Saudi-Arabien droht mit Erhöhung der Ölförderung
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München (GodmodeTrader.de) - Die Ende September erzielte Einigung der OPEC-Länder auf eine Begrenzung der Ölförderung ist nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters noch nicht in trockenen Tüchern. Bei einem Treffen von OPEC-Experten in der vergangenen Woche habe Saudi-Arabien damit gedroht, die eigene Ölförderung deutlich zu erhöhen und so für sinkende Preise zu sorgen, sollte der Iran die eigene Ölförderung nicht begrenzen.
Die OPEC-Länder hatten sich Ende September darauf geeinigt, ihre Förderung auf 32,5 Millionen bis 33 Millionen Barrel pro Tag zu begrenzen. Die Fördermengen für die einzelnen Länder wurden aber noch nicht festgelegt und werden derzeit noch verhandelt.
Das Treffen der OPEC-Experten am 28. Oktober in Wien sollte dazu dienen, Fördermengen für die einzelnen Länder auszuhandeln. Dabei wurde aber keine Einigung erzielt. Nun wird eine Einigung für den 30. November angepeilt. Saudi-Arabien habe im Rahmen des Treffens in der vergangenen Woche damit gedroht, die eigene Ölförderung auf 11 bis 12 Millionen Barrel pro Tag zu erhöhen und die Verhandlungen zu verlassen, sollte der Iran seine Fördermenge nicht auf 3,66 Millionen Barrel pro Tag begrenzen. Der Iran, dessen Ölexporte in den vergangenen Jahren unter westlichen Sanktionen gelitten haben, will seine Fördermenge aber nur auf 4,2 Millionen Barrel pro Tag begrenzen.
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Drohungen sind das eine, das real Machbare das andere. Tatsache ist, dass die Regierung Saudi Arabiens Budgetkürzungen von rund 20 Milliarden Dollar ins Auge fasst, nachdem das Budgetdefizit letztes Jahr auf 16 Prozent des BIP anstieg - mehr als in allen anderen führenden Volkswirtschaften. Die Währungsreserven sind von rund 700 Milliarden auf etwas über 500 Milliarden Dollar geschrumpft. Der Umstand, dass erstmals ein Teilverkauf von Aramco erwogen wird, illustriert ebenfalls, wie schmerzhaft sich die geopolitisch motivierte Ölschwemme (Stichworte: Russland, Iran) für Saudi Arabien auswirkt.
Was die herrschende Elite dabei am meisten grämen dürfte, ist die Tatsache, dass sowohl der Iran als auch die Front um Assad in Syrien allen Anstrengungen zum Trotz nicht eingebrochen sind - im Gegenteil: Der Iran konnte das Nuklearabkommen als Erfolg verbuchen, während Assad dank russischer Unterstützung eine Einnahme Damaskus abwenden und wichtige Gebiete und Städte zurückerobern konnte.
Saudi Arabien hat einen enormen natürlichen Reichtum in Form seines Erdöls, aber die hartnäckigen Probleme im Rentier-Staat sind nicht geringer geworden, im Gegenteil. Obschon die Regierung die einheimische Bevölkerung grosszügig mit Jobs im Staatsdienst versorgt, beträgt die Arbeitslosigkeit 11 Prozent. Auch nach Jahrzehnten ist die vielbeschworene Diversifizierung der Wirtschaft faktisch nicht vom Fleck gekommen (die Gründe dafür liegen meiner Meinung nach auf der Hand). Gewiss: Das Königshaus Saud wurde schon oft totgesagt, und das Thema "Peak Oil" ist im Gefolge des Ölpreis-Crashs in der öffentlichen Diskussion praktisch nicht mehr präsent. Dennoch ist für mich klar: Saudi Arabien bzw. seine herrschende politische Elite stehen mit dem Rücken zur Wand. Irgendwann wird es auch in Saudi Arabien teuer, Öl zu fördern, und die Unfähigkeit, das Land bzw. seine Gesellschaft und Wirtschaft zu reformieren, wird sich bitter rächen.
Spielraum für eine gegen andere unliebsame Produzenten gerichtete Politik der niedrigen Ölpreise wird es je länger immer weniger geben.