Kommentar
16:09 Uhr, 13.05.2015

Silber: Knappes Angebot, aber keine Rally?

Gefühlt zieht sich die Bodenbildung bei Silber schon eine ganze Weile hin. Nach über 6 Monaten muss der Knoten doch endlich platzen.

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  • Silber
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    Aktueller Kursstand:   (JFD Brokers)

Update 16:09 *** Silber steigt aktuell deutlich um fast 4% !

Gefühlt befindet sich der Silberpreis schon seit Jahren in der Bodenbildung. Tatsächlich sind es erst 6 Monate und wenn es nach geschichtlichen Maßstäben geht, dann können daraus noch viele Monate mehr werden. Vergleicht man den Silberpreisverlauf der letzten Jahre mit dem Verlauf von 1968 bis 2000, dann zeigt sich schnell, dass nach einem Exzess wie wir ihn 2011 gesehen haben, ein Bärenmarkt sehr lange anhalten kann.

Die Systematik der vergangenen Spekulationsblase ist vergleichbar mit jener von vor 30 Jahren. Die Preise stiegen bis 2011 zugegebenermaßen nicht ganz so stark wie in den 70er Jahren, doch auch die Verzehnfachung des Preises zwischen 2005 und 2011 war nicht von schlechten Eltern (bis 1980 verdreißigfachte sich der Preis von Silber).

Der Vergleich des Preisverlaufs von damals und heute zeigt, dass Silber so langsam einen Boden finden dürfte. Der Kurs bewegt sich nicht 1 zu 1 so wie damals. Insgesamt sind die Parallelen jedoch kaum zu übersehen. Wenn sich die Geschichte wiederholt, dann hätte der Silberpreis noch etwas Platz nach unten. Um genau zu sein, müsste der Preis bis nächstes Jahr noch einmal um 20% sinken. Langfristig auf Sicht von 5 Jahren wären sogar Abgaben von 35 bis 40% vom heutigen Niveau denkbar. Silber stünde dann bei ca. 10 USD pro Unze. Das entspräche auch dem Tief aus dem Jahr 2009.

Geht man davon aus, dass sich Geschichte wiederholt, dann würde der Silberpreis 10 USD erreichen und dann auf diesem Niveau für viele Jahre verharren. Auf den ersten Blick gibt es kaum Argumente, die dagegen sprechen. Betrachtet man z.B. die Silberproduktion seit 1900, dann zeigt sich ein ziemlich solider Aufwärtstrend. Nach Knappheit sieht das alles nicht aus. Wo keine Knappheit herrscht, da steigen auch nicht die Preise.
Was Knappheit genau bedeutet, das liegt im Auge des Betrachters. Die Minenproduktion dürfte nach einem Rekordhoch 2014 in diesem Jahr sinken. Einen Rückgang der Produktion in einem einzelnen Jahr gab es immer wieder. Für gewöhnlich wurde der Produktionsrückgang im darauffolgenden Jahr wieder wettgemacht. So gesehen besteht kein Grund zur Hoffnung, dass die Produktion in einen längeren Abwärtstrend übergeht. Oder vielleicht doch?

70% der Silberproduktion kommt aus Minen, die nicht speziell als Silberminen betrieben werden. 70% der Silberproduktion ist Nebenprodukt von Gold-, Kupfer- oder sonstigen Minen. Ein Blick auf den gesamten Rohstoffmarkt genügt und man stellt fest, dass derzeit der gesamte Sektor in einer Krise steckt. Kupfer ist so billig wie seit Jahren nicht, gleiches gilt für Eisenerz und andere Metalle. Nach jahrelangen, hohen Investitionen in die Erschließung neuer Vorkommen ist das Angebot derzeit groß. Das wird auch noch einige Jahre so bleiben. Neue Investitionen sind so schnell nicht zu erwarten.

Das wird sich auf die Silberproduktion auswirken. Sie wird 2015 das erste Mal seit langem wieder sinken. In den Folgejahren ist nicht mit einer Wiederaufnahme des Trends zu rechnen. Man kann sogar von einem neuen Trend ausgehen: sinkende Produktion über mehrere Jahre. Das hängt eng mit der Goldförderung zusammen. Beide Metalle werden größtenteils zusammen gefördert. Nachdem der Goldpreis ebenfalls tief gefallen ist, werden keine Anstalten gemacht, neue Vorkommen zu erschließen. Die Produktion wird hier ebenfalls sinken.

Im Gegensatz zu Gold, dessen Nachfrage sehr volatil ist, werden zwei Drittel der jährlichen Silberproduktion von der Industrie abgenommen. Es wird geschätzt, dass die Nachfrage aus der Industrie bis Ende des Jahrzehnts um 30% steigt. Würde die übrige Silbernachfrage konstant bleiben, dann gäbe es bis Ende des Jahrzehnts ein Angebotsdefizit von 20% pro Jahr.

Ein Defizit von 20% ist vergleichsweise viel. Man stelle sich nur vor, es würde 20% mehr Öl nachgefragt als gefördert wird. Momentan erleben wir den umgekehrten Fall. Es wird zu viel produziert. Das Überangebot beträgt allerdings lediglich 1,5 bis 2%. Der Preis ist um 50% gefallen. Man kann sich vorstellen, wo der Preis stünde, wenn es ein Unterangebot von 20% gäbe.

Bis zu einem gewissen Grad wirkt der Preis bei Silber relativ schnell regulierend auf den Markt. Dabei sinkt die Nachfrage nicht unbedingt, aber das Angebot steigt. Das Angebot steigt nicht, weil die Minen auf einmal mehr produzieren, sondern weil mehr Silber wiederverwertet wird. Steigt der Preis, dann wollen sehr viele Privatpersonen auf einmal Silber kaufen, gleichzeitig verkaufen aber auch sehr viele ihren Privatbesitz. Das bringt zusätzliches Angebot.

Minen können eine höhere Nachfrage nicht so einfach bedienen. Die Produktionskapazitäten sind begrenzt. Selbst wenn neue Vorkommen erschlossen würden, braucht es Jahre, bis wirklich zusätzliches Angebot auf den Markt kommt. Momentan wird wenig investiert. Das Angebot wird voraussichtlich mehrere Jahre lang sinken. Gleichzeitig schrumpfen die Reserven (bekannte Vorkommen) relativ schnell. Bei der momentanen Jahresproduktion reichen die bekannten Reserven noch 20 Jahre. Die Reserven reduzieren sich also jedes Jahr um 5%, wenn keine neuen Vorkommen entdeckt werden. Das ist alles in allem eine gute Voraussetzung für eine Stabilisierung des Preises. Eine großangelegte Rally erwarte ich noch nicht. Zuerst muss der Markt begreifen, dass das Angebot knapp werden wird. Derzeit verdaut der Markt noch den heftigen Preisrückgang seit 2011. Ist dieses Thema erst einmal durch, dann kann sich der Markt auf die Fundamentaldaten konzentrieren. Diese zeigen nach oben. Dann ist eine 50 prozentige Rally möglich.

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  • Wolfi81
    Wolfi81

    Ein interessanter Chart zu den Silberpresikorrekturen befindet sich hier: http://shortsideoflong.com/2015/04/chart-of-the-day-silvers-bear-is-4-years-old/

    12:13 Uhr, 13.05. 2015

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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