Fundamentale Nachricht
12:58 Uhr, 03.07.2017

Rohstoffmarkt bietet Chancen

China-Ängste im Rohstoffsektor könnten sich nach Einschätzung von DJE-Kapital-Fondsmanager Stefan Breintner als übertrieben herausstellen.

Erwähnte Instrumente

  • Kupfer
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  • Zink
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Pullach im Isartal (GodmodeTrader.de) – Der globale Rohstoffsektor hat sich zwar im bisherigen Jahresverlauf schwächer als der Gesamtmarkt entwickelt, bietet mit Blick nach vorn aber Chancen. Die bisherige, von Unsicherheiten geprägte und recht zurückhaltende Entwicklung ist zu einem wesentlichen Teil auf China-Ängste zurückzuführen. Es spricht jedoch einiges dafür, dass sich diese im Laufe des Jahres als übertrieben herausstellen. Die Angebotsdisziplin im gesamten Sektor ist weiter sehr hoch: „Value over Volume" ist das dominierende Thema. Investoren sind im Sektor aktuell nicht übergewichtet und die Bewertungen sind im historischen Vergleich attraktiv, wie Stefan Breintner, Fondsmanager der DJE Kapital AG und unter anderem verantwortlich für den DJE – Gold & Ressourcen und den DJE Gold & Stabilitätsfonds, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Ein Grund für die jüngste Schwäche des Sektors sei sicherlich die Angst vor einer deutlichen Abschwächung der chinesischen Rohstoffnachfrage. China sei der mit Abstand größte Markt für Rohstoffe und stehe bei vielen Metallen für 50 bis 70 Prozent der weltweiten Nachfrage. Nach einem sehr starken ersten Quartal 2017 seien in China zuletzt sowohl die Einfuhren als auch die Preise vieler Rohstoffe zurückgegangen. Bei manchen Rohstoffen gebe es außerdem an einigen Standorten erhöhte Lagerbestände, zum Beispiel bei Eisenerz in den chinesischen Häfen. Unter anderem dürften die schwächeren Einfuhren auf die Maßnahmen zur Bremsung des chinesischen Immobilienmarktes und auf die gestiegenen Realzinsen in China zurückzuführen sein, heißt es weiter.

„Als positiv ist demgegebüber die weiterhin hohe Rohstoffnachfrage durch Infrastrukturprojekte einzuschätzen. Der Infrastruktursektor ist generell der rohstoffintensivste Bereich. Die größten chinesischen Infrastrukturentwickler hatten in den letzten Quartalen Rekordauftragsbestände gemeldet. In der Vergangenheit vergingen meist fünf bis sieben Quartale bis man vom ‚Peak-Auftragsbestand‘ zur ‚Peak-Rohstoff-/Metallnachfrage‘ kam. Die Rohstoffnachfrage aus Infrastrukturprojekten sollte also auch 2018 hoch bleiben. Hinzu kommt, dass sich jüngst auf einer der weltweit größten Konferenzen des Rohstoffsektors, der Metals & Mining Konferenz der Bank of America in Barcelona, Teilnehmer zum China-Thema relativ optimistisch äußerten, nach dem Motto: ‚China is not as bad as feared‘. Ingesamt könnten sich damit die ‚China‘-Ängste als überzogen herausstellen und die chinesische Rohstoffnachfrage auch 2018 auf einem hohem Niveau bleiben“, so Breintner.

Enttäuscht habe im bisherigen Jahresverlauf die Rohstoffnachfrage der USA, dem weltweit zweitgrößten Rohstoff-Konsumenten. Aufgrund der Hoffnung auf massive Infrastrukturprojekte seien nach der Trump-Wahl die Metallpreise und auch die Aktienkurse vieler Produzenten deutlich gestiegen. Inzwischen sei jedoch Ernüchterung eingekehrt. Die Rohstoffnachfrage der USA könnte mittelfristig aber - eben wegen neuer Infrastrukturprojekte - wieder ansteigen. Trumps jüngste Saudi-Arabien-Reise sei in den USA überwiegend als großer Erfolg gesehen. Das Land habe sich u. a. bereit erklärt, ca. 20 Milliarden US-Dollar in einen Infrastrukturfonds zu investieren. Da Private Equity-Gesellschaften solche Fonds oftmals mit Faktor fünf bis zehn ‚hebeln‘, könnten allein aus diesem Fonds Infrastrukturprojekte in einem Umfang von 100 bis 200 Milliarden US-Dollar resultieren. Weil die USA im Hinblick auf viele Rohstoffe/Metalle nur wenige Verarbeitungskapazitäten bzw. Produktionsstätten im Inland hätten, könnte der Effekt auf die Weltmarktpreise bei anziehender US- und stabiler China-Nachfrage doch größer als erwartet ausfallen, heißt es weiter.

„Bei der Angebotssitution lässt sich aktuell kein neuer Investitionszyklus feststellen. Aus Investorensicht ist dies positiv zu werten. Denn so bleibt generell das Angebot teilweise knapp und die freie Cash-Flow-Generierung hoch. Die meisten Produzenten haben aus der Krise der vergangenen Jahre gelernt und sind im Hinblick auf Angebotsausweitungen, welche hohe Investitionen bedingen, deutlich zurückhaltender. ‚Value over Volume‘ war daher auch das dominierende Thema auf der Metals & Mining Konferenz in Barcelona. Für die Investition in Basismetalle bieten strukturelle Angebotsdefizite gute Chancen für eine positive Preisentwicklung. Mittelfristig dürfte es z. B. bei Kupfer, dem wichtigsten Industriemetall, ein Angebotsdefizit geben. Auch bei Zink gab es in vier der letzen fünf Jahre ein Angebotsdefitzit, welches somit auch weiter für eine positive Preisentwicklung spricht. Im Edelmetallbereich, zum Beispiel bei Gold, stehen die Konzerne vor großen Herausforderungen ihre Reserven zu ersetzen. Das Goldangebot aus laufender Minenproduktion sollte damit in den nächsten Jahren fallen. Diese Entwicklung dürfte den Goldpreis stützen“, so Breintner.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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