Ölmarkt: Kommt die Panik zurück?
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New York/ London (Godmode-Trader.de) - Gestern stand der US-Ölmarkt im Fokus der Weltöffentlichkeit. Erstmals in der Geschichte der US-Ölbörse Nymex, die es seit 1983 gibt, ist ein Monatskontrakt in negatives Terrain gerutscht. Der Mai-Kontrakt der US-Referenzsorte WTI pendelte sich erst bei minus 37,63 US-Dollar/Barrel ein. Dies entsprach einem Tagesrückgang von noch nie dagewesenen 306 Prozent.
Der Mai-Kontrakt läuft am heutigen Dienstag aus, so dass der Großteil des Interesses und des Volumens bereits im Juni-Kontrakt enthalten ist, der sich aktuell bei knapp über 17 Dollar/Barrel bewegt (s. Screenshot der CME zu den Crude Oil Futures Quotes).
Der Ausverkauf des auslaufenden Mai-Kontrakts wirft jedoch immer noch ein schales Licht auf den Zustand des physischen Ölmarkts. Angesichts des extremen Nachfrageeinbruchs in Zuge der Corona-Krise, füllen sich die Lagerstätten rasend schnell. Alle Longs, die im physisch lieferbaren WTI-Vertrag vom Mai übrig bleiben, müssen eingelagert werden. Am Montag gab es nun offensichtlich zahlreiche Öl-Händler, die dies nicht vorhatten und daher bereit waren, jeden Preis zu zahlen, um aus ihren Long-Positionen auszusteigen.
Die Schlüsselfrage ist nun aber, ob sich diese Art von Panik mit dem Ablauf des Juni-Kontrakts im Mai wiederholen könnte. Die Lagerproblematik dürfte sich in einem Monat angesichts des massiven Ölüberschusses nochmals verschärft haben. Denn eine nennenswerte Erholung der Nachfrage ist nicht in Sicht. Auch die beschlossenen Förderkürzungen der OPEC+ und weiterer Produzenten verpuffen wirkungslos. Die weltweite Nachfrage ist nach Schätzung von Analysten im April um ein Drittel im Vergleich zum Vorjahresmonat eingebrochen. In Zahlen heißt dies, dass die Weltwirtschaft im April 2020 rund 30 Mio. Barrel Rohöl weniger benötigt als noch im April 2019. Die beschlossenen Drosselungsvereinbarungen der OPEC+, an deren Umsetzung und Kontrollmaßnahmen ohnehin noch vieles ungeklärt ist, decken nur einen kleinen Teil des Nachfragerückgangs ab.
Ein weiterer Faktor, der den Juni-Kontrakt unter Druck setzen könnte, ist das Index-Rolling. Privatanleger haben zu den niedrigeren Preisen massiv in Öl-ETFs investiert, so dass die Indexfonds aktuell einen höheren als den üblichen Anteil am Juni-Kontrakt halten. Diese Long-Positionen müssen vor dem Auslaufen in den Juli-Kontrakt eingerollt werden, was weiteren Verkaufsdruck auf den Juni-Kontrakt ausüben könnte.
Die gestrige Ausnahmesituation wirft ihren Schatten auf mögliche Selbstbeschränkungen in den USA voraus. Die Texas Railroad Commission tritt heute zusammen. Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass sie für Produktionskürzungen im Bundesstaat Texas stimmen wird. Sollte dies der Fall sein, würde es eine gewisse Erleichterung für den Markt bedeuten. Angesichts des jüngsten Drucks auf die Preise halten die Befürworter von Produktionskürzungen gute Argumente in der Hand.
Die US-Regierung will die Situation nutzen, um ihre strategischen Reserven aufzufüllen. Es sei geplant, bis zu 75 Millionen Barrel Rohöl zu kaufen, sagte US-Präsident Trump am Montag. Er werde den Kongress um die nötigen Mittel bitten, damit sich die Regierung den "Niedrigpreis-Rekord" am Ölmarkt zunutze machen könne. „Es ist eine tolle Zeit, Öl zu kaufen", so Trump.
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