Trauerspiel: Ein Land und seine „Mannschaft“…

Der Autorenkollege Peter Haisenko hat in dieser Woche eine steile These aufgestellt. Sie lautet: Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft verliert auf Anweisung von Trainer Joachim Löw bei der Weltmeisterschaft in Russland ihre Gruppenspiele – absichtlich!

Die Direktive laute, noch in der Vorrunde auszuscheiden – damit Russland mitsamt Präsident Putin im kollektiven Gedächtnis der Deutschen dauerhaft mit negativen Erinnerungen verhaftet bleibe.

Beim Blick auf das seit Jahren ohne Unterbrechung anhaltende Russland-Bashing von Politik und Medien hier zu Lande kann man der These einen gewissen Charme nicht absprechen.

Mit einem noch nie dagewesenen Ausscheiden eines deutschen Nationalteams in der Vorrunde einer Fußball-Weltmeisterschaft könnte Russland tatsächlich als die Inkarnation des kollektiven Horrors in die deutsche Geschichtsschreibung eingehen. Denn „König Fußball“ ist hier zu Lande eine Art „Massenreligion“, bestenfalls vergleichbar mit der Liebe der Deutschen zu ihrem Auto.

Doch bleiben wir realistisch:

Die Vorstellung ist doch einigermaßen absurd, dass der Trainer einer deutschen Fußball-Mannschaft die Devise ausgeben könnte, die nächste Partie sei absichtlich zu verlieren – und die Kicker sich daran dann auch noch halten. Selbst in der Kreisklasse wäre das unvorstellbar…

Doch vielleicht muss man gar keine Verschwörungstheorien bemühen, um dem deutschen Phänomen in diesen Tagen auf die Spur zu kommen. Womöglich genügt ein Blick auf die Trikots der Spieler, um die deutsche Befindlichkeit ein Stück weit zu begreifen. Erstaunt stellt man dabei nämlich fest:

Beim WM-Turnier in Russland spielen – alle (alle!) Teams in den Nationalfarben ihrer Länder, oder sie tragen, wie die Australier mit dem Känguruh, oder die Italiener und die Japaner mit der jeweiligen Landesflagge ein sehr eindeutiges Nationales Symbol auf der Brust.

Nur die Deutschen nicht. Die kommen im sozialistischen Einheitsgrau längst vergangen geglaubter DDR-Tage daher. Wer sich davon selbst überzeugen möchte, der kann sich hier durch die WM-Trikots aller 32 Temas klicken - und nachfolgend die dazu passenden Landesfarben bestaunen:

Es passt ins Bild, dass das goldfarbene Weltmeister-Logo vom schwarz-weiß-grauen Trauertrikot der deutschen „Mannschaft“ schon im ersten Spiel gegen Mexiko abblätterte, hier zu bewundern bei Joshua Kimmich.

Der Lack ist ab, und das schon nach wenigen Stunden. Doch woran liegt das, dass alle Nationen dieser Welt ihre Fußball-Spieler stolz in den jeweiligen Landesfarben ins WM-Turnier schicken - und nur die Deutschen damit verschämt hinterm Berg halten? Stattdessen dominieren hier undefinierbare Grautöne - damit nur ja niemand auf die Idee kommen möge, Deutschland habe womöglich so etwas wie eine nationale Identität? Als Gegenbeispiel sehe man sich etwa die Isländer an.

Man steht vor einem Rätsel. Hat das Phänomen womöglich historische Gründe? Die folgende Frage drängt sich auf:

Ist die deutsche Bedrücktheit angesichts der eigenen Nation womöglich Ausdruck und Spätfolge der „für alle Zeiten“ den Deutschen auferlegten kollektiven Dauerschuld“, als Konsequenz für die Verbrechen des Zweiten Weltkriegs? Sind die Deutschen deshalb zu Hassern der eigenen Identität mutiert, eine Befindlichkeit, die sich mittlerweile quer durch alle Gesellschaftsschichten bis auf den Fußballplatz ausgebreitet hat?

Doch wenn dem so wäre, wo finden wir dann eigentlich die Dauerschuld der Russen für Millionen Stalin-Morde, oder die büßende Erniedrigung der Chinesen für die Untaten ihres Massenmörders Mao Tse Dong? Pol Pot wütete in Kambodscha. Hat man jemals von einer kollektiven Dauerschuld der Kambodschaner für die Verbrechen ihres sozialistischen Diktators gehört?

Die weltweite Mordbilanz dieser Verbrecher im Namen des Sozialismus wird nur noch übertroffen von jener der islamistischen Moslems. Doch wo bleibt der Selbsthass der Muslime für geschätzte 150 Millionen Menschen, die im Namen dieser „Friedensreligion“ niedergemetzelt wurden?

Nirgendwo ist davon die Rede. Nur Deutschland wird seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs bis auf den heutigen Tag malträtiert mit den Verbrechen seiner Urgroßväter. Warum ist das so? Es empfiehlt sich, dieser Frage in einer ruhigen Minute einmal nachzugehen...

Denn offenbar hat das zur Folge, dass die Deutschen zu grauen Mäusen verkümmert sind, die schon beim Begriff „Nation“ ängstlich zusammenzucken. Dabei hätten gerade die "Dichter und Denker" allen Grund, mit einem gewissen Stolz auf ihr Land und die eigenen Vorväter zu blicken:

Ohne deutschen Erfindergeist gäbe es weder Autos noch Flugzeuge, keine Raumfahrt und noch nicht einmal Fahrräder. Es gäbe weder Telefone, noch Fernseher oder Computer. Kreative Geister wie Einstein, Beethoven, Bach, Mozart, Haydn, Goethe, Schiller, Herder und Hegel, Kant und Schopenhauer haben Jahrhundert-Werke geschaffen, die auf der ganzen Welt hochgeachtet sind.

Schließlich war es ausgerechnet Adolf Dassler, der das deutsche Fußballwunder von Bern im Jahr 1954 möglich gemacht hatte: Kurz zuvor hatte der Gründer der Sportartikelfirma Adidas den Fußballschuh mit Schraubstollen erfunden. Bei „Fritz-Walter-Wetter“ wurde das deutsche Team damals in der Regenschlacht von Bern Fußball-Weltmeister.

Doch ein solches „Wunder“ wird sich in diesen Tagen nicht wiederholen.

Denn vielleicht sind die Deutschen schlicht ein Volk der Extreme: Wenn sie etwas machen, dann machen sie es gründlich: Wenn sie einem „Führer“ zu Füßen liegen, dann bis zum eigenen Untergang. Und wenn sie Jahrzehnte später die eigene Nation verabscheuen, dann bis zur Selbstverleugnung. Doch so verteidigt man keinen Weltmeistertitel, denn das Phänomen des deutschen Selbsthasses zeigt sich längst auch an anderer Stelle:

In keinem anderen Land der Welt würden Nationalspieler wie Özil und Gündogan, die offen einem fremden Regierungschef huldigen, einem Diktator obendrein, für das eigene Team auf dem Platz stehen.

Kein Land der Welt leistet sich eine Regierungschefin, die bei einer ausgelassenen Wahlparty die eigene Nationalflagge angewidert von der Bühne pfeffert.

Kein Volk der Welt würde es hinnehmen, wenn die eigene Regierung die Grenzen des Landes sperrangelweit aufreißt, damit auch Mörder, Vergewaltiger und andere Schwerverbrecher ungehinderten Zugang haben.

Und kein Land der Welt spielt bei der Fußball-Weltmeisterschaft so uninspiriert, ideenlos und grauslich Fußball, wie jene deutsche „Mannschaft“, die neuerdings nicht einmal mehr die Vorsilben „National“ im Titel tragen darf.

Graue Mäuse, die genauso kicken, wie sie aussehen: Eine Art undefinierbares sozialistisches Einheitsgrau umweht dieses „Team“, das sich offenbar selbst längst nicht mehr als solches identifiziert.

Vielleicht fliegt Deutschland ja tatsächlich schon in der Vorrunde aus dem WM-Turnier, wie Peter Haisenko vermutet. Und womöglich wäre der deutschen Mannschaft, den Fans und dem ganzen Land damit sogar ein großer Dienst erwiesen.

Denn wenn sich Deutschland in beispielloser Selbstverleugnung jetzt sogar mit seinem liebsten Kind bis auf die Knochen blamiert, dann könnte das einen heilsamen Schock auslösen, der das Land endlich zur Besinnung bringt…

Die Zeit wäre reif dafür…

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG. Weitere Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de