Kommentar
14:10 Uhr, 25.11.2016

Ohne Krieg kein Wachstum…

Weil der militärische Komplex in unserem Wirtschafts- und Finanzsystem immenses Gewicht hat, darf er nicht ausfallen. Es klingt völlig pervers, doch genauso ist es...

Manche träumen gerade davon, dass sich mit dem neuen US-Präsidenten einiges ändern wird. Ein Leser verstieg sich kürzlich gar zu der Prognose, Donald Trump werde die Kriege auf diesem Planeten beenden. Die massiven Kosteneinsparungen, die damit verbunden wären, würden Amerika wieder groß und international erfolgreich machen.

Ein schöner Traum, der mit der Realität leider nicht das Geringste zu tun hat. Mit seinen ersten mutmaßlichen Personalentscheidungen lässt Donald Trump ja auch gerade durchblicken, dass er überhaupt nicht daran denkt, gravierende Veränderungen einzuleiten. Und schon gar kein Ende der Kriege.

Warum die Vereinigten Staaten unter dem heute herrschenden und durch Washington selbst inszenierten Finanz- und Wirtschaftsterror geradezu „gezwungen“ sind, auf der ganzen Welt militärische Konflikte anzuzetteln und diese immer weiter zu befeuern, das sollen einige Zahlen verdeutlichen:

Im Jahr 2009 unterhielten die USA 716 Militärstützpunkte in 38 Ländern der Erde. In über 100 weiteren Staaten sind US-Soldaten militärisch präsent.

Allein das Heer der US-Armee verfügte im Fiskaljahr 2010 über rund 560.000 aktive Soldaten. Bei Einbeziehung der beiden Reserveinstanzen errechnet sich eine Stärke von rund 1,1 Millionen Soldaten. Hinzu kommen über 250.000 zivile Mitarbeiter. Das heißt, der Broterwerb von rund zwei Millionen Menschen hängt an den Militärausgaben allein für das US-amerikanische Heer.

Hinzu kommen 325.000 US-Marinesoldaten sowie 108.000 Reservisten (2014). Im United States Marine Corps stehen weitere 200.000 aktive Soldaten und knapp 40.000 Reservisten (2011) unter Waffen.

Die US-Luftwaffe schließlich umfasst 346.000 Soldaten sowie 145.000 zivile Mitarbeiter.

Das heißt, seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs haben die USA ein weltumspannendes Militärimperium von historisch einzigartiger Dimension errichtet.

So etwas kostet natürlich, nämlich rund 600 Milliarden US-Dollar jedes Jahr: Global betrachtet verfügt das US-Militär damit über einen höheren Etat als die acht (!) nächstgrößten Militärapparate zusammen. Die folgende Grafik spricht für sich selbst:

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Warum auch unter Donald Trump überhaupt nicht daran zu denken ist, dass dieser gigantische Militärapparat eingedampft wird, macht eine Äußerung des designierten Präsidenten vom 21. März dieses Jahres deutlich. Die Eiszeit mit dem Iran, die Trump seinerzeit angekündigt hatte, flankiert von einer Kündigung des Atomabkommens mit dem Land, lässt erahnen, wohin die Reise in Nahost unter Trumps Präsidentschaft führen wird:

Die Schwerpunkte der Konflikte werden sich lediglich verlagern.

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So ist es natürlich kein Zufall, dass in den vergangenen Jahren mit Saudi-Arabien ausgerechnet einer der wichtigsten Nachbarn und erklärter Feind des Iran hochgerüstet wurde. Von wem? Na raten Sie mal.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Saudi-Arabien bezogen auf die Wirtschaftsleistung höhere Militäraufwendungen ausweist, als jedes andere Land der Welt. Die folgende Abbildung ist da ziemlich eindeutig und sie lässt erahnen, welches der nächste Konfliktherd sein wird: Eine Auseinandersetzung zwischen Iran und Saudi-Arabien könnte ganz im Sinne des Finanzkartells die nächste Eskalationsstufe im Nahen Osten einleiten. Die Saudis werden dann ganz schnell wieder Ersatzwaffen benötigen. Was für ein prächtiges Geschäft!

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Nach dem Willen von Donald Trump soll außerdem der Kampf gegen den Islamischen Staat intensiviert werden. Nach einem Ende der Kriege hört sich das alles nun überhaupt nicht an.

Natürlich nicht, denn schon aus ökonomischer Sicht kann es dieses Ende gar nicht geben, jedenfalls nicht, solange Goldman Sachs und Konsorten die eigentlichen Drahtzieher auf diesem Planten sind. Dazu nochmals einige Zahlen:

Der Anteil der Waffenindustrie am BIP der Vereinigten Staaten liegt heute bei knapp vier Prozent. Das heißt, ohne die Militärausgaben würde die US-amerikanische Wirtschaftsleistung um rund vier Prozent einbrechen. Und zwar dauerhaft. Vier Prozent klingt vielleicht harmlos, ist es aber nicht. Mit welchen Dimensionen wir es hier zu tun haben, das zeigt ein Blick in die Geschichtsbücher:

In Deutschland war die Rezession 2009 mit einem Einbruch um 5,0 Prozent die schwerste der Nachkriegszeit. Der bis dahin schwerste Konjunkturrückgang wurde während der Ölkrise im Jahr 1975 registriert. Damals war ein Minus von lediglich 0,9 Prozent (!) verzeichnet worden. Im ebenfalls schwachen Krisenjahr 2008 war die deutsche Wirtschaft um 1,3 Prozent gewachsen.

http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/rezessionsjahr-der-ganz-grosse-absturz-1.63535 

Mit anderen Worten: Ein Konjunktureinbruch in den USA von rund vier Prozent, und das nicht nur einmalig, sondern dauerhaft, wäre für die globale Wirtschaft vor dem Hintergrund der aktuellen Verschuldungslage eine gigantische Katastrophe, die das gesamte schuldenfinanzierte Kartenhaus sofort zum Einsturz bringen würde.

Ein Offenbarungseid wäre „plötzlicher Frieden“ auch für den US-amerikanischen Arbeitsmarkt: Rechnet man die zivilen Beschäftigten hinzu, dann hängt in den USA der Lebensunterhalt von rund 3,3 Millionen Menschen von den Ausgaben für das Militär ab.

Im Oktober 2016 waren in den USA saisonbereinigt rund 7,9 Millionen Menschen arbeitslos. Das heißt, würde man morgen die US-Streitkräfte auflösen, weil plötzlich keine Kriege mehr geführt werden, würde die Zahl der Arbeitslosen in den USA auf einen Schlag um 42 Prozent ansteigen.

Und was ist mit Deutschland? Hier erzeugt die Bundesregierung so genanntes "Wirtschaftswachstum" durch Waffenexporte in Milliardenhöhe, Auslandseinsätze der Bundeswehr in allen möglichen Krisenregionen, sowie durch die Koordination von Drohneneinsätzen vom US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein aus - und verstößt damit permanent gegen Artikel 26 Grundgesetz. Sonst noch Fragen?

Natürlich sind das alles hypothetische Zahlen, die aber zeigen, wie „wichtig“ Militär- und Kriegsausgaben in unserem vollkommen geisteskranken Wirtschafts- und Finanzsystem sind:

Fallen sie weg, würde das sofort eine schwere Depression auslösen.

Andauerndes Wachstum ist das Lebenselixier unseres Finanzsystems und weil der militärische Komplex in diesem System ein derart hohes Gewicht hat, darf er nicht ausfallen. Es klingt völlig pervers, aber genauso ist es. Man möchte sich gar nicht vorstellen, was unsere Enkel dazu einmal sagen werden, denn unübersehbar läuft die Zeit dieses Irrsinns allmählich ab.

Wenn Sie nun meinen, dass wir doch total verrückt sein müssen, so etwas zuzulassen, dann haben Sie natürlich vollkommen Recht.

Die Formel des Wahnsinns ist denkbar einfach. Sie lautet:

Zinsgeldmonopol = Schuldenwachstum = Wachstumszwang = Kriegszwang.

So sieht unsere Welt heute aus.

Die Schlussfolgerung liegt auf der Hand - und ist gleichzeitig so weit entfernt: Sollte die träge Masse diese Zusammenhänge irgendwann begreifen und auf die Straße gehen, um ein Ende des Zinsgeldmonopols der Banken einzufordern, besteht die realistische Chance auf ein Ende der Kriege, der Zinsknechtschaft, wie auch der Flüchtlingsströme.

Sonst nicht.

Denken Sie darüber nach…

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG. Weitere Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de