Kommentar
08:09 Uhr, 09.09.2014

Referendum in Schottland: Britisches Pfund unter Beschuss

Der Tag der Wahrheit naht. Am 18. September wird in Schottland abgestimmt. Bisher schien es fast sicher, dass die Schotten mehrheitlich gegen die Unabhängigkeit stimmen. Seit dem Wochenende ist das wieder anders.

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Am Wochenende erreichte die Zustimmung zur Unabhängigkeit Umfragen zufolge erstmalig mehr als 50%. Mit anderen Worten: wäre am Wochenende abgestimmt worden, dann wäre Großbritannien jetzt um eine Region ärmer. In 10 Tagen kann noch viel passieren. Die Briten lassen sich gerade einiges einfallen. Steuergeschenke und sonstige Bestechungsversuche werden gerade öffentlich an die Schotten herangetragen. Ob das wirkt, ist noch ungewiss. Schottland ist immerhin eine reiche Region. Ob es ihr ohne den Rest der Insel besser geht, sei dahingestellt. Ziemlich klar erscheint allerdings, dass es England ohne die Schotten schlechter gehen könnte. Anders sind die platten Methoden von Geldgeschenken kaum zu erklären.

Als Kontinentaleuropäer kann man sich da ein klein wenig Schadenfreude fast nicht verkneifen. Großbritannien und die EU sind seit jeher auf Konfrontationskurs. Man fragt sich manchmal wirklich, wieso London nicht schon längst den Schlussstrich gezogen hat. Wenn man sich die aktuelle Entwicklung anschaut, dann weiß man, wieso.

Die EU versucht die Briten genauso zu besänftigen und vom Sinn der EU zu überzeugen, wie es die Briten gerade mit den Schotten versuchen. Die Argumente sind genau die gleichen: "In der Gemeinschaft sind wir stärker. Wir profitieren doch voneinander. usw." Nun, die Briten wollen Europa nicht so wirklich und die Schotten wollen Großbritannien nicht so recht. London muss jetzt ein wenig der eigenen Medizin schmecken. Die scheint recht bitter zu sein.

Nach der Schadenfreude wieder zurück zum Pfund: es fällt wie ein Stein. Gegenüber dem USD ist das besonders gut zu sehen, aber selbst gegen den Euro, der gerade nicht mit Stärke glänzt, verliert das Pfund. Selbst die Geldschwemme in Japan bringt aktuell nichts. Auch hier verliert GBP. Es lassen sich noch viele Währungen anführen. Der Punkt ist überall der gleiche. Das Pfund und auch die Politik kommen stark unter Druck. Dabei muss man ehrlicherweise sagen, dass niemand weiß, was die tatsächlichen Auswirkungen sind, wenn Schottland die Unabhängigkeit erklärt.

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Ich kann mir gut vorstellen, dass der Abwärtstrend vom Pfund bis kurz vor Abstimmung weitergeht. Dann lässt sich dort eine spekulative Longposition auf GBP eingehen - vorzugsweise gegenüber dem US Dollar, der sich gerade in einer Aufwertungsrunde befindet. Spaltet sich Schottland dann nicht ab, gibt es eine Rallye. Kommt die Unabhängigkeit, dann dürfte schon viel eingepreist sein und auch für diesen Fall evtl. eine Rallye folgen, ganz dem Motto: Buy on bad news.

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1 Kommentar

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  • Investor
    Investor

    ​Herr Schmale,

    unabhängig von der guten trading Idee cable short zu gehen, ist meines Erachtens die Wahl in Schottland nicht der Grund dafür. Eigentlich sehen wir alle Währungspaare zu USD (GBP, CAD, CHF, JPY, ....) einen extrem starken USD. Momentan wird massiv Geld nach USA gebracht.

    Nach meinem Gefühl wird eine schottische Unabhängigkeit noch nicht durch die Märkte eingepreist. Weder die Zinsen noch FTSE zeigen bisher deutliche Reaktionen.

    Eigentlich müsste sich jetzt auch an den nicht-amerikanischen Aktienmärkte Korrekturen zeigen wenn Geld abfliesst. Laut MoneyFlow Index wird auch aus dem DAX Geld abgezogen. Dafür hält er sich überraschend stark.

    08:43 Uhr, 09.09.2014

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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