Kommentar
06:58 Uhr, 16.05.2018

CFDs: Gleichzeitig long und short? Keine gute Idee

Gleichzeitig long und short in einem Basiswert gehen? Was bei uns in der Redaktion als "shlong" oder "lort" als Spaß durchgeht, wird tatsächlich von Tradern praktiziert.

Es gibt erstaunlich viele CFD-Trader, die auf den Pseudo-Hedging-Zug aufspringen.

Um was geht es?

Angenommen man ist 10 CFD im DAX long. Nun fällt der Kurs, man gerät in den Verlust. Es gibt viele Trader, die ein psychologisches Problem damit haben, Verlustpositionen zu schließen.
Die "Lösung": Man eröffnet einfach die Gegenposition (10 CFD short), in der Hoffnung, im weiteren Verlauf beide Positionen im Gewinn schließen zu können.

Ab dem Zeitpunkt der Eröffnung der Gegenposition ist der Trader netto neutral aufgestellt, hält aber aus Sicht des Brokers 20 CFDs (10 long, 10 short). Und der Broker kassiert, wenn man overnight hält. Und zwar gleich doppelt. Im Screenshot sehen Sie beispielhaft die aktuellen Finanzierungskosten von Marktführer CMC Markets.

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Was das konkret bedeutet, wenn man die Positionen nun länger hält, können wir leicht errechnen.

20 CFD entsprechen (ich unterstelle der Einfachheit halber 13000 DAX-Punkte als Einstieg ) einem Gegenwert von 260 TSD EUR, da 1 DAX-Punkt einem EUR pro CFD entspricht.

Ich nehme ferner an, dass der Hebel 20 sei und damit 95 % durch den Broker finanziert werden=247 TSD EUR.

Die Finanzierungskosten p.a. betragen derzeit also: 247000 EUR*0,5*2,129 % (=Longanteil)+247000 EUR*0,5*2,871 % (=Shortanteil)=6175 EUR.

Wohlgemerkt, wir reden von einer netto neutralen Positionierung des Traders und einer an sich harmlosen Positionsgröße von brutto 20 CFD. Bei brutto 200 CFD sprechen wir schon von rund 5000 EUR Finanzierungskosten pro Monat!

Dieser Effekt kommt natürlich nur zum Tragen, wenn man nicht nur intraday handelt. Denn intraday gibt es keine Finanzierungskosten.

Weil die Nachfrage nach diesem "Feature" so groß wurde, haben mehr und mehr CFD-Broker die Möglichkeit dazu eröffnet. Früher war es üblich, dass man einen Long einfach nur schließen konnte, aber nicht noch zusätzlich eine Short-Eröffnung möglich war!

Für die Broker ist das eine tolle Sache.

Wenn der Trader je 10 CFD short UND long ist, muss der Broker nichts hedgen. Die Risiken der beiden Positionen heben sich ja auf. Er kassiert aber doppelt Finanzierungsgebühren (und natürlich auch 2 mal den Spread bei Eröffnung/Schließung des Trades).

Ich will nicht abstreiten, dass dieser Ansatz intraday oder auf sehr kurze Zeit aus psychologischer Sicht und/oder aufgrund der Technik von Tradesabwicklungen für manche Trader dennoch irgendwie Sinn machen kann. Trotzdem gibt es absolut NICHTS, was diese "Strategie" abbilden kann, das man nicht auch auf konventionellem Wege schaffen kann - auch wenn man in verschiedenen Timeframes unterwegs ist.

Echtes Hedging

Verwechseln Sie dieses Pseudo-Hedging bitte nicht z.B. mit den Absicherungen für Aktien-Portfolios, wie ich Sie hier beschrieben habe.
Hedging kann oft durchaus Sinn machen. Aber von den Pseudo-Hedges würde ich die Finger lassen - außer, Sie wollen dem Broker etwas Gutes tun.

Und wenn Sie unbedingt trotzdem "hedgen" wollen?

Dann lesen Sie diesen Artikel: Denn es gibt eine günstigere Alternative

2 Kommentare

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  • Bruti76
    Bruti76

    Hat das denn die ESMA noch nicht verboten ? Sowas aber auch ...

    17:30 Uhr, 27.05.2018
  • Burnboy
    Burnboy

    zuzüglich dem Spread von 20/30 Euro für den Hedge gem. obigem Beispiel

    09:59 Uhr, 26.05.2018

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn
Freier Finanzjournalist

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3.
Daniel Kühn interessiert sich vor allem für Small und Mid Caps, Technologieaktien, ETFs, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie für makroökonomische Themen.

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