen. Und tatsächlich legten dabei auch andere Rüstungswerte wieder zu. So war Rheinmetall mit +5,9 % am Montag der stärkste Wert im DAX. Doch offenbar war auch das nur ein Strohfeuer, sodass man die Kraft der Bullen weiterhin nicht überschätzen sollte.

Und auch die vermeintliche Erleichterung im Zollkonflikt zwischen den USA und China ist wohl kein dauerhafter Treiber – sofern sie überhaupt eine Rolle spielte. Vermutlich war also die Gegenreaktion am Montag nur ein kurzfristiger Nach-Verfallstagseffekt.

Die Chartlage im DAX

Charttechnisch stellt sich die Lage nun wie folgt dar: Die Bullen sollten kurzfristig auf jeden Fall die 24.000er-Marke verteidigen. Falls sie tatsächlich wieder klare Aufwärtsambitionen haben, sollten sie den DAX auch nicht mehr unter die schwarze Aufwärtslinie fallen lassen, sondern ihn schnell bis mindestens an die Oberkante des gelben Rechtecks, besser noch bis an die rote Linie des alten Hochs oder gar das jüngste Allzeithoch treiben.

Der Verlauf am Dienstag und Mittwoch spricht allerdings nicht für solche Ambitionen der Bullen, sodass man weiterhin mit Tests der 24.000-Punkte-Marke bzw. der Unterkante des grünen Kanals rechnen sollte. Es würde mich auch nicht wundern, falls die Bären nochmals das Tief vom Freitag oder gar die Unterkante des grünen Rechtecks testen.

Solange der DAX nicht noch weiter zurückfällt, insbesondere nicht unter das alte Allzeithoch bei 23.476 Punkten, bleibt die Lage neutral. Ein Rückfall unter 23.476 Punkte könnte (!) dagegen einen Ausverkauf auslösen, weil es dann zu einem übergeordneten Fehlsignal käme, das prinzipiell sehr bärisch zu werten wäre.

Der Ausbruch aus dem Rechteck wird schwer

Allerdings gab nach unten schon so viele Fehlausausbrüche/Bärenfallen, dass die Unterstützungszone dort inzwischen sehr breit ist. Dadurch ist völlig unklar, ab wann die Bullen die Hoffnung fahren lassen und die Bären in entscheidenden Vorteil kommen.

Einfach erscheint die Lage auf der Oberseite, weil es hier offenbar nur zu einem neuen Allzeithoch kommen muss. Doch wir haben erst Anfang Oktober gesehen, dass selbst ein neues Hoch die Bullen noch nicht aus ihrer Lethargie reißt.

Spätestens bis zur Fed-Sitzung in der kommenden Woche, eventuell auch bis zu einem (späteren) Ende des Government Shutdowns in den USA dürfte der DAX daher noch in seinem gelben Rechteck verharren. Was auch heißt, dass ein (früheres) Ende des Shutdowns die Bullen beflügeln könnte.

Andere Kurstreiber

Andere Kurstreiber könnten einzelne Quartalsergebnisse werden, wobei ein kräftiger Kursausschlag bei SAP heute auch den DAX entsprechend bewegen kann. Weniger Einfluss sollte man von den US-Inflationszahlen am Freitag erwarten: Ihre Aussagekraft dürfte infolge des Shutdowns verringert sein. (Infolge Personal- bzw. Geldmangels sind die Zahlen vermutlich zum Großteil geschätzt und damit unsicher.)

Aus geldpolitischer Sicht sind die Inflationsdaten zudem aktuell von geringerer Relevanz. Wichtiger wären die Arbeitsmarktdaten. Und je länger der Shutdown dauert, umso weniger aussagekräftig sind diese, weil die Zeit zwischen den Erhebungen manche Änderungen einfach nicht erfasst (z.B. zwischenzeitliche Entlassungen/Neueinstellungen). Je größer dieses Loch ist, umso stärker sind Anleger, Ökonomen und Zentralbanker im Blindflug – bei entsprechender Unsicherheit.

Und diese Unsicherheit wird sich auf die Märkte niederschlagen. Daher könnte ein baldiges Ende des Shutdowns entsprechend befreiend, sein Andauern dagegen belastend für die Aktienkurse sein.

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