Fundamentale Nachricht
12:33 Uhr, 14.03.2017

Rohöl: Wem ist der jüngste Preisabfall zuzuschreiben?

In den vergangenen Tagen ist der Ölpreis heftig gefallen. Wegen neuer US-Daten, heißt es. Doch auch spekulative Finanzanleger könnten ihre Finger mit im Spiel haben.

Erwähnte Instrumente

  • Brent Crude Öl
    ISIN: XC0009677409Kopiert
    Kursstand: 51,695 $/Barrel (Commerzbank CFD) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • WTI Öl
    ISIN: XC0007924514Kopiert
    Kursstand: 48,665 $/Barrel (Commerzbank CFD) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

New York/ London/ Frankfut/ Paris (Godmode-Trader.de) - Die Ölpreise können am Dienstag nach den heftigen Vortagesverlusten leicht zulegen. Der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent stabilisierte sich bei 51,70 US-Dollar. Die US-Leichtölsorte WTI kostet am Dienstagmittag 48,70 US-Dollar und damit ein halbes Prozent mehr als am Vortag. Beobachter sprechen von einer Gegenbewegung am Markt. Ein starker Anstieg der die US-Lagerbestände bei Rohöl zog die Preise ab Mitte letzter Woche in Mitleidenschaft. Mittlerweile liegen die Vorräte bei 528,4 Mio. Fass, das ist der höchste Wert seit 1982.

Nach Einschätzung der Commerzbank stützt kurzfristig auch der gemeldete Rückgang der libyschen Ölproduktion um knapp 100.000 Barrel pro Tag, weil einige Exporthäfen aufgrund erneuter Kämpfe geschlossen werden mussten.

Auf der anderen Seite gibt es neue, preisbelastende Nachrichten: So stellt die US-Energiebehörde für April einen Anstieg der Schieferölproduktion um gut 100.000 Barrel pro Tag in Aussicht. Mit knapp 5 Mio. Barrel täglich wird dann wieder ebenso viel produziert wie im März 2016. Insgesamt liegt die US-Produktion bei derzeit knapp über neun Mio. Fass. Dazu passend äußerte gestern ein Vertreter des größten russischen Ölproduzenten Rosneft die Sorge, dass die US-Schieferölindustrie eine Verlängerung der Produktionskürzungen gefährden würde. „Die Diskussion ist also schon entbrannt, obwohl noch nicht mal sichtbar ist, dass die aktuelle Vereinbarung Wirkung zeigt“, kommentierte Rohstoffexperte Eugen Weinberg.

Die Teilnehmer am Rohölmarkt hatten damit gerechnet, dass die OPEC-Förderkürzung um 1,2 Mio. Barrel pro Tag den Markt wieder ins Gleichgewicht. Doch das Warten darauf scheint auch wegen der steigenden Öl-Produktion in den USA vergeblich gewesen zu sein. „Die Märkte werden ungeduldig“, zitiert die „Welt“ einen Rohstoffstrategen von Société Générale.

Für den jüngsten Preissturz sind offenbar Spekulanten mitverantwortlich. Denn diese hatten in den Wochen zuvor auf weiter steigende Ölpreise gewettet, und zwar in einem nie gesehenen Umfang. Doch offenbar ist vielen, nachdem die Daten die Hoffnung auf steigende Preise immer weniger rechtfertigten, die Angst in den Nacken gekrochen und sie haben sich von ihren Long-Positionen getrennt. Wie stark sich die kurzfristigen Finanzanleger bereits zurückgezogen haben, zeigen aktuelle ICE- und CFTC-Daten noch nicht, da sie vor dem Preisrutsch erhoben wurden.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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