Kommentar
12:24 Uhr, 06.10.2022

Pfund und britische Aktien: Wenn sich die Geschichte wiederholt

Weder das britische Pfund noch die Wirtschaft erwecken derzeit einen soliden Eindruck. Es wäre aber nicht das erste Mal, dass eine britische Währungskrise eine große Gelegenheit darstellt.

Erwähnte Instrumente

  • GBP/USD
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  • FTSE 100 - WKN: 969378 - ISIN: GB0001383545 - Kurs: 7.018,92 Pkt (TTMzero Indikation)

Dafür, dass das britische Pfund eine der wenigen globalen Reservewährungen ist, hat es eine bemerkenswert volatile Geschichte. Fast 5 % der globalen Reserven werden in Pfund gehalten. Das sind zwei Prozentpunkte mehr als im chinesischen Yuan gehalten werden, obwohl Chinas Wirtschaft deutlich größer ist.

Der Anteil des Pfunds an den Reserven ist im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung überproportional. Man kann allerdings argumentieren, dass dies historische Gründe hat. Lange Zeit war das Pfund global die wichtigste Währung. Wer jedoch historisch argumentiert, darf nicht nur auf Großbritannien als Weltmacht vor über 100 Jahren blicken, sondern auf die Währungsgeschichte der vergangenen Jahrzehnte.

Großbritannien und das Pfund haben eine lange Geschichte an Währungskrisen. 1967 kam es zu einer Abwertung des Pfunds aufgrund einer Leistungsbilanzkrise. Die Leistungsbilanz war stark negativ. Eine negative Bilanz führt dazu, dass ein Land mehr ausländische Währungen kaufen muss, als andere Länder das Pfund nachfragten. Um die Währung stabil zu halten, muss die Notenbank kontinuierlich intervenieren. Oftmals führt früher oder später kein Weg an einer Abwertung vorbei.

Die 70er Jahre waren für alle Länder schwierig, insbesondere aber für Großbritannien. Die Inflationsrate lag bei 25 % und der Staat war stark defizitär. Durch eine Währungs- und Fiskalkrise musste Großbritannien sogar um einen Kredit beim Internationalen Währungsfonds bitten.

1992 verließ Großbritannien nach nicht einmal zwei Jahren das Europäische Währungssystem, bei dem die Wechselkurse in einem engen Band stabil gehalten werden sollten. Zunächst versuchte die Notenbank den Wechselkurs durch Interventionen zu verteidigen. Der Versuch scheiterte.

Nach dem Brexit-Referendum und in den vergangenen Wochen kam es wieder zu einer starken Abwertung des Pfunds. Die Notenbank intervenierte dieses Mal nicht direkt im Markt oder zumindest hat sie dies nicht öffentlich getan. Angesichts der vielen Fehlschläge der Vergangenheit machen Interventionen auch keinen Sinn.

Alle Krisen verbindet eine Gemeinsamkeit. Der Aktienmarkt fiel vor Eskalation der Krise. Eskalierte die Lage erst, konnte der Aktienmarkt in der Folge überdurchschnittlich hohe Renditen ausweisen. Aktuell kann man sagen, dass die Eskalation stattgefunden hat bzw. im Gange ist.

Wiederholt sich das historische Muster, wären sowohl Pfund als auch der Aktienmarkt interessant. Die Krise ist aber möglicherweise noch nicht ausgestanden. Britische Regierungen haben eine Tradition ihren eigenen Weg zu gehen, ob dieser für die Währung Sinn macht oder nicht. Im November könnte es nochmals kritisch werden, wenn die mittelfristigen Budgetpläne offengelegt werden.

Clemens Schmale

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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