Fundamentale Nachricht
17:24 Uhr, 13.05.2019

Türkei: Alles steht auf dem Kopf

Die Lira-Schwäche ist verantwortlich dafür, dass die Importe sinken, während der Export von der Wechselkursentwicklung profitiert. Dadurch fallen die traditionell hohen Handels- und Leistungsbilanzdefizite nun geringer aus. Für Investoren ist dies dennoch ein Grund, um sich Sorgen zu machen.

Istanbul (Godmode-Trader.de) - Die türkische Lira ist am Montag erneut abgestürzt. Auslöser waren Berichte, wonach die Notenbank des Landes Milliarden von Dollar verkauft hat, was die Währung eigentlich stützen sollte. Die Lira schwächte sich bis auf 6,10 gegenüber dem Dollar ab, nach einem Schlusskurs von 5,9955 am vergangenen Freitag. Am Donnerstag hatte der Kurs mit 6,2460 den schwächsten Stand seit mehr als sieben Monate erreicht.

Wie die Zentralbank am Montag mitteilte, sind ihre Devisenreserven geschrumpft. Im März seien sie um 5,7 Mrd. Dollar zurückgegangen, hieß es. Nach Reuters-Informationen verkauften zudem türkische Staatsbanken letzte Woche rund 4,5 Mrd. Dollar. Ökonomen zufolge haben die Banken auf politische Anweisung hin Devisen verkauft, um die Landeswährung vor den Kommunalwahlen Ende März und den Querelen um die Wahl in Istanbul vergangene Woche zu stützen. Die Lira hat in diesem Jahr bis zu 15 Prozent gegenüber dem Dollar verloren, allein fast fünf Prozent im März. Im vergangenen Jahr betrugen die Einbußen fast 30 Prozent.

Die Lira-Schwäche ist verantwortlich dafür, dass die Importe sinken, während der Export von der Wechselkursentwicklung profitiert. Dadurch fallen die traditionell hohen Handels- und Leistungsbilanzdefizite nun geringer aus. Daten von der Zentralbank am Montag zeigten, dass sich das Leistungsbilanzdefizit im März auf 589 Mio. Dollar verringert hat, nach 733 Mio. Dollar im Februar. Auf Jahresbasis gerechnet betrug die Unterdeckung im März 1,6 Prozent des BIP. Im Februar waren es noch 2,2 Prozent gewesen.

Investoren sind aus Sicht von Richard Grieveson, Vizedirektor des Osteuropainstituts WIIW in Wien gewohnt, dass das Leistungsbilanzdefizit hoch, das Wirtschaftswachstum stark und die Fiskalpolitik solide seien. „Jetzt steht dieses Bild immer mehr auf dem Kopf“, sagte Grieveson der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Für die Märkte bedeute das einen neuen Grund, um sich Sorgen zu machen.

Der türkische Finanzminister Berat Albayrak äußerte am Sonntag in einem Interview mit dem Sender CNN Turk derweil seine Hoffnung, dass die Wirtschaft die Auswirkungen der Währungskrise aus dem vergangenen Jahr mit zwei Quartalen Schrumpfung überwunden hat. Die hohe Inflation von fast 20 Prozent und die Arbeitslosenquote von fast 15 Prozent sollten sich bis zum Jahresende verbessern, so Albayrak.

1 Kommentar

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  • shark
    shark

    Die Türkei ist pleite !

    Erdogan ein Diktator!

    Kein seriöser Investor sollte dort Geld investieren und auch nicht Urlaub machen,bis Erdogan weggefegt wird!

    21:22 Uhr, 13.05.2019

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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