Fundamentale Nachricht
17:36 Uhr, 02.08.2019

Trump: Wir werden die Chinesen ausquetschen wie eine Zitrone

Neue Zölle, eine neue Eskalation im Handelskrieg. Trump will immer noch einen draufsetzen. Doch laut Experten ist seine Strategie gescheitert. Die Chinesen werden nicht nachgeben.

Erwähnte Instrumente

  • Soja
    ISIN: US12492A1079Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (ARIVA Indikation)

Peking/ Washington (Godmode-Trader.de) - Die chinesische Regierung hat den USA wegen der Ankündigung neuer Strafzölle mit Konsequenzen gedroht. Trump kündigte am Donnerstag an, dass er einen 10-prozentigen Zoll auf weitere 300 Mrd. Dollar an chinesischen Importen erheben würde. Allerdings schießt er sich damit auch ein Stück weit ins eigene Knie.

Denn mit den von Trump angekündigten neuen Strafzöllen drohen amerikanischen Verbrauchern steigende Preise. Die Liste der betroffenen Produkte bestehe fast nur aus Konsumgütern, warnte der US-Einzelhandelsverband Rila. „Wenn diese Zölle in Kraft treten, werden amerikanische Verbraucher die Hauptlast dieser Taktik durch höhere Preise für Alltagsgegenstände wie Kleidung, Spielzeug, Haushaltswaren und Elektronik tragen.“ Der Sender CNN berichtete, die neuen Zölle würden auch beliebte Konsumgüter wie Turnschuhe und elektronische Geräte wie iPhones betreffen. Die bisher geltenden Zölle zielten dagegen überwiegend auf Industriegüter ab. Der US-Einzelhandelsverband NRF kritisierte, schon die bisherigen Zölle hätten keinen Erfolg gebracht. „Diese zusätzlichen Zölle werden nur US-Jobs bedrohen und die Kosten amerikanischer Familien für Alltagsgegenstände steigen lassen."

Die Sprecherin des Außenministeriums in Peking, Hua Chunying, sagte, wenn die Vereinigten Staaten neue Zölle verhängten, müsse China notwendige Gegenmaßnahmen ergreifen. Die Regierung werde die Interessen des Landes entschlossen verteidigen und sich nicht erpressen lassen. Sie erläuterte nicht, wie die Maßnahmen aussehen würden. „China wird keinen maximalen Druck, keine Bedrohung oder Erpressung akzeptieren und keine Kompromisse bei wichtigen Grundsatzfragen eingehen", sagte Hua.

Die Drohung, praktisch alle US-Importe aus China zu besteuern, markiert die bisher größte Eskalation der Trump-Regierung im Handelskonflikt mit China und beendet überraschend den Waffenstillstand, der nach dem Treffen von Trump mit seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping Ende Juni in Osaka vereinbart worden war.

Chinas Außenminister Wang Yi gab am Freitag die erste offizielle Antwort auf die erneute Eskalation im Handelskonflikt. „Die Einführung neuer Zölle ist absolut nicht die richtige Lösung, um Handelskonflikte zu lösen", sagte er vor einem lokalen chinesischen Fernsehsender während der Teilnahme an einem ASEAN-Treffen in Bangkok.

Analysten zufolge dürften es Peking jetzt wahrscheinlich darauf ankommen lassen. „Für die Chinesen hat Trump nun komplett an Glaubwürdigkeit verloren, und ob die Gespräche im September wie geplant stattfinden können, darf bezweifelt werden“, sagte Zhou Xiaoming, ein ehemaliger Beamter und Diplomat des Handelsministeriums“, zu Bloomberg. „Deal or no deal, China ist auf den schlimmsten Fall vorbereitet.“

In einem Tweet sagte Trump, dass China einem Versprechen von Xi in Osaka, US-Agrarprodukte zu kaufen und illegale Exporte von Fentanyl zu stoppen, nicht nachgekommen sei. Er sei „überhaupt nicht besorgt" über die negative Reaktion der Märkte, so Trump. „Ich denke, sie wollen versuchen, einen Deal mit uns zu machen, aber ich bin mir nicht sicher", sagte Trump. „Bis zu dem Zeitpunkt, an dem es einen Deal gibt, werden wir China mit Zöllen ausquetschen wie eine Zitrone."

Trump hat sich wiederholt darüber beschwert, dass Peking nicht die „großen Mengen" an landwirtschaftlichen Käufen getätigt hat, die Xi seiner Meinung nach versprochen hatte, als sie sich dann in Osaka trafen. Allerdings gab es Missverständnisse, welche Volumina Peking den Amerikaner abkaufen sollten.

Chinas Agrarimporte aus den USA sind im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen, wobei die Einkäufe von Sojabohnen in der ersten Jahreshälfte auf den niedrigsten Stand seit mehr als einem Jahrzehnt gefallen sind. Gleichzeitig hat China in den letzten zwei Wochen den Kauf von bis zu 3 Mio. Tonnen Sojabohnen, 50.000 Tonnen Baumwolle sowie Schweinefleisch und Mais aus den USA als "Goodwill"-Maßnahme genehmigt.

Erst in dieser Woche sind in Shanghai Verhandlungen zwischen China und den USA geführt und beendet worden. Dabei danke aber wenig Greifbares an die Öffentlichkeit. Sowohl China als auch die USA meldeten, dass sich die Unterhändler Anfang September in Washington erneut treffen würden. Auch Trump ist offen für neue Verhandlungen. In einer Reihe von Tweets, die die neuen Zölle zum Inhalte hatten, ließ er die Tür für weitere Gespräche offen. „Wir freuen uns darauf, den positiven Dialog mit China für ein umfassendes Handelsabkommen fortzusetzen", schrieb er etwa.

Hoffnung, das die USA sich mit ihren Vorstellungen durchsetzen, haben Experten nicht. „Trumps Handelskrieg mit China ist gescheitert“, sagte Edward Alden, Senior Fellow beim Council on Foreign Relations, zu Bloomberg. „Der Zweck der Zölle war es, China zu zwingen, strukturelle Veränderungen in seiner Wirtschaft vorzunehmen. Aber die Zölle haben das nicht bewirkt. China ist bereit, mit den Nachteilen zu leben, anstatt die Veränderungen vorzunehmen, die die USA wünschen."

Passende Produkte

WKN Long/Short KO Hebel Laufzeit Bid Ask
Keine Ergebnisse gefunden
Zur Produktsuche

3 Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • freerider17
    freerider17

    Trumpler hat keine Ahnung wie Chinesen denken !! Er sollte zuerst mal in China leben und arbeiten und chinesischen Denken lernen ( 36 Strategeme) Sein Verhalten ist einfach lächerlich

    19:55 Uhr, 02.08.2019
    1 Antwort anzeigen
  • DodoNeu
    DodoNeu

    Waere schoen wenn er sich nicht nur ins eigene Knie schiesst!

    18:09 Uhr, 02.08.2019

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

Mehr Experten