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14:06 Uhr, 19.09.2018

Türkei: Krisenindikator schrumpfende Goldreserven

Die Goldreserven sind zum Krisenindikator in der Türkei geworden. An ihnen könnte die wahre ökonomische Lage sichtbar werden.

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New York/ Istanbul (Godmode-Trader.de) - Die türkischen Goldreserven sind zuletzt deutlich geschrumpft. Entsprechende Zahlen hat jetzt das World Gold Council in London genannt. Demnach sanken die Goldreserven der Türkei insgesamt allein im Zeitraum von April bis zum 24. August von 594 auf 517 Tonnen. Allerdings teilen sich die Goldbestände des Landes auf in solche der Notenbank und der Geschäftsbanken, die einen Teil ihrer Reserven bei der Notenbank in Gold halten („Reserve Options Mechanism“). Im Berichtszeitraum nun gingen die Goldreserven der Geschäftsbanken bei der Notenbank von 358 auf 274 Tonnen zurück. Im Gegensatz dazu kaufte die Notenbank in diesem Zeitraum 7 Tonnen Gold hinzu, was die Reserven auf 243 Tonnen ansteigen ließ.

In Zeiten der Währungskrise könnte Gold eigentlich für mehr Stabilität und Vertrauen sorgen und tatsächlich sind die Reserven des Edelmetalls in der Türkei in den vergangenen Jahren stetig gestiegen, um sich gegen eine Schwäche der Landeswährung Lira zu wappnen. Doch die Krise ist derzeit offensichtlich so tiefgreifend, dass viele Akteure in Panik ihr Gold verkaufen müssen, um die nötige Dollar-Liquidität zu erhalten.

Vor allem Geschäftsbanken haben sich im großen Stile vom Edelmetall getrennt. Die Analysten des World Gold Council nannten gegenüber der FAZ nun drei sachliche Gründe dafür, warum die Goldbestände der türkischen Privatbanken so stark zurückgegangen sind. Ein Teil sei darauf zurückzuführen, dass es Abflüsse aus goldgedeckten Wertpapieren türkischer Banken gegeben habe, weil Privatanleger den hohen Goldpreis in der Türkei für Verkäufe genutzt hätten. Entscheidender sei aber die Lockerung der Vorschriften für Reserven der Banken gewesen, eine Reaktion auf die Währungskrise. Am 13. August haben die Währungshüter die Reservebestimmungen für die Geschäftsbanken gelockert. Um die Institute zu entlasten, müssen sie bei der Zentralbank weniger Sicherheiten hinterlegen. Laut dem World Gold Council haben Geschäftsbanken dies rege genutzt und ihre Goldreserven bei der Notenbank reduziert.

Die Goldreserven sind zum Krisenindikator in der Türkei geworden. An ihnen könnte die wahre ökonomische Lage sichtbar werden. Das Land muss im Zeitraum eines Jahres Devisenkredite in Höhe von 118 Mrd. Dollar bedienen. Davon entfallen rund 15 Prozent auf staatliche Banken, 44 Prozent dagegen auf private. Viele Geschäftsbanken haben die Verbindlichkeiten mit Gold hinterlegt. Sollte es ihnen nicht gelingen, an Devisenliquidität (Dollar) zu kommen, müssen sie diese Sicherheiten notfalls abstoßen.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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