Kommentar
08:39 Uhr, 23.03.2015

Rohstoffe: Jetzt nichts wie rein?

Rohstoffe befinden sich seit Jahren in einem Abwärtstrend. Zuletzt beschleunigte sich die Bewegung, nicht zuletzt durch den Sog der Ölpreisentwicklung. Alles übertrieben? Ist jetzt der richtige Zeitpunkt zum Einstieg?

Erwähnte Instrumente

  • Kupfer
    ISIN: XC0007203216Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (ARIVA Indikation)
  • Kaffee
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    Aktueller Kursstand:   (ARIVA Indikation)

Kurz zusammengefasst: Nein. Im Detail kann man etwas ausholen. Die einzelnen Rohstoffe unterscheiden sich stark voneinander. Gold, Öl, Kaffee und Reis lassen sich schlecht in den gleichen Topf werfen. Trotzdem haben alle Rohstoffe eine Gemeinsamkeit: sie handeln in USD. Die Gemeinsamkeiten hören damit auch schon wieder auf. Diese eine Gemeinsamkeit reicht allerdings, um zumindest gewisse Parallelen im Preisgeschehen festzustellen. Die Logik dahinter ist einfach und ist seit Jahrzehnten gültig: wird der Dollar stärker, dann sinkt der Preis der Rohstoffe in Dollar.

Genau diesen Zusammenhang zeigt Grafik 1. Abgebildet ist der invertierte USD Index. Je höher der Index steht, desto tiefer steht der Dollar zum internationalen Währungskorb. In den letzten Monaten sieht man eine starke Abwärtsbewegung im invertierten Index. Praktisch heißt das, dass der USD auf breiter Front gegenüber anderen Währungen gewonnen hat.

Die Parallelen zu den Rohstoffpreisindizes lassen sich nicht leugnen. Je nach Index wird die Bewegung fast 1 zu 1 nachvollzogen. Das gilt allerdings nur für die Rohstoffindizes. Einzelne Rohstoffe weichen stark vom allgemeinen Trend ab. So stieg 2014 der Preis von Kaffee um 50%, obwohl der Agrarrohstoffindex etwas nachgab. Will man einzelne Rohstoffe handeln, dann muss man sich mit den einzelnen Basiswerten befassen. Man kann nicht pauschal sagen, dass z.B. der Kaffeepreis in USD fallen wird, weil der USD stärker wird. Gerade Agrarrohstoffe sind vom Wetter getrieben. Der Kaffeepreis legte 2014 so stark zu, weil in den größten Exportländern Brasilien und Kolumbien große Trockenheit herrschte. Gleichzeitig breitete sich in Kolumbien noch Blattrost (ein Pilzbefall) aus. Das hat beides wenig mit dem Dollar zu tun.

Für Rohstoffe insgesamt gilt dennoch: je stärker der Dollar, desto niedriger der Preis in USD. Die aktuelle Aufwertung des Dollars dauert nun schon einige Zeit lang an. Seit ungefähr 3 Jahren sehen wir Aufwertungstendenzen. Der Trend ist damit noch nicht zu Ende. Vergangene Aufwertungsphasen haben im Durchschnitt 7 Jahre Bestand gehabt. Nach der extrem starken Aufwertung der letzten Monate kommt es irgendwann zu einer Zwischenerholung. Das ist jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach keine Trendumkehr. Rohstoffpreise dürften aufgrund der Währungstendenz noch jahrelang unter Druck bleiben.

Ein zweiter Aspekt, den man berücksichtigen muss, liegt im Wirtschaftswachstum. Für die meiste Zeit des 20. Jahrhunderts waren Industrierohstoffe (vor allem Metalle) eng mit der wirtschaftlichen Entwicklung der USA verwoben. Die USA waren viele Jahrzehnte lang der größte Abnehmer von Rohstoffen. Entsprechend verwundert es nicht, dass das Industriemetall Kupfer preislich in engem Zusammenhang zu Aktien stand. Wächst die Wirtschaft, dann steigen Aktien und die Nachfrage nach Rohstoffen wächst. Grafik 2 zeigt das anhand des Beispiels Kupfer. Kupferpreis und Dow Jones haben sich parallel bewegt. Seit Mitte der 90er Jahre gilt das nicht mehr so deutlich wie in den Jahrzehnten zuvor.

Der Grund für die Divergenz von Kupfer- und Aktienpreisen ist einfach. China hat die USA als größter Konsument abgelöst. Die Rohstoffpreise hängen mehr am Wachstum Chinas als am Wachstum der USA. Grafik 3 zeigt das nominelle BIP Wachstum Chinas und die Kupferpreisentwicklung. Beschleunigte sich das Wachstum in China, dann stieg auch der Kupferpreis. Jetzt, da sich das Wachstum mehr und mehr abkühlt, sinkt auch der Rohstoffpreis.

Das ist ein Trend, der sich nicht so schnell umkehren wird. China will dieses Jahr mehr in die Infrastruktur investieren. Insgesamt sollen 100 Mrd. zusätzlich investiert werden. Gleichzeitig müssen in anderen Bereichen Überkapazitäten abgebaut werden. Die Investitionsoffensive wird an der Kupfernachfrage wenig ändern.

Weltweit steigt die Nachfrage an. Der Anstieg ist jedoch deutlich langsamer als in den Jahren bis 2011. Wegen der hohen Preise haben Unternehmen wie Rio Tinto und BHP Billiton viel in die Erschließung neuer Minen investiert. Die Kapazitäten sind inzwischen erschlossen und produzieren. Das Angebot ist deutlich stärker gestiegen als die Nachfrage. Der Weltmarkt leidet an einem Überangebot. Das gleiche haben wir in den vergangenen Monaten beim Ölpreis gesehen.

Beide Trends, Währungstrend und Wachstumstrend in China sprechen gegen eine baldige Bodenbildung bei Rohstoffen. Es wird zwischenzeitlich zu Erholungen und Bärenmarktrallyes kommen. Eine Trendwende ist das noch nicht. Diese ist, wenn sich dieser Zyklus nicht von allen vorherigen unterscheidet, in den kommenden zwei Jahren noch nicht zu erwarten.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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