... rüttelt nicht an unserem pessimistischen Konsumausblick
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• Die Einzelhandelsumsätze sind im Oktober um 1,4 % gegenüber dem Vormonat stärker als erwartet angestiegen.
Ein kräftiges Umsatzplus der Autohändler konnte einen starken Umsatzrückgang bei den Baumärkten
überkompensieren.
• Die derzeitige Konsumdynamik ist aufwärtsgerichtet und möglicherweise auch stärker als von uns erwartet.
Dies zeigt die Entwicklung der Umsätze nach der BEA-Abgrenzung, in der die Umsätze der Autohändler,
Tankstellenbetreiber und Baumärkte nicht enthalten sind.
• Die Konsumentwicklung steht allerdings weiterhin auf wackeligen Beinen, denn die Einkommensentwicklung
ist nicht entsprechend stark.
1. Vor einem Monat schien es noch eindeutig zu sein: Der private Konsum müsste doch im vierten Quartal
aufgrund des Rückpralleffekts nach der Abwrackprämie wieder sinken. Die heutigen Zahlen zu den Einzelhandelsumsätzen
deuten an, dass dies nicht zwingend der Fall sein muss. Im Oktober sind die Einzelhandelsumsätze
um 1,4 % gegenüber dem Vormonat stärker als erwartet angestiegen (Bloomberg-Median:
0,9 %; DekaBank: 1,0 %). Die positive Überraschung wurde überschattet von einer starken Abwärtsrevision
des Vormonats, der von -1,5 % auf -2,3 % mom geändert wurde.
2. Einmal mehr wurde die Umsatzentwicklung durch Sonderfaktoren beeinflusst. Im Oktober sind die Umsätze der Autohändler sehr deutlich angestiegen. Hintergrund hierfür ist nicht mehr die bereits Ende August ausgelaufene Abwrackprämie („Cash for Clunkers“). Aussagen von Seiten der Autohersteller deuten vielmehr darauf hin, dass es sich hierbei um eine tatsächliche und dauerhafte Nachfragesteigerung handelt. Rechnet man diesen Teilbereich heraus, dann sind die Umsätze in der statistischen Abgrenzung „ohne Autohändler“ um 0,2 % gegenüber dem Vormonat schwächer als erwartet angestiegen (Bloomberg-Umfrage: 0,4 %, DekaBank: 0,3 %). Hier lässt sich der Prognosefehler auf die Umsatzentwicklung der Tankstellenbetreiber zurückführen. Trotz, allerdings nur geringfügig, gestiegener Benzinpreise stagnierten deren Umsät2 ze im Vergleich zum Vormonat. Rechnet man auch diesen Teilbereich heraus, dann stiegen die Umsätze um 0,3 % gegenüber dem Vormonat den allgemeinen und unseren Erwartungen entsprechend an. Die Umsatzdaten werden vom Bureau of Economic Analysis (BEA) zur Ermittlung der breiter gefassten privaten Konsumausgaben verwendet. Allerdings werden die Umsätze der Autohändler, der Tankstellenbetreiber und der Baumärkte vom BEA selbst berechnet. Daher rechnet man gewöhnlich diese drei Teilbereiche heraus und erhält so die geläufige BEA-Abgrenzung der Einzelhandelsumsätze. Die Betrachtung dieser Teilabgrenzung ist auch deshalb sinnvoll, weil hier etwaige Sonderfaktoren kaum noch vorhanden sind, und man die grundsätzliche Konsumdynamik deutlich besser erkennen kann. Im Oktober sind die Umsätze der Baumärkte um 2,4 % gegenüber dem Vormonat stark rückläufig gewesen. Hintergrund hierfür könnten die unüblich niedrigen Temperaturen gewesen sein. Der Oktober gilt zwar nicht als klassischer Wintermonat, aber er war in diesem Jahr der drittkälteste in den vergangenen 115 Jahren. Rechnet man also auch diesen Teilbereich heraus, dann sind die Umsätze nach der BEA-Abgrenzung um 0,5 % gegenüber dem Vormonat angestiegen. Dies ist der dritte monatliche Zuwachs in Folge und zeigt, dass die grundsätzliche Konsumdynamik aufwärtsgerichtet ist. (Die so genannte BEA-Abgrenzung wird gerne verwendet, weil sie die trendmäßige Entwicklung der Konsumausgaben insgesamt besser verdeutlicht und nur die Teilstatistiken beinhaltet, die das Bureau of Economic Analysis (BEA) zur Berechnung der Konsumausgaben verwendet. Die weiteren Konsumbereiche werden vom BEA selbst berechnet.)
3. Wir haben zuletzt mehrfach geschrieben, dass die Konsumentwicklung der privaten Haushalte auf wackeligen Beinen steht (siehe hierzu Volkswirtschaft Aktuell vom 06.11.2009: „Arbeitsmarktbericht bestätigt zähe konjunkturelle Erholung“). An dieser grundsätzlichen Einschätzung ändern die heutigen Zahlen nichts. Entscheidend für die Konsumentwicklung der privaten Haushalte ist zumindest derzeit nicht ihre Stimmungslage. Die verschiedenen Stimmungsindikatoren haben in den vergangenen Monaten kaum einen Erklärungsgehalt für die tatsächliche Konsumentwicklung gehabt. Bedeutender ist, dass die Einkommen der privaten Haushalte zwar leicht ansteigen. Diese Einkommensentwicklung wird aber durch die rückläufige Beschäftigungsentwicklung gebremst. Es ist also durchaus möglich, dass wir unsere Einschätzung bezüglich der Konsumentwicklung im vierten Quartal demnächst nach oben korrigieren. Es fehlt dieser Aufwärtsrevision aber an Substanz – sprich an einer entsprechenden Einkommensentwicklung. Erst wenn hier über mehrere Monate hinreichend große Zuwächse zu erkennen sind, kann von Seiten der Konsumentwicklung Entwarnung gegeben werden. Wir gehen derzeit davon aus, dass dieser stabilere Zustand erst in der zweiten Jahreshälfte 2010 erreicht wird.
Rudolf Besch - Analyst bei der Dekabank
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