Kommentar
14:30 Uhr, 23.01.2018

Privatanleger: All in!

Lange Zeit galt dieser Bullenmarkt als der unbeliebteste aller Zeiten. Es wollte einfach keine gute Stimmung aufkommen. Das ist Geschichte. Vor allem Privatanleger sind erwacht.

Der eine oder andere Stimmungsindikator zeigt immer noch keine übermäßige Gier und Euphorie an. Entsprechend sehen viele Analysten auch noch keine Topbildung bei Aktien. Es fehlt einfach der Überschwang, der ein Top normalerweise begleitet.

Persönlich bin ich anderer Meinung. Die Stimmung ist inzwischen sehr viel besser als viele glauben und noch wichtiger als die Stimmung ist das, was Anleger in der Realität tun. Viele argumentieren, dass noch immer haufenweise Cash an der Seitenlinie wartet, um in den Markt zu strömen. Dieses Cash gibt es schlichtweg nicht.

Umfragen unter Fonds- und Investmentmanagern bestätigen, dass die Cash-Allokation auf Rekordtiefs gefallen ist. Da kann man gleich einwenden: klar sind die Profis im Markt, aber was ist mit den Privatanlegern?

Privatanleger sind inzwischen all-in. Die Umfrage der Association of American Individual Investors zeigt, dass die Investitionsquote derzeit so hoch ist wie zuletzt kurz vor dem Platzen der Internetblase (siehe Grafik). 72 % des Anlagevermögens steckt in Aktien. Nur noch 13 % werden als Cash gehalten. Selbst während der Spekulationsmanie vor fast 20 Jahren war der Cashbestand höher.

Auch der Anteil an Anleihen ist vergleichsweise niedrig. Privatanleger können nicht mehr viel in Aktien umschichten. Sie sind bereits hochgradig investiert. Mehr geht kaum noch. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass der Investitionsgrad erst in den letzten paar Monaten nach oben gesprungen ist. Davor stagnierte er fast drei Jahre lang.

Die Weigerung, die Investitionsgrade nach oben zu fahren, hat zu dem Bild des unbeliebten Bullenmarktes geführt. Fairerweise muss man allerdings sagen, dass ein Investitionsgrad von 2/3 in Aktien nun auch nicht übertrieben konservativ ist.

Die Zurückhaltung hat nun jedenfalls definitiv ein Ende gefunden. Es zeigt sich dabei wieder einmal, dass Privatanleger vor allem am Ende eines langanhaltenden Trends ihre Investitionsgrade nach oben fahren, anstatt zu Beginn eines Trends voll investiert zu sein und mit der Zeit Gewinne zu realisieren.

Immerhin: der Trend zu höheren Investitionsgraden ist noch intakt. Vor einem Top war in der Vergangenheit zumindest eine Stagnation ersichtlich. Der Markt kann also noch ein klein wenig von Privatanlegern getragen werden, die jetzt panisch noch Aktien kaufen.

Clemens Schmale

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16 Kommentare

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  • Arktishecht
    Arktishecht

    Den Deutschen sitzt noch die Dot-Com-Welle sowie das Telekom-Rabatt-Aktienprogramm im Nacken. Weiterhin fehlen wirklich Experten, die seriöse und sinnvolle Aktienempfehlungen abliefern. Der Großteil zockt oder orakelt. Hinzu kommt eine Steuergesetzgebung, die ihren Namen nicht verdient. Abzockerei würde ich das seriös ausdrücken. Doppelbesteuerung beim Unternehmen und beim Aktionär. Altersvorsorge-Gedanke haben die Politiker bis heute nicht begriffen und ob sie es jemals begreifen werden. Außerdem wären Anreize für die junge Generation dringendst notwendig, womit wir wiederum ganz oben anfangen. Tja, Germany, good night.

    19:17 Uhr, 23.01. 2018
  • Sascha Huber
    Sascha Huber Experte für Kryptowährungen

    Der NAAIM Exposure Index, der die Investitionsquote institutioneller Anleger anzeigt, sagt aber zumindest was die Profis angeht etwas anderes. Somit steht wohl in der Tat noch viel, institutionelles, Geld am Seitenrand: https://www.naaim.org/programs...

    18:08 Uhr, 23.01. 2018
  • Trash
    Trash

    Schreibe Sie jetzt über Amerika oder Europa (Deutschland). Soviel mir bekannt besitzt in Deutschland kaum jemand Aktien. 40 Prozent liegen auf Sparbüchern oder Cash. Privat besitzt der Deutsche gerade mal 6 Prozent an Aktien. Von den 14 Prozent liegt das meiste in Fonds - auch Mischfonds. Das war zu Dot-Com-Zeiiten weit mehr. In Amerika ist die Aktienquote sicher viel höher. Hier werden Aktien traditionell als Rentenabsicherung gekauft. Davon sind wir hier leider noch meilenweit entfernt. Sieht man auch am Performance-Vergleich zwischen Dow Jones und Dax Kursindex.

    17:50 Uhr, 23.01. 2018
  • Master Robin
    Master Robin

    Der steigende EUR bzw. fallende USD zeigt, dass US-Anleihen verkauft werden. Nicht um das Geld liegen zu lassen, sondern um Aktien zu kaufen - nicht zuletzt aufgrund der US-Steuerreform. Das alles machen wohl kaum nur Privatanleger.

    16:41 Uhr, 23.01. 2018
  • docmartens
    docmartens

    Interessanter Artikel, der bei aller Euphorie auch substanzielle Risiken aufzeigt. Den Vergleich mit der Dotcom-Blase halte ich allerdings auch nur für bedingt tauglich und sehr selektiv. Damals hatten wir es ja vor allem mit wertlosen Unternehmen zu tun, die dank der euphorisierten Masse exorbitante Marktkapitalisierungen erreichten. Wenn man bspw. allein die KGV-Entwicklung betrachtete, wäre noch massig Luft nach oben. Nicht zu investieren, ist auch keine Lösung.

    15:23 Uhr, 23.01. 2018
    1 Antwort anzeigen
  • netzadler
    netzadler

    "Die Aktionärsquote in D beträgt gegenwärtig 14%, in den USA bestenfalls 25%".

    berücksichtigen Sie bitte, dass schätzungsweise mindestens 50% der Bevölkerung überhaupt kein Geld übrig haben zum investieren.

    "Ich erkenne auch kaum Presseberichte, die vom ewigen Boom berichten und die Bevölkerung zum Kaufrausch aufrufen."

    also ich höre schon seit dem beginn der nullzinsen aus allen ecken, dass Aktien alternativ los seien

    14:59 Uhr, 23.01. 2018
  • Merl
    Merl

    Genieße die Hausse. SORGEN KANN MAN SICH AB Mai machen!

    14:46 Uhr, 23.01. 2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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