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13:53 Uhr, 04.09.2018

Türkei-Krise nötigt Ratingagentur Fitch zu düsterem Ausblick

Die Währungskrise in der Türkei dürfte sich negativ auf das Wirtschaftswachstum auswirken. Die Ratingagentur Fitch senkte ihre Prognosen drastisch.

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London/ Istanbul (Godmode-Trader.de) - Die jüngsten Entwicklungen in der Türkei sorgen bei der US-Ratingagentur Fitch für Skepsis. Die Bonitätswächter haben ihre Wachstumsprognose für das schwer in der Krise steckende Land deutlich gesenkt. Das Bruttoinlandsprodukt werde in diesem Jahr um 3,8 und 2019 nur noch um 1,2 Prozent wachsen, teilte die Agentur mit. Bisher prognostizierte Fitch 4,5 und 3,6 Prozent Wachstum. „Unsere Prognosen sind mit erheblichen Unsicherheiten behaftet", schränkten die Experten laut Reuters ein. Dazu gehörten „politische Fehlentscheidungen, erhöhte finanzielle Belastungen im Privatsektor, geopolitische Spannungen und potenzielle Kapitalflucht“.

Auf dem Papier steht das Land ökonomisch noch robust da. Nachdem das Bruttoinlandsprodukt 2016 nur um 3,2 Prozent zugenommen hatte, betrug das Wirtschaftswachstum im vergangenen Jahr 7,4 Prozent, mehr als in jeder anderen großen Volkswirtschaft. In diesem Jahr setzte die Wirtschaft des Schwellenlandes das Wachstum des vergangenen Jahres ungebremst fort. Konsum, Außenhandel, Industrieproduktion und Investitionen legen in der Breite zu, die Staatsfinanzen sehen so schlecht nicht aus. Der türkische Staat heizt die Konjunktur mit Kreditprogrammen, Steuererleichterungen und Bauinvestitionen künstlich an.

Doch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat die Landeswährung Lira mit seiner konfusen Wirtschaftspolitik auf Sinkflug geschickt. Seit Jahresbeginn hat die türkische Währung fast die Hälfte ihres Werts zum US-Dollar. Was außerdem Besorgnis erregend ist: Die hohe Arbeitslosigkeit, die grassierende Inflation (fast 18 % im August) und die Auslandsschulden der Unternehmen: Nach Abzug ihres Devisenvermögens haben sie mehr als 220 Milliarden US-Dollar Verbindlichkeiten im Ausland angehäuft.

Die Notenbank hätte schon längst die Zinsen erhöhen müssen, um die Lira zu stabilisieren. Traut sich aber nicht, weil Erdogan ein erklärter Gegner hoher Zinsen ist. Gestern jedoch deutete die Zentralbank Zinserhöhungen an. Fitch rechnet nun mit Zinsschritten durch die Notenbank in Ankara. Eine Rückkehr zu einstelligen Inflationsraten ist dennoch so schnell nicht zu erwarten.

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1 Kommentar

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  • Kemal1
    Kemal1

    Hi Bernd,
    danke für den super neutralen Bericht. Basierend nur auf Fakten. Schönend Abend, Kemal

    17:23 Uhr, 04.09.2018

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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