Renditen in den USA steigen immer weiter – Konkurrenz für Aktien!
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Der Kursrutsch begann, als in den USA wichtige Konjunkturdaten zur Arbeitsmarkt- und Preisentwicklung veröffentlicht wurden. Denn diese haben eine große Bedeutung für die Geldpolitik der Notenbank. Und sie ließen die Zinssenkungshoffnungen der Anleger schwinden.
Starker US-Arbeitsmarkt
Laut dem monatlichen JOLTS-Report (Job Openings and Labor Turnover Survey) ist die Nachfrage nach Personal in den USA überraschend deutlich gestiegen. Die Zahl der offenen Stellen legte Ende November auf rund 8,1 Millionen zu, von 7,8 Millionen im Vormonat. Experten hatten dagegen mit einem Rückgang auf 7,7 Millionen gerechnet.
Eigentlich wünscht sich die US-Notenbank (Fed) keine deutliche Stärkung des Arbeitsmarktes, weil sie die Inflation weiter nach unten bekommen möchte. Denn eine höhere Nachfrage nach Arbeitskräften könnte zu Lohnanstiegen, einem höheren Konsum und dadurch steigender Inflation führen.
Hinweis auf stärker steigende Preise
Und diese zeichnet sich in den Daten vom Institute for Supply Managament (ISM) auch schon ab. Der Einkaufsmanagerindex für den Service-Sektor der USA stieg auf 54,1 Punkte, von 52,1 im Vormonat. Experten hatten "nur" einen Anstieg auf 53,5 Zähler erwartet.
Die Wirtschaft läuft in diesem wichtigen Bereich (Dienstleistungen machen etwa 70 % des BIP aus) also weiterhin rund, mit sogar wieder zunehmendem Tempo. Denn die Schwelle, die zwischen Expansion und Kontraktion unterscheidet, liegt bei ca. 50.
Dadurch haben die Anbieter offenbar die Möglichkeit, die Preise anzuheben – sogar kräftig. Der entsprechende Teilindex sprang von bereits hohen 58,2 Punkten im Vormonat auf 64,4 Zähler und erreichte damit das höchste Niveau seit Februar 2023.
Experten hatten dagegen mit einem leichten Rückgang auf 57,5 gerechnet, was immer noch deutlich oberhalb der 50er-Wachstumsschwelle gewesen wäre und somit relativ stark steigende Preise bedeutet. Dadurch wurden die Anleger gestern auf dem falschen Fuß erwischt und mussten sich dadurch umpositionieren.
Steigende Zinsen werden eine zunehmende Konkurrenz für Aktien
Die Zinssenkungserwartungen wurden nach unten korrigiert, die Renditen am Anleihemarkt stiegen entsprechend weiter an. Die vom Markt vielbeachtete 10-jährige US-Staatsanleihe erreichten mit einem Kupon von aktuell 4,676 % (im Hoch sogar mehr als 4,7 %) beinahe das Hoch vom April 2024. Auf dem Weg dorthin ist die Rendite auch aus dem alternativen Abwärtstrendkanal (rot im folgenden Chart) nach oben ausgebrochen und in den alten Aufwärtstrendkanal (grün) zurückgekehrt (siehe grüner Pfeil).
Schon am 19. Dezember hatte ich die Befürchtung geäußert, dass es womöglich gar nicht zu einer moderaten Abwärtstendenz bei den Renditen kommt, sondern sie im Rahmen einer Seitwärtstendenz auf hohem Niveau verbleiben (siehe "Lieferte die Fed den Sargnagel für die diesjährige Rally?"). Und da steigende Zinsen eine zunehmende Konkurrenz für den Aktienmarkt darstellen, gaben die Aktienkurse gestern erneut kräftig nach.
Trump soll umfassende Zölle planen
Zusätzlich gedrückt wurden die Kurse gestern von der Meldung, dass der künftige US-Präsident Donald Trump angeblich die Ausrufung einer nationalen Wirtschaftsnotlage erwägt, um eine rechtliche Grundlage für umfassende Zölle zu schaffen.
Auch das widerspricht der These, dass die Kursgewinne vom Jahresbeginn von der Hoffnung auf moderatere Zollpläne getrieben waren. Jedenfalls sind diesbezügliche Berichte weiterhin fragwürdig.
Die Märkte preisen weniger Zinssenkungen ein
Kein Wunder, dass von den Märkten inzwischen nur noch eine Zinssenkung der Fed um 25 Basispunkte in diesem Jahr vollständig eingepreist ist. Diese wird aber sehr wahrscheinlich nicht auf der anstehenden Notenbank-Sitzung am 29. Januar erfolgen. Der Markt rechnet aktuell nur zu 4,8 % mit einem Zinsschritt, nachdem es am 19. Dezember mit 8,6 % immerhin noch fast doppelt so viel war.
Und eine Zinssenkung wird wohl auch nicht im ersten Quartal erfolgen. Denn für die Sitzung am 19. März hat sich die Wahrscheinlichkeit einer Senkung um 25 Basispunkte von 45 % auf 41 % verringert.
Selbst für den 7. Mai liegt die Wahrscheinlichkeit eines solchen Schrittes nur bei 43,9 %. Und einer weiteren Zinssenkung im noch jungen Jahr 2025 messen die Investoren nur noch eine Wahrscheinlichkeit von etwa 50 % bei.
Das liegt unter den Erwartungen der Währungshüter, die mehrheitlich von Zinssenkungen um 50 Basispunkte ausgehen. Und solange die Märkte diese Tendenz beibehalten, dürften es Aktien schwer haben, an die Erfolge des vergangenen Jahres anzuknüpfen, ja sogar weitere deutliche Rücksetzer zu verhindern.
Bislang bewegen sich die Aktienmärkte seit Jahresbeginn relativ stabil und in den USA volatil seitwärts. Ein neuer Trend ist also noch nicht gefunden. Es bleibt also abzuwarten, in welche Richtung zum Beispiel der Dow Jones aus seiner möglichen Dreiecksformation ausbricht.
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