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15:37 Uhr, 03.09.2018

Türkei steckt in einem Teufelskreis

Als die Lira in dne vergangenen Monaten weiter abstürzte und die Inflation anstieg, sah die Zentralbank von entschiedenen Reaktionen ab. Werden diese nun nachgeholt, nachdem das Land unter einer grassierenden Inflation ächzt?

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Ankara (Godmode-Trader.de) - Es ist eine Spirale ökonomischer Gesetzmäßigkeiten. Die Schwäche der türkischen Währung Lira sorgt für eine immer höhere Inflation in dem Land: Im August kletterten die Verbraucherpreise im Jahresvergleich um fast 18 Prozent, teilte das Statistikamt in Ankara mit. Dies ist die höchste Teuerungsrate seit September 2003. Im Juli hatte die Inflationsrate bei 15,85 Prozent gelegen. Das offizielle Ziel der Notenbank liegt bei fünf Prozent.

Seit Monaten ist die türkische Landeswährung Lira im Abwärtstaumel. Dadurch werden Importe weiter, die Inflation steigt. Analysten der Commerzbank halten bereits Teuerungsraten von 25 bis 30 Prozent bis Ende 2018 für möglich. Die türkische Notenbank zeigte sich besorgt und kündigte weitere Schritte an, um einen weiteren Währungsabfall aufzuhalten. „Jüngste Entwicklungen bezüglich der Inflationsaussichten weisen auf deutliche Risiken für die Preisstabilität hin", teilte die Notenbank am Montag in Ankara mit. Man werde unter Einsatz aller vorhandenen Mittel die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um die Preisstabilität zu gewährleisten. Bei der kommenden Sitzung Mitte September werde der geldpolitische Kurs angepasst, hieß es weiter.

Das ist eine indirekte Ankündigung von Leitzinserhöhungen, wodurch sich die Währungshüter der Gegnerschaft von Staatspräsident Erdogan aussetzen. Seit Jahresbeginn hat die Zentralbank in Ankara ihre Zinssätze nicht wesentlich erhöht. wohl um Erdogan nicht vor den Kopf zu stoßen. Dieser hatte mehrfach Zinserhöhungen in öffentlichen Erklärungen als „Mutter und Vater allen Übels“ gegeißelt. Auch als die Lira weiter abstürzte und die Inflation anstieg, sah die Zentralbank von entschiedenen Reaktionen ab. Der Handelsstreit mit den USA verschärfte schließlich die Finanzkrise in der Türkei. „Die Probleme der Türkei haben ihre Wurzeln in der Vergangenheit“, sagt Michiel Verstrepen, Volkswirt bei Degroof Petercam AM. „Seit einiger Zeit ist klar, dass das Land zu den fragilsten Schwellenländern gehört“.

Das starke Wachstum wurde zuletzt durch Leistungsbilanzdefizite finanziert. Gleichzeitig ist die Türkei stark von ausländischen Energieimporten abhängig. Die gestiegenen Energiepreise der vergangenen Monate haben die Handelsbilanz zusätzlich belastet. „Die Veränderungen im äußeren Umfeld haben die Verwundbarkeit des türkischen Aufschwungs zunehmend deutlich gemacht“, so Versteppen. Die Türkei se aufgrund ihrer hohen Verschuldung im Ausland besonders anfällig für steigende Energiepreise und verschärfte globale Finanzbedingungen.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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