Kommentar
15:35 Uhr, 16.11.2018

Ölpreis-Crash: Hat sich ein Hedgefonds verspekuliert?

Der dramatische Crash beim Ölpreis könnte auf einen Hedgefonds zurückzuführen sein, der sich verspekuliert hat und panisch seine Positionen auflösen musste.

Erwähnte Instrumente

Ein Hedgefonds muss möglicherweise panisch seine gigantischen Long-Positionen für die US-Leichtölsorte WTI zurückfahren und hat so möglicherweise den dramatischen Crash beim Ölpreis in den vergangenen Wochen mit ausgelöst. Entsprechende Spekulationen hat ein Beitrag auf der Plattform Zerohedge befeuert.

Hintergrund der Spekulationen ist, dass ein sogenannter Spread-Trade mit einer Long-Position im Ölpreis und einer Short-Position bei Erdgas im vergangenen Jahr äußerst profitabel war und wohl von dem ein oder anderen Hedgefonds umgesetzt wurde. Die hohe Profitabilität eines solchen Trades lag nicht nur an dem deutlichen Ölpreisanstieg (siehe auch: Was ist nur mit dem Ölpreis los?), sondern auch an einer Besonderheit des Marktes für Erdgas: Bei Erdgas-Kontrakten gibt es besonders hohe Rollkosten, die auftreten, wenn ein bestimmter Terminkontrakt ausläuft und die Position auf den folgenden Kontrakt übertragen wird. Diese hohen Rollkosten bei Long-Positionen werden bei Short-Positionen allerdings zu Rollgewinnen. Wegen der hohen Rollkosten bzw. -gewinne waren Short-Positionen auf Erdgas in den vergangenen Jahren gewissermaßen ein Geheimtipp am Markt, denn diese Positionen warfen häufig auch dann einen Gewinn ab, wenn sich der sogenannte Spot-Preis für Erdgas, also der Preis für eine sofortige Lieferung, überhaupt nicht veränderte.

Doch seit Anfang Oktober war ein solcher Spread-Trade ein riesiger Verlustbringer. Nicht nur, weil der Ölpreis deutlich einbrach, sondern auch, weil der Erdgaspreis wetterbedingt plötzlich anzog.

Der plötzliche Rückfall beim Ölpreis und der plötzliche Anstieg beim Erdgaspreis könnte einen großen Hedgefonds mit einem entsprechenden Spread-Trade auf dem falschen Fuß erwischt haben, wird auf der Plattform Zerohedge spekuliert. Sollte der Fonds seine Long-Position bei WTI und seine Short-Position bei Erdgas plötzlih aufgelöst haben, so musste er in den vergangenen Tagen WTI verkaufen und Erdgas kaufen. Dies könnte aber die dramatischen Bewegungen bei beiden Basiswerten erklären. Beim Ölpreis WTI wurde die längste Verluststrecke aller Zeiten verzeichnet, während der Erdgaspreis plötzlich deutlich anzog, wie die folgenden beiden Charts zeigen.

WTI-Ölpreis
Statischer Chart
Live-Chart
Chart in stock3 Terminal öffnen
  • ()
    JFD Brokers
Erdgaspreis (Henry Hub Natural Gas)
Statischer Chart
Live-Chart
Chart in stock3 Terminal öffnen
  • ()
    ARIVA Indikation

Gegen Ende der Woche machten Spekulationen die Runde, dass der auf Erdöl spezialisierte Hedgefonds von Pierre Andurand in die Marktturbulenzen verwickelt sein könnte. Wie das "Wall Street Journal" berichtete, verlor der Andurand Commodities Fund im Oktober 20,9 Prozent. Im Gesamtjahr belief sich das Minus bis Ende Oktober auf 12 Prozent. Andurand dementierte aber, für die Marktturbulenzen verantwortlich zu sein. "Es hatte nichts mit uns zu tun", sagte Andurand dem "Wall Street Journal". "Ich glaube nicht, dass die Bewegung etwas mit einem großen Fonds zu tun hat, der in Schwierigkeiten steckt."

Andurand hatte vor einigen Monaten mit Aussagen für Schlagzeilen gesorgt, wonach der Ölpreis bald auf 100 Dollar je Barrel steigen könnte. Diese Prognose erfüllte sich offensichtlich nicht. Längerfristig hielt Andurand sogar einen Ölpreis von 300 Dollar je Barrel für möglich (siehe: WTI und BRENT bald bei 300 Dollar?).


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  • armandogui
    armandogui

    Hallo Herr Baron, es gibt auch noch andere Sichtweisen dazu: Seit November 2008 sind die Produzenten dabei, Short-Kontrakte anzuhäufen. Im Juli 2014 wurde die magische Zahl von 500.000 Kontrakten überschritten und im Januar 2018 das 1,618-fache dieser Zahl ereicht - ein Fibonacci-Vielfaches. Die Produzenten reagierten so, wie das nach Elliott schon oft bei Menschenmassen beobachtet wurde: Sie fingen an, ihre Short-Positionen zu reduzieren... und mit den Ereignissen in dieser Handelswoche ist zu erwarten, dass erst ungefär 50 % dieser Position abgebaut sind. Es wird noch weiter gehen...

    19:31 Uhr, 14.11.2018
    1 Antwort anzeigen
  • vespa
    vespa

    Aufgrund des Tiefs von gestern liesse sich ein Long-Trade mit hohem Hebel über ein KO-Zertifikat eingehen.

    Das wäre ein Versuch auf eine technische Reaktion auf den krassen Abverkauf von gestern zu reagieren.

    Das Tief von gestern hat gehalten und wurde durch den heutigen positiven Anstieg bestätigt.

    Ich werde mir das morgen im Laufe des Vormittags anschauen und eben den Long-Trade dann ggf. eingehen.

    17:45 Uhr, 14.11.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Schnutzelpuh
    Schnutzelpuh

    Ja, sehr schön. Und wie geht's jetzt weiter?

    16:31 Uhr, 14.11.2018
    1 Antwort anzeigen

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Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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