Analysteneinschätzung
11:41 Uhr, 01.10.2018

THYSSENKRUPP: Aufspaltung verhindert Zerschlagung

Unter der Annahme der Bestätigung der vorgeschlagenen Neuordnung sowie der konsequenten Fortsetzung der eingeleiteten Maßnahmen zur Verbesserung der operativen Entwicklung bekräftigt die NordLB die Kaufempfehlung für die Aktie von Thyssenkrupp.

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Hannover (Godmode-Trader.de) - Die Thyssenkrupp AG hat angekündigt, den bisherigen Konzerns in zwei Unternehmen aufzuspalten. Dabei sollen sowohl die Industriegüter-, als auch die Werkstoffgeschäfte zukünftig als eigenständige und börsennotierte Gesellschaften mit direktem Kapitalmarktzugang geführt werden. Beide Unternehmen sollen den Namen Thyssenkrupp weiterführen. Als reines Industrieunternehmen bündelt Thyssenkrupp Industrials die Einheiten Aufzug- und Automobilzulieferergeschäft sowie den Kernanlagenbau. Thyssenkrupp Materials als Werkstoffkonzern beinhaltet zukünftig die Einheiten Werkstoffhandel Materials Services, das Großwalzlager-, das Schmiede- und das Marinegeschäft sowie den 50 prozentigen Anteil am künftigen Stahl-Joint-Venture.

Nach der Teilung sollen die bisherigen Aktionäre beide neuen Aktien halten. An der Thyssenkrupp Materials AG werden die bestehenden Aktionäre weiterhin 100 Prozent halten, an der Thyssenkrupp Industrials AG zunächst eine deutliche Mehrheit. Der verbleibende Anteil soll anfänglich als Rückbeteiligung von Thyssenkrupp Materials gehalten werden, um dieser eine angemessene Kapitalausstattung zu ermöglichen.

Die Verteilung der Schulden und Pensionsverpflichtungen soll angemessen auf beide Unternehmen erfolgen. Beide Unternehmen sollen eine vergleichbare Größenordnung erreichen. Auf der Basis von Pro-forma-Zahlen für das Geschäftsjahr 2016/17 würde Thyssenkrupp Industrials mit rund 90.000 Mitarbeitern einen Umsatz von etwa 16 Mrd. Euro erwirtschaften, Thyssenkrupp Materials käme mit knapp 40.000 Mitarbeitern auf einen Umsatz von etwa 18 Mrd. Euro.

Nach Zustimmung des Aufsichtsrats soll die genaue Ausgestaltung der Teilung „in einem sorgfältigen Prozess unter Einbeziehung der Arbeitnehmervertreter“ ausgearbeitet werden. Nach Angaben des Unternehmens könnte dies in 12 bis 18 Monaten geschehen. „Ein Ausverkauf ist damit vom Tisch und wäre mit mir auch nicht zu machen gewesen“, sagte Konzernchef Guido Kerkhoff nach seiner Berufung zum dauerhaften Vorstandsvorsitzenden. Die Anfang August 2018 ausgegebenen Wachstums- und Profitabilitätsziele für die einzelnen Business Areas bis zum Ende des Geschäftsjahres 2020/21 sowie das Einsparziel für die zentralen Verwaltungskosten wurden unterdessen bestätigt.

Nachdem Thyssenkrupp bis ins zweite Quartal 2017/18 dank der Erholung der Stahlpreise und der Erfolge der Einsparprogramme weitere operative Verbesserungen habe verkünden konnte, hätten den Konzern die überraschend im dritten Quartal eingetretenen zusätzlichen Projektaufwendungen und deren Folgen deutlich negativ getroffen, so NordLB-Analyst Holger Fechner in einer aktuellen Studie. Der Vorstand habe darauf mit mittelfristigen Maßnahmen zur weiteren Steigerung der operativen Geschäftstätigkeit reagiert. Zusätzlich habe der Druck auf die Beteiligten zur Lösung der Probleme bei den vakanten Führungspositionen sowie in der strategischen Neuausrichtung deutlich zugenommen. Im letzten Punkt seien zuletzt zahlreiche Optionen in der Öffentlichkeit diskutiert worden.

Nun komme vom Unternehmen mit der Aufspaltung des Traditionskonzerns ein alternativer Vorschlag, der eine Zerschlagung vermeiden würde, aber trotzdem zahlreiche strategische Optionen eröffne, so Schwope. Zudem würden sowohl die Interessen der größten Anteilseigner als auch die der einflussreichen Arbeitnehmervertreter berücksichtigt. Unter der Annahme der Bestätigung der vorgeschlagenen Neuordnung sowie der konsequenten Fortsetzung der eingeleiteten Maßnahmen zur Verbesserung der operativen Entwicklung bekräftigt die NordLB die Kaufempfehlung für die Aktie von Thyssenkrupp.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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