Kommentar
09:00 Uhr, 16.07.2015

Rohstoffe: Steht der Turnaround vor der Tür?

Rohstoffe – egal ob Gold, Eisenerz, Öl oder Nickel – befinden sich in einem Abwärtstrend. Bei vielen geht der Trend nun ins fünfte Jahr. Zeit nach einem Trendwechsel Ausschau zu halten.

Erwähnte Instrumente

  • Nickel
    ISIN: XC0007203224Kopiert
    Kursstand: 11.575,00 $/Tonne (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • US Dollar Index Futures
    Kursstand: 97,37 Punkte (JFD Brokers) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Nickel - WKN: 720322 - ISIN: XC0007203224 - Kurs: 11.575,00 $/Tonne (Deutsche Bank Indikation)
  • US Dollar Index Futures - Kurs: 97,37 Punkte (JFD Brokers)
  • Kupfer - WKN: 720321 - ISIN: XC0007203216 - Kurs: 5.594,00 $/Tonne (Deutsche Bank Indikation)
  • Gold - WKN: 965515 - ISIN: XC0009655157 - Kurs: 1.147,53 $/Unze (Deutsche Bank Indikation)

Jeder Trend ist irgendwann einmal beendet. Auf einen Trendwechsel warten Anleger bei Energierohstoffen und Industriemetallen schon lange. Gefühlt hält der Abwärtstrend ja auch schon eine Ewigkeit an. Die bisherige Dauer des Abwärtstrends allein ist jedoch kein Grund auf eine Trendumkehr zu spekulieren. Immerhin befanden sich viele Rohstoffe in einem sehr langen Bullenmarkt.

Der Nickelpreis stieg von 1998 bis 2007. Der Bullenmarkt wurde kurzzeitig von der Abkühlung des weltweiten Wachstums im Jahr 2001 und 2002 unterbrochen. Nichtsdestotrotz stieg der Preis über den Zeitraum von 10 Jahren von 4.000 auf 50.000 USD pro Tonne. Seitdem geht es mit Unterbrechungen bergab. Der Preis steht derzeit bei ca. 11.000 USD. Nach 80% Verlust warten viele Produzenten auf den Turnaround.

Einige Banken gehen davon aus, dass die Warterei bald ein Ende hat. Ich wäre da etwas vorsichtiger. Betrachtet man die langfristigen Trends, dann gibt es noch keinen Grund zur Entwarnung. Grafik 1 zeigt den Langfristtrend des Nickelpreises und der Weltnickelproduktion. Die Produktion liegt unter dem langjährigen Trend. Der Preis liegt dafür noch darüber, obwohl er von seinem Hoch im Jahr 2007 wieder 80% zurückgekommen ist.

Jeder Rohstoff hat bis zu einem gewissen Grad seinen eigenen Trend. Nickel ist stark vom Exportvolumen südostasiatischer Länder (vor allem Indonesien) abhängig. Hier sorgten Exportbeschränkungen für eine kurzzeitige Rallye. Den übergeordneten Trend hat es jedoch nicht aufgehalten.
Andere Rohstoffe wie Eisenerz und Kupfer sind nicht so sehr vom Export einzelner Länder bestimmt, sondern vom Importvolumen der Abnehmer. Hier ist insbesondere China ausschlaggebend, welches einen Großteil der Weltproduktion jeglicher Rohstoffe aufnimmt. Produzenten haben darauf reagiert und enorme Investitionen getätigt, um die Produktion auszuweiten. Bei Eisenerz (Grafik 2) führte das zu einem fast sprunghaften Anstieg der Produktion ab dem Jahr 2003. Inzwischen liegt die Förderung deutlich über dem Trend. Dass der Preis nun drastisch nachgibt ist nicht verwunderlich.

Bei Kupfer ist die Situation nicht so stark ausgeprägt wie bei Eisenerz. Es wurde viel in Minen investiert, doch die Produktion wuchs trotz allem nicht überdurchschnittlich stark an. Die Produktion liegt in etwa auf der langjährigen Trendlinie. Der Preis hingegen liegt trotz der Abgaben noch deutlich darüber.

Betrachtet man die Trendlinien für Produktion und Preis, dann liegt der Gedanke nahe, dass ein Boden bald erreicht sein könnte. Bei Nickel ist der Preis fast wieder beim langfristigen Trend angekommen. Die Produktion liegt bereits darunter. Das sieht danach aus, als ob Angebot und Nachfrage bald wieder ins Gleichgewicht finden könnten.

Ein solcher Gedanke geht vermutlich auch vielen Analysten durch den Kopf. Wächst die Produktion langsamer als im Durchschnitt der letzten Jahre oder Jahrzehnte und fällt der Preis, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Gleichgewicht wieder gefunden ist. An dieser Logik gibt es nichts auszusetzen. Was allerdings unterschätzt wird ist die Zeit, die es braucht, um ein Gleichgewicht zu finden.

Das Wachstum der Fördermenge der meisten Rohstoffe hat sich verlangsamt. Das allein reicht jedoch nicht aus, um bei Angebot und Nachfrage für ein Gleichgewicht zu sorgen. Es kommt nicht nur darauf an wie schnell das Angebot wächst, sondern auch wie schnell die Nachfrage steigt. Letztere steigt nur sehr langsam und zwar langsamer als die Produktion. Damit finden Angebot und Nachfrage noch nicht wieder zueinander. Die Schere geht bei einigen Rohstoffen sogar noch weiter auseinander.

Viele Produzenten haben erst im vergangenen Jahr begonnen ihre Investitionen zurückzufahren. Bis sich das auf die Produktionsmengen auswirkt vergehen noch einige Jahre. Das Angebot wird bis dahin weiter steigen. Was oftmals ebenso unberücksichtigt bleibt ist der Dollar Währungstrend. Grafik 4 zeigt den US Dollar Index und ausgewählte Rohstoffpreise. Da die meisten Rohstoffe in Dollar notieren verlieren sie, wenn der Dollar steigt.

Der Dollar bewegt sich in langen Zyklen. Der Abwärtstrend des Dollar, der 2001 begann und die Rohstoffrallye begleitete, ist seit 2011 beendet. Gleichzeitig erreichten viele Rohstoffe 2011 ihr bisheriges Hoch. Seitdem fallen die Preise.
Die Dollarzyklen, die letztlich von der US Notenbank bestimmt werden, sind keine Trends, die sich innerhalb weniger Monate umkehren. Gemessen an den früheren Auf- und Abwertungstrends hat der aktuelle Dollarzyklus noch 2 Jahre Zeit sich fortzusetzen. Bis dahin ist ein nachhaltiger Boden bei Rohstoffen unwahrscheinlich.

Beendet der Dollar seinen Aufwärtstrend tatsächlich in ungefähr 2 Jahren, dann fällt das mit zu erwartenden Produktionskürzungen zusammen. Die geringen Investitionen in neue Produktionskapazitäten sollten sich ab Ende 2016-2017 bemerkbar machen. Dann können Anleger mit einer langfristigen Trendumkehr rechnen. Bis dahin kann auch die weltweite Nachfrage wieder anziehen. Das Wachstum hatte sich zuletzt verlangsamt, weil China als Nachfragetreiber Nummer 1 ausfiel. China steht derzeit vor einer Konsolidierung. Bevor die Wirtschaft ihre massive Überschuldung nicht ein klein wenig abgebaut hat ist kein neuer Nachfrageimpuls zu erwarten. Bis 2017 kann China eine Konsolidierung gelingen. Dann würden innerhalb kurzer Zeit viele Faktoren zusammenspielen, die für steigende Preise sprechen.

Bis die Trendumkehr kommt dauert es noch. Bärenmarktrallys sind jederzeit möglich. In die Irre sollten sich Anleger nicht führen lassen. Wer auf die Trendumkehr wartet, der sollte besser nicht die Luft anhalten.

Lernen, traden, gewinnen

– bei Deutschlands größtem edukativen Börsenspiel Trading Masters kannst du dein Börsenwissen spielerisch ausbauen, von professionellen Tradern lernen und ganz nebenbei zahlreiche Preise gewinnen. Stelle deine Trading-Fähigkeiten unter Beweis und sichere dir die Chance auf über 400 exklusive Gewinne!

Jetzt kostenlos teilnehmen!

Passende Produkte

WKN Long/Short KO Hebel Laufzeit Bid Ask
Keine Ergebnisse gefunden
Zur Produktsuche

1 Kommentar

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • max01
    max01

    Wie sieht es mit Agrarrohstoffe aus. Können sie auch was dazu schreiben

    Danke.

    10:23 Uhr, 16.07.2015

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

Mehr über Clemens Schmale
  • Makroökonomie
  • Fundamentalanalyse
  • Exotische Basiswerte
Mehr Experten