Kommentar
09:00 Uhr, 07.05.2021

Der Rohstoff des nächsten Jahrhunderts

Der Rohstoff der letzten 100 Jahre war Öl. Der Rohstoff der nächsten 100 Jahre ist ein ganz anderer.

Erwähnte Instrumente

  • Kupfer
    ISIN: XC0007203216Kopiert
    Kursstand: 9.961,00 $/t (LME) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Kupfer - WKN: 720321 - ISIN: XC0007203216 - Kurs: 9.961,00 $/t (LME)

Manche bezeichnen Daten als das Öl des 21. Jahrhunderts. Daten sind aber keine Rohstoffe. Sucht man nach etwas Handfestem, muss man sich mit Kupfer begnügen. Kupfer ist der Zukunftsrohstoff schlechthin. Immer mehr Anleger bemerken das. Im Gegensatz zu vielen anderen Rohstoffen steht der Kupferpreis vor einem neuen Allzeithoch. Tatsächlich ist Kupfer einer der wenigen Rohstoffe, mit denen Anleger über viele Jahre real Geld verdienen konnten. In den vergangenen 30 Jahren lag die annualisierte Rendite bei mehr als 7 %. Kupfer steht damit an der Spitze der Industrierohstoffe. Einzelne Rohstoffe sind noch besser gelaufen, allerdings keiner, der so breite Verwendung findet wie Kupfer.

Ob Öl, Zink, Gold, Zucker, Aluminium, Mais, Weizen, Silber oder Nickel, sie alle liefen schlechter. Besser liefen lediglich Rhodium und Palladium, die bei erneuerbaren Energien stark nachgefragt werden. Davon profitiert auch Kupfer. Die Energiewende hat einen Jahrhunderteffekt auf die Nachfrage.

Dabei geht es nicht nur um den Verbrauch von Kupfer bei Solar- und Windanlagen, sondern auch in Elektroautos. Der Kupferverbrauch steigt im Vergleich zu Verbrennern und Stromproduktion aus fossilen Brennstoffen um den Faktor 4 bis 10.

Diese Nachfrage ist zusätzlich zur Basisnachfrage. Kupfer ist aus der Infrastruktur nicht wegzudenken. Aktuell werden noch 40 % des Kupfers in Gebäuden verbraucht. Weitere 20 % finden sich in Elektrogeräten. Diese Nachfrage wird nicht verschwinden. Auch morgen brauchen die Menschen noch Kühlschränke und Waschmaschinen.

Während die Nachfrage immer weiter steigt, steht die Produktion fast still. Seit 2018 führt das zu einem Rückgang des globalen Lagerbestandes (Grafik 1). Es ist der niedrigste seit über 10 Jahren. Die Lager werden sich vermutlich auch weiter leeren, denn das Angebot kann mit der Nachfrage nicht mithalten.


Die Nachfrage ist generell höher als das Angebot aus der Minenproduktion (Grafik 2). Die Rechnung geht trotzdem auf, da Kupfer wiederverwertet wird. Recycling spielt in der Versorgung eine wichtige Rolle. Die Lücke zwischen der Minenproduktion und dem Verbrauch weitet sich gerade aus.

Recycling allein kann diese Lücke kurzfristig und mittelfristig nicht schließen. Kupfer ist einer der wenigen Rohstoffe, mit denen die Welt in den kommenden Jahren chronisch unterversorgt sein wird. Grund dafür sind zu geringe Investitionen. Bis neue Vorkommen gefunden und erschlossen sind, vergehen Jahre. Die Pipeline an Projekten ist derzeit noch überschaubar.

Um langfristig für einen Ausgleich zu sorgen, also Investitionen anzuregen, wird ein Kupferpreis im Bereich von 13.000 bis 15.000 Dollar je Tonne benötigt. Das sind 30-50 % über dem aktuellen Preis.

Die Aussichten für Kupfer sind deutlich besser als für andere Rohstoffe. Das zeigen auch die Aktienkurse von FreeportMcMoRan und Southern Copper, zwei der größten Produzenten. Während die Kurse von diversifizierten Produzenten mit Fokus auf andere Rohstoffe (Rio Tinto, BHP) zuletzt eher nach unten tendierten, ging es hier teils weiter nach oben.

Anleger betrachten den Rohstoffsektor nicht besonders differenziert. Im Zuge einer Konsolidierung werden auch die Kurse von Kupferproduzenten zurückkommen. Angesichts der langfristig sehr guten Aussichten von Kupfer ist das eine Kaufgelegenheit.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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