Südamerikas Volkswirtschaften sind unter Stress
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Buenos Aires/Washington/ Rio de Janeiro (Godmode-Trader.de) - Sah es zu Jahresbeginn noch vielversprechend für die Börsen in Brasilien und Argentinien aus - die beiden größten Volkswirtschaften Südamerikas schienen auf gutem Weg zu einem nachhaltigen Aufschwung - hat sich der Wind inzwischen gedreht.
Die brasilianische Notenbank musste einspringen, um den Kursverfall der Landeswährung Real abzufedern. Die Notenbank teilte vergangene Woche mit, zur Stützung des Real würden zusätzliche Devisenswapkontrakte am Markt angeboten. Mit der Aktion soll das Angebot an US-Dollar erhöht werden und so die heimische Währung unterstützt werden. Diese steht aus konjunkturellen Gründen unter Druck. Wochenlang lastete ein Streik der Lastwagenfahrer auf der Volkswirtschaft. In der Folge kommt es zu Engpässen bei zahlreichen Gütern, darunter Benzin und Diesel. Hinzu kommt zunehmende politische Unsicherheit vor den Präsidentschaftswahlen im Oktober.
Argentinien springt nun der Internationale Währungsfonds (IWF) mit einer Finanzhilfe von bis zu 50 Milliarden Dollar bei, damit die Schulden in den Griff gebracht werden können. Hintergrund ist auch hier der Verfall der Landeswährung. Anleger ziehen ihr Geld ab. Die Währungen vieler Schwellenländer stehen unter Druck, weil in den USA die Kapitalmarktzinsen steigen und professionelle Investoren wie Hedgefonds ihr Geld in die USA zurückholen. Hinzu kommen weitere wirtschaftliche Probleme und eine hohe Inflation.
Es wird erwartet, dass die US-Notenbank auf ihrer heutigen Sitzung den Leitzins ein weiteres Mal anhebt - und zwar um 25 Basispunkte auf die neue Spanne von 1,75 bis 2,0 Prozent. Bei der letzten Erhöhung im März hatte sie mindestens zwei weitere Schritte in diesem Jahr signalisiert, also insgesamt drei Schritte in diesem Jahr. Einige Markteilnehmer rechnen angesichts der robusten Konjunktur aber schon mit vier Schritten. Mit jeder Anhebung werden Zinsanlagen in den USA attraktiver und locken damit Kapital an. Allein in den ersten beiden Mai-Wochen sollen 5,5 Milliarden Dollar aus den Schwellenländern geflohen sein, wie boerse.ard berichtet.
Der argentinische Peso verlor im Mai rund 20 Prozent seines Wertes zum Dollar. Bei dem Versuch, die Abwertung zu bremsen, verlor die argentinische Zentralbank mit rund 10 Milliarden Dollar rund 20 Prozent der Devisenreserven. Die Notenbank erhöhte den Leitzins auf 40,0 Prozent. Damit will das Land ein weiteres Abrutschen der Landeswährung Peso verhindern. Doch bei derart hohen Zinsen droht Argentinien eine Rezession, warnen Ökonomen.
Doch ist eine erneute Krise der Schwellenländer angesichts steigender US-Zinsen nun unvermeidbar? Fed-Chef Jerome Powell wiegelte Anfang Mai ab: „Ich wische die voraussichtlichen Risiken nicht weg, die von der globalen Normalisierung der Geldpolitik ausgehen. Aber die Schwellenländer sollten in der Lage sein, damit umzugehen und sie zu bewältigen.“ Schaut man auf die Leistungsbilanzsalden weisen nur zwei von den 20 wichtigsten Schwellenländern ein Leistungsbilanzdefizit von über drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts auf, wie Emerging Markets-Expertin Elke Speidel-Walz boerse.ard gegenüber betont. Daher scheine es kein Zufall zu sein, dass ausgerechnet die Währungen dieser beiden Länder, Türkei und Argentinien, abrutschen. Länder mit einer ausgeglicheneren Leistungsbilanz sollten die Hörern US-Zinsen verkraften können.
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