Fundamentale Nachricht
14:04 Uhr, 14.09.2018

Erdogan tritt der Notenbank auf die Füße

Letzte Warnung vor dem großen Knall? Präsident Erdogan sagteheute, seine Geduld mit der Geldpolitik der Währungshüter habe Grenzen. Die Zinsen seien recht hoch. „Wir werden die Ergebnisse der Unabhängigkeit sehen", so Erdogan mit Blick auf die formelle Unabhängigkeit der Zentralbank von der politischen Führung.

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Ankara (Godmode-Trader.de) - Die türkische Zentralbank (CBRT) hat am gestrigen Donnerstag ein geldpolitisches Ausrufezeichen gesetzt und den Leitzins um 6,25 auf 24 Prozent angehoben. Nachdem die Inflationsrate in den letzten Monaten rasant anzog und im August auf 17,9 Prozent in der Jahresrate geklettert ist, reagierten die Notenbanker mit einer geldpolitischen Straffungs-Reaktion, die deutlich über die Konsenserwartungen hinausging. Nach der Zinsanhebung stieg die Landeswährung Lira denn auch deutlich an.

Die Entscheidung der Notenbank wurde den Finanzmarktteilnehmern gegenüber als „vertrauensbildende Maßnahme im Hinblick auf ihre geldpolitische Unabhängigkeit“ offeriert, wie die Analysten der HSBC es formulierten. Letztlich hat sich die Notenbank mit dem Schritt etwas Luft verschafft und ist der Kritik, in der Krise nicht zu handeln, entgegengetreten. Doch die Einschläge aus der Politik kommen näher!

So hatte Staatspräsident Recep Tayyin Erdogan noch am Donnerstagvormittag die Notenbank für eine verfehlte Geldpolitik kritisiert und zur Bekämpfung der Inflation entgegen der ökonomischen Lehrmeinung Zinssenkungen gefordert. Und heute trat Erdogan nach: Vor Parteianhängern sagte er heute, seine Geduld mit der Geldpolitik der Währungshüter habe Grenzen. Die Zinsen seien jetzt recht hoch. „Wir werden die Ergebnisse der Unabhängigkeit sehen", so Erdogan mit Blick auf die formelle Unabhängigkeit der türkischen Zentralbank von der politischen Führung.

Erdogan räumte zugleich ein, dass die Türkei im Vergleich zu anderen Schwellenländern wirtschaftlich zurückgefallen sei. Das Land werde daher Maßnahmen ergreifen müssen, die Währungsturbulenzen aber mit den Regeln der freien Marktwirtschaft angehen. Er setzt bisher aber auf staatliche Vorgaben und politische Eingriffe: So sollen Exportunternehmen 80 Prozent ihrer Deviseneinnahmen in Lira umtauschen müssen. Das würde die von Rohstoffimporten abhängige und hoch im Ausland verschuldete türkische Wirtschaft stark belasten. Gleichfalls untersagte Erdogan türkischen Unternehmen per Erlass, Geschäfte miteinander in einer anderen Währung als der Lira abzuwickeln, obgleich derzeit selbst viele Regierungsaufträge in Dollar oder Euro entlohnt werden. Verträge müssen nun innerhalb von 30 Tagen geändert werden. Diese Frist gilt auch für Immobiliengeschäfte. Sie müssen ebenso künftig in Lira abgeschlossen werden.

Mit der weitreichenden Maßnahme reagiert Erdogan auf den jüngsten massiven Kursverfall der heimischen Währung. Zuletzt hatte sich die türkische Lira zwar wieder etwas stabilisieren können, allerdings hat die Währung seit Beginn des Jahres etwa 40 Prozent an Wert verloren.

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