Fundamentale Nachricht
13:59 Uhr, 10.09.2018

Türkisches Wirtschaftswachstum verliert deutlich an Schwung

Die türkische Wirtschaft hat trotz der Währungskrise auch im zweiten Quartal stark zugelegt. Allerdings das Wirtschaftswachstum im Vergleich zum Vorquartal deutlich an Schwung verloren. Analysten haben denn auch ihre Prognosen für das Gesamtjahr halbiert.

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Ankara/ Frankfurt (Godmode-Trader.de) - Ist das nun eine gute oder schlechte Meldung? Die türkische Wirtschaft hat trotz der Währungskrise auch im zweiten Quartal stark zugelegt. Allerdings das Wirtschaftswachstum deutlich an Schwung verloren. Nach amtlichen Angaben aus Ankara von Montag legte die Wirtschaftsleistung zwischen April und Juni im Quartalsvergleich um 0,9 Prozent zu. Dies ist das schwächste Wachstum seit dem Herbst 2016. Im ersten Quartal war die türkische Wirtschaft um revidiert 1,5 (zunächst 2,0) Prozent gewachsen. Analysten hatten für das zweite Quartal allerdings ein noch schwächeres Wachstum von nur 0,5 Prozent im Quartalsvergleich erwartet. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum kam es im Frühjahr zu einem Wachstum von 5,2 Prozent. Zu Jahresbeginn hatte es noch zu 7,3 Prozent gereicht.

Vor allem die Landwirtschaft bremste das Wachstum aus. Die Leistung im Sektor ging um 1,5 Prozent zurück. Die Industrie meldete dagegen einen Zuwachs von 4,3 Prozent, die Baubranche von 0,8 Prozent und die Dienstleister sogar von acht Prozent.

Seit Monaten verliert die türkische Landeswährung Lira an Wert. Die Inflation war im August auf 17,9 Prozent gestiegen. Die türkische Zentralbank will in ihrer nächsten Sitzung am Mittwoch Maßnahmen gegen den hohen Teuerungsdruck ergreifen. Alles deute darauf hin, dass die Wachstumsdynamik nach der Lira-Krise von Juli bis August zu einem abrupten Stillstand gekommen sei, sagte Experte Tatha Ghose von der Commerzbank. "Wir erwarten, dass das BIP im dritten und vierten Quartal gegenüber dem Vorquartal nachgeben wird." Von Reuters befragte Ökonomen erwarten für das Gesamtjahr 2018 deshalb nur noch ein Wachstum von 3,3 Prozent. Damit würde sich der BIP-Anstieg im Vergleich zum Jahr 2017 mehr als halbieren.

Aus Sicht des DIW Berlin ist die derzeitige Krise in der Türkei vor allem hausgemacht: Eine expansive Konjunkturpolitik, eine hohe Verschuldung und vor allem eine sukzessive Beschneidung der Unabhängigkeit der Zentralbank hätten dazu geführt, dass die türkische Lira vor allem seit Jahresbeginn extrem an Wert verloren habe und die Inflation in die Höhe geschnellt sei, schreiben die DIW-Ökonomen Alexander Kriwoluzky und Malte Rieth. Dringend seien Gegenmaßnahmen von Seiten der Regierung und der türkischen Zentralbank erforderlich, damit sich die Währung erholt und das Wirtschaftswachstum nicht zu stark einbricht.

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