Trump sorgt im Sommerloch für neue Unsicherheiten
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Trump kündigt Entlassung von Fed-Gouverneurin Cook an
Das am meisten diskutierte Thema ist heute sicherlich die Entlassung der Fed-Gouverneurin Lisa Cook. Es gebe ausreichende Beweise dafür, dass Cook bei Hypothekenanträgen falsche Angaben gemacht habe, schrieb Trump in einem offiziellen Schreiben an die Gouverneurin, das er auf seinem Social-Media-Account veröffentlichte.
Dieser neuerliche Versuch, politischen Druck auf die US-Notenbank (Fed) auszuüben, stellt eine Eskalation in Trumps Bestreben dar, die Währungshüter zu Leitzinssenkungen zu bewegen. Und wirft weitere Fragen bezüglich der zukünftigen Unabhängigkeit der Institution auf.
Nun stellen sich die Marktteilnehmer offenbar die Frage, ob das gut oder schlecht ist. Einerseits wurde die Aussicht auf sinkende Zinsen jüngst von den Aktienmärkten mit stark steigenden Kursen begrüßt. Andererseits kann ein zu niedriges Zinsniveau der Wirtschaft auch großen Schaden zufügen, vor allem längerfristig.
Aktienmärkte reagieren sinnvollerweise gelassen
Aber während es als erste Reaktion zu einem deutlichen Kursrutsch bei Aktien kam, lässt sich seitdem schon wieder die typische „buy the dip“-Mentalität beobachten. Und das ist auch durchaus verständlich. Denn in Sachen Geldpolitik ist weit mehr nötig, um das gesamte Federal Open Market Committee (FOMC) zu Leitzinssenkungen zu bewegen. Schließlich sind Zinsbeschlüsse immer noch Mehrheitsentscheidungen. Selbst der Chef der US-Notenbank kann nur bedingt Einfluss auf das Abstimmungsverhalten des Gremiums nehmen.
Trump droht mit neuen Zöllen
Weit weniger wichtig, aber durchaus auch relevant, war eine andere Meldung von Anfang dieser Woche, dass Trump Ländern mit Digitalsteuern mit weiteren Zöllen droht. Sollten Länder mit entsprechenden Gesetzen diese nicht zurücknehmen, werde er „erhebliche zusätzliche Zölle“ auf deren US-Exporte erheben, so Trump. Weil diese Gesetzgebungen laut Trump darauf abzielten, US-amerikanische Technologie zu schädigen oder zu diskriminieren, und sie zugleich Firmen aus China einen Freibrief erteilen würden, stellte er auch Exportbeschränkungen für US-Technologie in Aussicht.
Dazu passt auch die Meldung, dass die US-Regierung laut Insidern Sanktionen gegen Mitarbeiter der Europäischen Union (EU) ins Spiel gebracht hat. Eventuelle Strafmaßnahmen würden sich gegen Verantwortliche für die Umsetzung des EU-Gesetzes für digitale Dienste (DSA) richten, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen.
Magnete oder Zölle
Hinzu kommt die Nachricht, Trump verlange von China die Lieferung von Magneten. China müsse dieser Forderung nachkommen, oder „wir müssen ihnen einen Zoll von 200 % oder so etwas auferlegen“, sagte Trump vor Journalisten.
Die Regierung in Peking hatte im April als Reaktion auf Zollerhöhungen der USA mehrere Produkte aus Seltenen Erden, unter anderem auch Magnete auf eine Liste für Exportbeschränkungen gesetzt.
Auch Devisen- und Anleihemarkt kaum bewegt
Doch das Thema Zölle scheint von den Anlegern abgehakt zu sein. Denn die Börsen zeigen sich heute angesichts dieser Meldungen relativ freundlich. Und das gilt nicht nur für den Aktienmarkt. Auch am Devisen- und Anleihemarkt halten sich die Reaktionen vor allem auf das Thema Fed in überraschend engen Grenzen.
EUR/USD setzt Konsolidierung unbeeindruckt fort
Beispiel EUR/USD: Der Wechselkurs setzt seelenruhig seine aktuelle Seitwärtskonsolidierung fort (siehe kleines gelbes Rechteck im folgenden Chart), wobei er erneut Halt durch die alte horizontale Unterstützung bei 1,1611 USD erhalten hat (siehe dunkelgrüner Pfeil).
Damit hat sich gegenüber der Analyse vom 13. August charttechnisch nichts geändert (siehe „EUR/USD: Fundamentales und Charttechnik weisen den gleichen Weg“).
Bund-Future: Stabil nach Bärenfalle
Und auch beim Bund-Future lassen sich die aktuellen Meldungen überhaupt nicht aus dem Kursverlauf herauslesen. Hier herrscht ebenfalls eine äußerst ruhige Konsolidierung, seitdem sich der Kurs schnell über die Marke von 129,13 Punkten zurückarbeiten konnte.
Zwar bietet die Bärenfalle weiterhin Chancen für einen Long-Trade, doch ist hier offenbar ebenso Geduld gefragt wie beim EUR/USD.
DAX verteidigt unteres Ende der Seitwärtsspanne mühelos
Und Geduld brauchen die Anleger wohl auch beim DAX. Zwar hat sich der deutsche Leitindex durch die nächtlichen Kursverluste heute wieder kurzzeitig der psychologisch wichtigen Marke von runden 24.000 Punkten und damit dem unteren Ende der Seitwärtskonsolidierung genähert, doch hatten die Bullen keinerlei Mühe, dieses Niveau zu verteidigen (siehe grüner Pfeil im folgenden Chart). Buy the dip.
Insofern: seitwärts, seitwärts, seitwärts. Und das ist eben absolut nicht ungewöhnlich für die aktuelle Jahreszeit. Es ist schließlich Sommerloch.
Nvidia könnte neuen Schwung bringen
Doch heute Abend naht Rettung. Nach US-Börsenschluss wird Nvidia seine Quartalszahlen vorlegen. Optionshändler rechnen damit, dass es dann zu einer Schwankung des Aktienkurses um etwa 6 % kommen wird, wobei der Ausschlag in beide Richtungen möglich ist.
Umgerechnet würde dies den Marktwert, der aktuell bei rund 4,4 Billionen USD liegt, um etwa 264 Milliarden Dollar erhöhen bzw. reduzieren. Zum Vergleich: Das Unternehmen erzielte im vergangenen Jahr einen Jahresumsatz von 130 Milliarden USD. Das ist nur halb so viel, wie die erwartete Veränderung des Marktwertes – Wahnsinn!
Vor den Nvidia-Zahlen keine neuen Positionen eingehen
Und da aufgrund des enormen Marktgewichts des Unternehmens der Schwanz derzeit mit dem Hund wedelt, könnte dies den gesamten Markt stark beeinflussen.
Da es einem Münzwurf gleicht, auf die eine oder andere Richtung zu setzen, würde ich mich derzeit mit neuen Trades zurückhalten. Und es könnte auch nicht schaden, wieder an Gewinnmitnahmen zu denken. Denn der typischerweise saisonal schwache September rückt immer näher.
Die Probleme im Arbeitsmarkt, Inflation und Dienstleistungssektor fressen irgendwann auch den Gesamtmarkt ... Abwarten und genießen ... .