Kommentar
20:56 Uhr, 02.02.2016

Ölpreis wieder im Crash-Modus

Die Hoffnungen auf Produktionskürzungen haben sich in Luft aufgelöst. Russland produzierte im Januar so viel Öl wie seit dem Zerfall der Sowjetunion nicht mehr. Das widerspricht zwar keiner zukünftigen Kürzung, doch Kommentare aus Russland und OPEC-Ländern machen das Vorhaben unwahrscheinlich.

Erwähnte Instrumente

  • WTI Öl
    ISIN: XC0007924514Kopiert
    Kursstand: 30,04 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Brent Crude Öl
    ISIN: XC0009677409Kopiert
    Kursstand: 32,78 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • WTI Öl - WKN: 792451 - ISIN: XC0007924514 - Kurs: 30,04 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation)
  • Brent Crude Öl - WKN: 967740 - ISIN: XC0009677409 - Kurs: 32,78 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation)
  • BP PLC Reg. Shares (ADRs)/6 DL -,25 - WKN: 850518 - ISIN: US0556221044 - Kurs: 29,006 $ (NYSE)
  • Chevron Corp. - WKN: 852552 - ISIN: US1667641005 - Kurs: 81,780 $ (NYSE)

Aktien von Ölunternehmen werden heute abgestraft. Der wieder in sich einstürzende Ölpreis ist nur einer der Gründe. Einige Unternehmen haben Zahlen vorgelegt und die sehen richtig schlecht aus. BP schrieb im vergangenen Jahr einen Verlust von 6,5 Mrd. Dollar. Ein Grund für den hohen Verlust waren unter anderem die Nachwirkungen der Ölkatastrophe im Gold von Mexiko.

BP zeigt in der Bilanz Verluste aus der Katastrophe von 11,7 Mrd. USD im vergangenen Jahr. Ohne diese Verluste hätte BP einen Gewinn von knapp 6 Mrd. geschrieben. Für Aktionäre ist das nur ein geringer Trost, denn mit diesem Gewinn kann BP noch nicht einmal seine Dividenden von aktuell 6,7 Mrd. pro Jahr finanzieren.

Es lassen sich auch sonst viel Negatives in die Zahlen lesen. Der Gewinn vor Sonderbelastungen ist im Förderbereich (Upstream) nur noch minimal. Das Unternehmen weist hier einen Gewinn von 1 Mrd. aus. Im Raffineriegeschäft (Downstream) liegt der Gewinn bei 7,5 Mrd. und ist damit 3 Mrd. über dem Vorjahresniveau. Der Downstream Bereich gewinnt durch die niedrigen Ölpreise, kann aber den Rückgang im Upstream Bereich nicht ausgleichen. Hier lag der Rückgang bei 14 Mrd.

Bei den Ölpreisen zu Beginn 2016 kann man sich vorstellen, dass BP im Upstream Bereich dieses Jahr mit Verlusten beginnen wird. Nach schlechter geht es dem Konkurrenten Chevron. Nach einem Gewinn von 17 Mrd. im Upstream Bereich 2014 fiel 2015 ein Verlust von 2 Mrd. an. Der Downstream Bereich brachte mit 7,6 Mrd. gut 3 Mrd. mehr ein als im Vorjahr. Der Gesamtgewinn sank von knapp 20 Mrd. auf unter 5 Mrd.
Nach den Zahlen verlieren die Aktien von BP und Chevron kräftig. Nur einer der Ölriesen hält sich wacker: Exxon. Exxon schrieb im 4. Quartal 2015 einen Gewinn von 2,78 Mrd. und im Gesamtjahr gut 16 Mrd. Gewinn. Damit deklassiert Exxon seine Konkurrenten regelrecht. Die Quartalsgewinne sinken zwar mit dem Ölpreis (Grafik 1), doch Exxon ist so gut diversifiziert, dass das schwächelnden Upstream Geschäft noch ausgeglichen werden kann.

Grafik 2 zeigt den Gewinn nach Segmenten. Die Ölförderung in den USA ist für Exxon inzwischen ein Verlustbringer. International bringt der Bereich noch 8 Mrd. ein. Selbst bei den noch einmal tieferen Preisen in diesem Jahr sollte Exxon keine Verluste im Upstream Bereich schreiben. Das unterscheiden das Unternehmen von den meisten anderen.

Die Bereiche Raffinerien (Downstream) und Chemie sind sehr solide und können zumindest einen Teil des Gewinnrückgangs im Upstream Bereich auffangen. Exxon kann selbst bei den derzeit extrem niedrigen Preisen 2016 noch einen Gewinn von gut 10 Mrd. erwirtschaften und hat damit die Finanzierung seiner Dividende gesichert. Andere können das nicht behaupten.

Die Aktie von Exxon hält sich entsprechend gut. Anleger lassen sich nicht breitschlagen die Aktie fallenzulassen. Die Stabilität des Unternehmens ist wirklich bemerkenswert. Das liegt unter anderem an einer sehr geschickten Strategie. Exxon investiert relativ wenig in die Erschließung neuer Vorkommen. Stattdessen nutzen sie niedrige Ölpreise, um andere Unternehmen aufzukaufen und sich so den Zugang zu Ressourcen zu sichern. Diese Vorkommen sind meist schon teilweise erschlossen. Exxon kauft diese Vorkommen in Krisenzeiten zu hohen Abschlägen und sichert sich so zukünftig hohe Gewinne.

Exxon dürfte 2016 oder 2017 eine größere Übernahme vornehmen, um seine Strategie fortzusetzen. Bis dahin gibt die Aktie hoffentlich noch einmal nach und fällt auf die bisherigen Tiefs zurück. Dort lohnt sich ein langfristiger Einstieg.

Passende Produkte

WKN Long/Short KO Hebel Laufzeit Bid Ask
Keine Ergebnisse gefunden
Zur Produktsuche

7 Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Frage: Kauft Draghi jetzt auch Oel? Wundern wuerde mich das nicht. Eher wo er es lagert.

    10:09 Uhr, 03.02.2016
  • Sail Away
    Sail Away

    Haben Sie schon gekauft? Das Gold aus Mexiko meine ich ;)

    21:46 Uhr, 02.02.2016

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

Mehr über Clemens Schmale
  • Makroökonomie
  • Fundamentalanalyse
  • Exotische Basiswerte
Mehr Experten